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09.05.09 / Traumfabrik wird arg gebeutelt / Hollywood: Finanzkrise trifft die ohnehin strauchelnde Filmindustrie besonders hart

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-09 vom 09. Mai 2009

Traumfabrik wird arg gebeutelt
Hollywood: Finanzkrise trifft die ohnehin strauchelnde Filmindustrie besonders hart

In Hollywood ging es immer vorrangig um Geld. Aber früher war alles einfacher, überschaubarer. Da hatten die allmächtigen Studio-Bosse wie Jack Warner, Samuel Goldwyn, Walt Disney, Darryl Zanuck das Sagen. Doch in den letzten Jahren haben, ähnlich wie bei den Zeitungen, immer mehr große Konzerne und deren Rampenlicht-lüsterne Inhaber sich mit ihrem Geld in die Studios eingekauft. Damit begannen die Banken die Hauptrolle zu spielen. Und als diese nun reihenweise strauchelten, gerieten mit der globalen Finanzkrise auch Hollywoods berühmte Studios in die Krise.

Massenentlassungen (unter anderem 800 bei Warner Bros., 500 bei Universal, 850 bei Paramount und NBC), Reduzierung von Film- und Fernsehproduktionen, starke Einschränkungen der früher so üppigen Vermarktungs-Gelder. Überall wird gespart, denn Filme sind immer ein Risiko-Spiel von Millionen, im Gewinn wie im Verlust.

So hat sogar die allerneueste Krise, die Schweine-Grippe, ihre Opfer in Hollywood gefunden. Nicht im Fieber von infizierten Personen, sondern in einer erzwungenen Verzögerung der  Filmpremieren in Mexiko für die ersten Super-Filme des Jahres. Allein diese Wartezeit bedeutet einen Verlust von mehreren Millionen Dollar, der – unerwartet – noch zur Finanzkrise kommt.

Und doch sind diese aktuellsten Probleme nur ein Teil der Krise, die sich in „Tinseltown“ seit  Jahren angebahnt hat. Der Streik der Drehbuch-Autoren vor einem Jahr brachte riesige Verluste, und ein Streik der Schauspieler-Gewerkschaft konnte im April gerade noch verhindert werden. Waren 2000 bis 2004 noch Rekordjahre für die Filmindustrie, so sind die Besucherzahlen seither stetig zurückgegangen. (Ende 2008 um zwölf Prozent zum Vorjahr.) Was zu einem immer härteren Kampf um die größte Besucherschicht, die Teens und jungen Leute bis 30, führt mit immer dümmeren Komödien, Action- und Horrorfilmen. Qualität findet kaum noch statt. Künstlerische Liebesfilme wie gesellschaftskritische oder intelligente psychologische Filme floppen meist. Die Menschen, vor allem aber die Jungen, sind durch die sich rasant entwickelnde Technik völlig überreizt und nur durch immer neue und lautere Nervenkitzel zu fesseln. Eine Generation, die nur noch mit dem Handy am Ohr durch die Straßen läuft und täglich Stunden am Computer über Video-Spielen, Facebook- und Twitter-Chats hockt, hat immer weniger Interesse, in die Kinos zu gehen, zumal die Eintrittspreise stark erhöht wurden und die Finanzkrise das Budget aller beschränkt hat. Und selbst die Zuschauer über 30 ziehen es vielfach vor, auf ihren großen Fernsehschirmen Filme anzusehen, was sowohl billiger als auch bequemer ist.

Diese ganze Situation hat interessanterweise auch zu einer starken Veränderung in der Bedeutung der Film-Stars geführt. Wie das Fachblatt „The Hollywood Reporter“ erwähnt, ist die Zahl von Filmen, deren Erfolg allein durch einen Star garantiert ist, in den letzten Jahren auf ein Viertel gefallen. Von vorher einem Dutzend, sind zwei bis drei übriggeblieben, die volle Kassen garantieren: Bruce Willis, Denzel Wa-shington und George Clooney ziehen noch wie selbstverständlich. Kaum eine der Damen. Vielleicht noch Angelina Jolie, kurzlebig das Teenie-Idol Miley Cyrus. Selbst Julia Roberts hat stark an Attraktion verloren, seit sie Mutter von Zwillingen ist.

Die Folge ist eine sich jetzt einspielende drastische Kürzung der immensen Star-Honorare von durchschnittlich 20 Millionen Dollar für einen Film plus Prozenten an den Brutto-Gesamteinnahmen, egal ob der Film ein Erfolg oder ein Flop wurde. So erhält Julia Roberts zwar noch 15 Millionen von Columbia Pictures für ihren nächsten Film „Eat, Pray, Love“, doch dies wurde verhandelt, ehe ihr letzter Streifen „Duplicity“ (20 Millionen Gage) sich als lahme Ente erwies, was Paramount zu der Aussage bewog: „Nie wieder.“ Nun werden kleinere Brötchen verteilt: Scarlet Johannsen und dem Golden-Globe-Gewinner und (für „Wrestler“) Oscar-nominierten  Mickey Rourke wurden für ihre Rollen in „Iron Man 2“ 250000 Dollar geboten, was dann immerhin auf 400000 erhöht wurde.              L. Millauer


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