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25.04.09 / Erfolge durch Lobbyarbeit / Französische Journalistin über den Gentechnik-Giganten Monsanto

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-09 vom 25. April 2009

Erfolge durch Lobbyarbeit
Französische Journalistin über den Gentechnik-Giganten Monsanto

„Riecht das nicht förmlich nach einer Verschwörung der Schwarzen?“ fragte die „FAZ“ in ihrer Rezension des neuen Buches der französischen Journalistin Marie-Monique Robin. In ihrem Buch „Mit Gift und Genen“ hat diese eine Sammlung von teilweise unglaublichen Fakten über den Konzern Monsanto vorgelegt. Da der aktuelle Titel der Investigativjournalistin auf den Markt kam, als die Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) ihr Nein zum Anbau von Genmais in Deutschland bekanntgab, sieht die „FAZ“ darin eine mögliche Verbindung. Schließlich sitze der das Buch herausgebende Verlag in München und gelte als konservativ. Daß gleichzeitig „Greenpeace“, politisch anders ausgerichtet als die CSU, das Buch lobt und als ausgezeichnet deklariert, paßt zwar nicht in die Verschwörungs-Theorie, aber das läßt auch mal eine „FAZ“ außer acht.

Und Monsanto ist tatsächlich ein Unternehmen, das polarisiert: Der amerikanische Chemie- und Biotech-Konzern Monsanto, einst Hersteller des im Vietnamkrieg eingesetzten Entlaubungsmittels Agent Orange, ist Marktführer für gentechnisch veränderte Organismen (GVOs). Diese werden seit 30 Jahren in Pharmazie, Medizin und Forschung genutzt und seit einigen Jahren auch in der Nahrungsmittelproduktion. In erster Linie handelt es sich dabei um patentiertes Saatgut, das bisher für Mais, Tomaten, Sojabohnen und Baumwolle zugelassen wurde. Monsanto lobt sein „Sortenmaterial“, dem „in einem ersten Schritt neue Eigenschaften wie Herbizidtoleranz und / oder Insektenschutz verliehen wurden“ und das „zu erheblicher Produktivitätssteigerung bei gleichzeitig nachhaltiger Entlastung der Umwelt“ beitrage. Obwohl die vom Konzern in Auftrag gegebenen Verträglichkeitsprüfungen umstritten sind und die Details unter Verschluß gehalten werden, setzen sich seine Gentech-Nutzpflanzen weltweit durch. Die Folge: Je mehr Patente erlassen werden, desto abhängiger werden Landwirte und Züchter in der Zukunft.

An der Spitze der Anbauländer von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen steht die USA. Dort und in Kanada zeigte sich schon im zweiten Jahr des Anbaus einer durch Genveränderung gegen Herbizide resistenten Zuckerrübensorte, daß die genetische Vielfalt durch derartige Monokulturen bedroht ist. Robin berichtet über die vielfältigen, katastrophalen Folgen in Argentinien durch transgenes Soja. Das Land wurde durch große Firmen aus Santa Fé und Cordoba vereinnahmt, Wälder wurden gerodet für „Soja, und noch mehr Soja, so weit das Auge reicht“.

Der Genmais Mon 810 ist seit 1998 durch das Europäische Patentamt (EPA) zugelassen. Er produziert ein Gift gegen einen bestimmten Schädling, von dem Monsanto behauptet, es habe „nur äußerst schwache Wirkung“ auf den Menschen und andere Lebewesen. Im Gegensatz dazu enthalten unabhängige Untersuchungen Hinweise auf Gefahren, und Langzeitstudien liegen noch nicht vor. Dennoch ist der Anbau auf zunächst 4000 Hektar Fläche hierzulande durch die Entscheidung von Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner nur knapp verhindert worden. Die EU behält sich deswegen rechtliche Schritte gegen Deutschland vor. Damit nicht genug. Auch ein von Monsanto entwickeltes und an ein anderes Unternehmen verkauftes Schweinezuchtverfahren, das auf Gentechnik beruht, soll zugelassen werden. Was wie eine Orwellsche Fiktion anmutet, ist bereits Realität: Großkonzerne wie Monsanto beabsichtigen, die Nahrungsmittelproduktion weltweit zu monopolisieren. Dessen Erfolge basieren auf rücksichtslosem Geschäftsgebaren und aggressiver Lobbyarbeit.

Marie-Monique Robin ist der Ansicht, daß es infolge des „Wettlaufs um die Gene“ zu einer zuvor nicht gekannten Annäherung zwischen Wissenschaft und Industrie gekommen ist. Robin: „Den Einfluß, den ein multinationales Unternehmen wie Monsanto auf demokratische Staaten ausübt, finde ich schockierend.“ So spielt sie auf den regen Austausch zwischen Unternehmensvertretern sowie Regierungs- und Aufsichtsbehörden an, den es vor allem in den USA gegeben hat. Der Endverbraucher hat von diesen Vorgängen kaum etwas gemerkt, doch nun scheint sich etwas zu ändern: Es sind nicht mehr nur Umweltschützer, die sich gegen die Bestrebungen der Gentech-Giganten wehren. Hierzulande sind es Landwirte, Imker, Kirchen und einige Parteienvertreter, die die „Gier der großen Konzerne auf Lebewesen“ an den Pranger stellen.             D. Jestrzemski

Marie-Monique Robin: „Mit Gift und Genen“, DVA, München 2009, kartoniert, 463 Seiten, 19,95 Euro


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