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09.05.09 / Der Tiger ist krank / Irlands Steuerfahnder machen mobil – Krise in fast allen Bereichen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-09 vom 09. Mai 2009

Der Tiger ist krank
Irlands Steuerfahnder machen mobil – Krise in fast allen Bereichen

Angesichts der seit 80 Jahren größten Wirtschaftskrise auf der Grünen Insel sieht sich die irische Finanzverwaltung gezwungen, den Druck auf die Steuerzahler des Landes zu erhöhen, um die leere Staatskasse aufzubessern: Seit Ende April schwärmen Hunderte von Kontrolleuren zur Überprüfung sogenannter Cash-Geschäfte aus.

Zielobjekte sind vor allem die beliebten Pubs der Insel und die kleinen Läden, die es mit der Steuerehrlichkeit – so vermuten die Agenten der sogenannten „Revenue Commission“ – nicht so genau nehmen. Denn ihre Inhaber kämpfen mit schwarzen Kassen auf ihre Art gegen den rapiden Niedergang der ökonomischen Aktivitäten auf der Insel an.

Die amtlichen Schnüffler sind speziell geschult, mit modernen Technologien, etwa den Registrierkassen, umzugehen und versteckte Gelder aufzuspüren. Immerhin sind die Einnahmen aus diesem Wirtschaftsbereich gegenüber dem Vorjahr um mehr als acht Milliarden Euro geschrumpft.

Von 895 Millionen auf 1,233 Milliarden schnellte die Schuldenlast solch säumiger Steuerzahler bei Vater Staat hoch. Die Zahl der Steuerstrafverfahren wuchs dagegen rapide, in der Hauptstadt Dublin beispielsweise um 39 Prozent.

Die enorm hohen Preise für Tabak (eine Schachtel Zigaretten kostet 8,40 Euro, 70 Gramm Tabak 18 Euro gegenüber rund vier Euro in Deutschland) begünstigen zudem den Schmuggel und schmälern die Staatseinnahmen weiter. Immerhin wurden 2008 rund 135 Millionen Zigaretten im Wert von 54 Millionen beschlagnahmt. Nach amtlichen Schätzungen explodierte das Geschäft mit unerlaubter Ware, wie etwa Raubkopien und nachgemachte Markenware, um 250 Prozent.

Die Leiterin der „Revenue Commissioners“, Josephine Feehily, kündigte bereits an, die Aktivitäten ihrer Fahnder auch auf andere Sektoren auszuweiten. Schon 2007 konnten ihre Schnüffler beispielsweise in Take-away-Geschäften Steuerhinterziehungen in Millionenhöhe aufdecken, und dieser Erfolg ermutigt.

Die wohl größte Bedrohung für die irische Wirtschaft stellt gegenwärtig die Deflation dar. Immerhin sanken die Konsumentenpreise in diesem Jahr bereits um 0,7 Prozent. Die schwächelnde Konjunktur des einstigen „keltischen Tigers“ mit seinem lange ungebrochenen Wachstum manifestiert sich für den Besucher am deutlichsten im Rückgang des gesellschaftlichen Lebens in den irischen Pubs, wozu außerdem das strenge Rauchverbot beiträgt.

Inzwischen greift die Krise auch auf die zahlreichen Privatschulen des Landes über. Die Betreiber klagen, daß viele Eltern die Schulgelder nicht mehr bezahlen können. In fast allen Branchen nimmt die Arbeitslosigkeit deutlich zu. Die Gewerkschaften warnen, daß die bisher großzügigen Sozialleistungen gekürzt werden könnten. Zum Ende des Jahres, so prognostiziert Peter McLoone, der Vorsitzende des „Comittee of the Irish Congress of Trade Unions“, könnte die Zahl der Arbeitslosen bei 580000 liegen, 373000 (zehn Prozent) sind es aktuell.

Das Bruttosozialprodukt, der beste Gradmesser für die Wirtschaftskraft eines Landes, dürfte nach Berechnungen von Bankenseite sogar um etwa acht Prozent schrumpfen – kein Hoffnungszeichen für eine schnelle Gesundung des kränkelnden Tigers. Joachim Feyerabend


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