25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
02.05.09 / Opfer interner Machtkämpfe? / Zwei tote Polizistinnen in den 30er Jahren lassen aufhorchen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-09 vom 02. Mai 2009

Opfer interner Machtkämpfe?
Zwei tote Polizistinnen in den 30er Jahren lassen aufhorchen

Mit großem Interesse las der Hamburger Krimiautor Robert Brack über den Fall zweier Polizistinnen, die angeblich 1931 freiwillig in den Tod gegangen sein sollen. Auf der Insel Pellworm wurden ihre beiden Leichen gefunden. Kurz danach wurde ihre Einheit, die erste weibliche Kriminalpolizei in Hamburg, aufgelöst, die Leiterin der Abteilung Josephine Erkens einem Disziplinarverfahren unterzogen. Was war da los, fragte sich der 1959 Geborene? Haben Machtkämpfe innerhalb der Abteilung oder gar in der gesamten Hamburger Polizei die Frauen zu diesem Schritt bewegt oder wurden sie gar ermordet?

Robert Brack forschte in alten Archiven nach und versucht, in „Und das Meer gab seine Toten wieder“ Antworten auf die vielen   Fragen des Polizeiskandals zu finden. Um dem ganzen eine Spannung zu verleihen, hat Brack die Person der Engländerin Jennifer Stevenson erfunden, die im Auftrag der „International Association of Policewomen“ in dem Fall ermitteln soll. Doch die Schottin stößt auf Widerstände. Mitarbeiterinnen der aufgelösten Abteilung wollen nicht aussagen und alle höheren Beamten geben ihr zu verstehen, daß sie sich nicht in Hamburger Interna einzumischen habe. Auch Josephine Erkens ist nicht zu sprechen, da die ehemalige Abteilungsleiterin in den Hungerstreik getreten ist. Die einzige Hilfe, die Jennifer Stevenson erhält, ist die der kommunistischen Journalistin Klara Schindler.

Der Autor läßt seine Protagonistin mitten in der politisch aufgeladenen Lage der 1930er Jahre ermitteln und teilt die Fronten innerhalb der Polizei in politische Lager ein. Die Mauer aus Schweigen, auf die Jennifer Stevenson in Hamburg stößt, gilt allerdings nicht für Pellworm. Auf der Insel, dem Ort, an dem die Polizistinnen aus dem Leben schieden, erhält die Engländerin Informationen und auch Hilfe, als sie spürt, daß sie verfolgt wird.

Die Auflösung des Falles am Ende ist zwar nicht so spektakulär, dafür legt sie aber zahlreiche menschliche Abgründe offen.

Bedauerlich ist, daß der Autor am Ende nicht noch einmal darauf hinweist, welche Fakten er hatte und was Fiktion ist. „Eine wichtige Quelle war auch die wissenschaftliche Untersuchung ,Nicht für eine Führungsposition geeignet‘ von Ursula Nienhaus (Münster 1999), allerdings mit Einschränkung, da sie einige Fakten unterschlägt”, schreibt Robert Brack in seinem Nachwort und macht den Leser neugierig, ohne jedoch weiter darauf einzugehen, welche Fakten unterschlagen wurden.     Bel

Robert Brack: „Und das Meer gab seine Toten wieder“, Nautilus, Hamburg 2008, 219 Seiten, 13,90 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren