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02.05.09 / Geldsorgen in Memel / Ohne staatliche Zuwendung ist das Simon-Dach-Haus nur schwer zu betreiben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-09 vom 02. Mai 2009

Geldsorgen in Memel
Ohne staatliche Zuwendung ist das Simon-Dach-Haus nur schwer zu betreiben

Die Bundesrepublik Deutschland hat sich immer mehr aus der finanziellen Unterstützung des „Vereins der Deutschen in Klaipeda“ und des von ihnen betriebenen Simon-Dach-Hauses in Memel zurückgezogen. Entsprechend stärker ist der enorm vielseitig engagierte  Verein auf private Spenden angewiesen.

Seit Nutzungsbeginn des Simon-Dach-Hauses im Jahre 1996 wurden die Grundkosten des Hauses und ein Teil der Personalkosten vom Bundesministerium des Inneren (BMI) übernommen. Der Betrag belief sich auf bis zu 30000 Euro jährlich. Im Jahre 2003 wurden der Vorstand des Vereins der Deutschen in Klaipeda und die Geschäftsleitung des Simon-Dach-Hauses informiert, daß die staatlichen Zuwendungen für das Haus künftig jährlich um 20 Prozentpunkte gekürzt und demzufolge 2008 auslaufen würden. In der fünfjährigen Übergangszeit wurde erreicht, daß rund die Hälfte der fehlenden Mittel durch Angebote des Hauses und Aktivitäten des Vereins, wie beispielsweise die Vermietung des Konzertsaales und von Tagungsräumen, Übernachtungen in den hauseigenen Ferienwohnungen, Bücherverkauf, Fremdenführungen, kompensiert werden konnten. Jedoch ist parallel, trotz Einsparungen, das Jahresbudget um 30 bis 50 Prozent gestiegen. Eine Ursache sind die Preissteigerungen in Litauen seit dem EU-Beitritt. Folglich sind trotz erheblicher Einsparungen die Grundkosten des Simon-Dach-Hauses gestiegen.

Eine der größten Veranstaltungen und gleichzeitig die größte Herausforderung für den Verein und das Simon-Dach-Haus sind die Deutschen Kulturtage. In den letzten zehn Jahren wurden sie zu einem der kulturellen Höhepunkte der Stadt Memel, vergleichbar mit dem Meeresfest oder dem Jazz-Festival. Die Kulturprojekte des Vereins der Deutschen in Klaipeda werden überwiegend von der Deutschen Botschaft in Wilna, dem Goethe-Institut in Wilna, dem Institut für Auslandsbeziehungen, der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), der Stadtverwaltung Memels, sowie dem Kultusministerium und dem Departement für nationale Minderheiten der Republik Litauen finanziert. Somit verbleiben die Grundkosten, welche nicht aus Mitteln der Kulturprojekte abdeckt werden dürfen. Aber gerade diese Kosten für Strom, Wasser und Heizung sind in den letzten Jahren enorm gestiegen, und kein Teilnehmer möchte eine Ausstellung oder ein Konzert in einem unbeheizten Raum besuchen.

Der Verein der Deutschen in Klaipeda wurde im Jahre 1989 als Deutsch-Litauischer Kulturverband gegründet. Da 1993 die Mehrheit der Mitglieder deutschstämmig war, wurde der Name in „Verein der Deutschen in Klaipeda“ geändert. Er ist das Zentrum der Deutschstämmigen in der Stadt Memel und der Umgebung in einem Umkreis von 35 bis 40 Kilometern und hat derzeit über 400 Mitglieder.

Auf Initiative des Vereins wurde 1992 die staatliche Hermann-Sudermann-Schule im Memel mit angeschlossenem Internat gegründet. Sie begann mit jeweils einer 1. bis 4. Klasse und hat heute 24 Klassen mit über 540 Schülern und rund 60 Lehrkräften. Deutsch wird hier als Muttersprache bis zum Abitur unterrichtet. Die Hermann-Sudermann-Schule ist die einzige deutsche Volksgruppenschule in der Republik Litauen.

