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02.05.09 / Wohnungen werden knapp / Berlin: Nach Jahren der Nachfrageschwäche sinkt Leerstand im Zentrum auf nahe Null

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-09 vom 02. Mai 2009

Wohnungen werden knapp
Berlin: Nach Jahren der Nachfrageschwäche sinkt Leerstand im Zentrum auf nahe Null

In Berlin wird Wohnraum knapp. Im Innenstadtbereich steigen die Mieten bereits erheblich. Die Zeiten des Wohnraumüberangebots scheinen vorbei zu sein, befürchtet der Berliner Mieterverein. Der Senat sieht es anders. Noch immer gebe es 100000 leerstehende Wohnungen in der Stadt, sagt die rot-rote Regierung.

Wirklich? Vor einer Woche wurden die Zahlen des Verbandes der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsbauunternehmen vorgelegt, dessen Mitglieder rund 40 Prozent der Mietwohnungen in Berlin verwalten. Die Zahl der Leerstände ist von 4,6 auf 3,8 Prozent gesunken. Es ist der niedrigste Stand seit Mitte der 90er Jahre.

In Prenzlauer Berg (1,5) und Mitte (1,6) ist er so niedrig, daß dort bereits von Wohnraummangel gesprochen werden kann. In sozialen Brennpunkten wie Wedding, Außenbezirken wie Zehlendorf und Plattenbauvierteln wie Marzahn sieht es dagegen aus Sicht der Mieter besser aus. Am meisten Leerstand herrscht in Hellersdorf, einem Plattenbauviertel an der östlichen Stadtgrenze.

Auf die Mieter kommen härtere Zeiten zu. Je größer die Nachfrage, desto schneller steigen die Mieten, derzeit um 3,3 Prozent im Jahr. Trotzdem ist es möglich, in begehrter Wohnlage (beispielsweise Prenzlauer Berg) eine Dreizimmer-Wohnung für 800 Euro zu mieten oder für 250000 Euro zu kaufen. Noch.

Dieses niedrige Preisniveau hat viel mit der Entwicklung nach dem Mauerfall zu tun. Nach der Vereinigung war die Stimmung euphorisch: Berlin könne jetzt alles nachholen, was in den letzten Jahren verpaßt wurde, werde größer und wichtiger denn je und bald fünf Millionen Einwohner haben – so die damals verbreitete Einschätzung. Die Stadt an der Spree werde bald die größte Metropole zwischen Paris und Mos­kau sein. Die Illusionen kannten keine Grenzen.

Die Realität hat die deutsche Hauptstadt dann aber schnell eingeholt. Aus den explodierenden Einwohnerzahlen wurde nichts. Berlins Einwohnerzahl lag nach dem Krieg bei etwa 3,3 Millionen und war seitdem langsam gesunken.

Der Tiefpunkt war um 1980 mit gerade noch drei Millionen Einwohnern erreicht. Ab Mitte der 80er stieg die Zahl der Berliner wieder kräftig, noch während der Teilung also. 1989 lag die Zahl bei 3,4 Millionen. Sie stieg noch geringfügig weiter, erreichte aber nie die 3,5-Millionen-Grenze. Ab 1994 ging es wieder abwärts – durch Sterbeüberschüsse und Abwanderung. Erst ab 2005 ging es wieder ganz leicht aufwärts. Jetzt liegt die Zahl bei 3,43 Millionen.

Mehr Einwohner – das heißt mehr Nachfrage nach Wohnraum. Während also die Erwartungen 1990 sehr groß waren, blieb der große Bevölkerungszuwachs aus. Es gab zwar einen Bauboom, aber niemanden, der die vielen Wohnungen haben wollte. Verwalter trister Plattenbauten hatten es zeitweise sehr schwer, Mieter zu finden für ihre Wohnungen. Sie lockten Kunden mit mehreren Monaten mietfrei oder gar mit einer Mallorca-Reise als Dankeschön beim Vertragsabschluß.

Jetzt könnte es wieder andersherum kommen. Berlin könnte sich westdeutschen Ballungsgebieten wie München oder Hamburg nähern, wo Wohnraum erheblich teurer ist als an der Spree. Patrick O’Brian


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