1996 bekam der Verein der Deutschen für seine Aktivitäten ein mit Geldern des Bundesinnenministeriums (BMI) renoviertes Haus in der Jurosstraße 7 in Memel zur Nutzung übertragen. Das Haus wird zu Ehren des berühmten Dichters Simon Dach seitdem „Simon-Dach-Haus“ genannt. Ergänzend bekam der Verein „Edelweiß-Wolfskinder“ Räumlichkeiten für seine Aktivitäten.

Das Simon-Dach-Haus befindet sich in einer sehr günstigen Lage am Rande der historischen Altstadt und ist ein Anlaufpunkt für Touristen und Gäste der Stadt und Region. Es bietet mit seinen Räumlichkeiten Möglichkeiten für Veranstaltungen jeder Art. Das Haus verfügt über einen Konzertsaal, zwei Unterrichtsräume, zwei Büroräume, drei Gästezimmer, einen Veranstaltungskeller und eine Bibliothek. Die Fähre zur Kurischen Nehrung, das Theater mit dem Ännchen-von-Tharau-Denkmal am Simon-Dach-Brunnen, die Börsenbrücke oder die alte Post sind fußläufig schnell zu erreichen.

Der Verein hat derzeit vier, zum Teil in Teilzeit angestellte Mitarbeiter: einen Geschäftsführer, eine Kulturmanagerin, eine Buchhalterin und eine Putzfrau.

Für die Mitglieder werden zwei große Veranstaltungen pro Jahr durchgeführt: zu Weihnachten und zu Ostern. An den Veranstaltungen nehmen jeweils rund 150 Mitglieder teil. Weitere kleinere Veranstaltungen laufen ständig das ganze Jahr über im Simon-Dach-Haus. Der Verein steht im engen Kontakt mit anderen Kultureinrichtungen der Stadt Memel, und diverse gemeinsame Projekte werden geplant und durchgeführt.

Bereits 1989 gründete der Verein einen deutschsingenden Chor. Jede Woche treffen sich die Chormitglieder im Simon-Dach-Haus zu einer Probe. Am zweiten Sonntag eines jeden Monats singt der Chor beim deutschsprachigen evangelischen Gottesdienst in Memel.

In den Jahren 1995, 1996 und 1998 organisierte der Verein der Deutschen zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise e. V. (AdM) in Memel Heimattreffen und Seminare, an denen 1500 bis 2000 Leute teilnahmen.

Von 1997 bis 2002 waren im Simon-Dach-Haus und später bis 2005 im Konzertsaal Klaipeda sowie im Kulturkommunikationszentrum Kulturassistenten aus der Bundesrepublik Deutschland tätig. Dank Ihrer Initiative werden seit 1999 in Memel Deutsche Kulturtage veranstaltet. Im Jahre 2007 wurden die Deutschen Kulturtage gemeinsam vom Kulturkommunikationszentrum und dem Simon-Dach-Haus, in den Jahren 2008 und 2009 nur vom Simon-Dach-Haus durchgeführt.

Das Simon-Dach-Haus hat nicht nur kulturelle, sondern auch kommerzielle, geschichtliche und touristische Angebote. So ist es auch möglich, folgende Angebote in Anspruch zu nehmen oder zu bestellen: Auskünfte in deutscher Sprache über die Stadt Memel und das Memelland, Fremdenführung beziehungsweise Reiseleitung für die nähere und weitere Umgebung (Stadt Memel, Memelland, Kurische Nehrung, Polangen etc.), Übernachten in einer der Ferienwohnungen im Simon-Dach-Haus, Treffen und Unterhalten mit Vereinsmitgliedern bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen, Übersetzungs- und Dolmetscherdienste vom Litauischen ins Deutsche und umgekehrt, Druckerzeugnisse (Bücher, Bildbände, Landkarten, Postkarten etc.) mit Versand in die Bundesrepublik Deutschland, Deutschkurse.            PAZ

Weitere Informationen erteilt der Verein der Deutschen in Klaipeda, Simon-Dach-Haus, Juros g. 7, LT-92127 Klaipeda, Internet: www.vdd.lt, und der Kreisvertreter von Memel-Stadt, Hans-Jörg Froese, Phöbener Chausseestraße 10, 14542 Werder (Havel).

Foto: Simon-Dach-Haus in Memel: Durch die Preissteigerungen in Litauen wird der Unterhalt immer teurer.


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