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09.05.09 / Noble Gäste / Bremer Kunsthalle wird umgebaut und verleiht 200 Meisterwerke

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-09 vom 09. Mai 2009

Noble Gäste
Bremer Kunsthalle wird umgebaut und verleiht 200 Meisterwerke

Baukräne und Betonmischer prägen derzeit das Bild der Bremer Kunsthalle. Dort, wo sonst Werke von Max Liebermann und Lovis Corinth oder von Manet und van Gogh in andachtsvoller Stille bestaunt wurden, herrscht heute Baulärm. Denn die Kunsthalle Bremen wird erweitert und zugleich modernisiert.

Was aber macht man in dieser Zeit mit den wertvollen Kunstwerken? Ab ins Depot? Die Bremer schickten – wie auch schon andere Museen in einer solchen Lage zuvor – ihre Kunst auf Reisen. 200 Meisterwerke aus der Bremer Sammlung, die knapp 2000 Gemälde, Skulpturen und Medienobjekte umfaßt, sind für die gesamte Bauzeit in 22 deutschen Museen zu sehen. Mit Hilfe dieser „noblen Gäste“ eröffnen sich ganz neue Blickwinkel – von Kiel bis Karlsruhe, von Chemnitz bis Münster. Ein faszinierender Ansatz, um vertraute Sichtweisen zu erweitern und Wohlbekanntes in ungewohnten Zusammenhängen zu entdecken. So werden ausgesuchte Werke aus der Sammlung französischer Impressionisten in der Hamburger Kunsthalle ausgestellt, die Liebermann-Villa in Berlin zeigt Gemälde und Zeichnungen Max Liebermanns, und Werke von Max Beck-mann sind „noble Gäste“ im Kölner Museum Ludwig, während die Madonna mit Kind von Masolino für zwei Jahre die Sammlung von Meisterwerken in der Alten Pinakothek in München bereichert. In der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe ist deutsche Renaissance-Malerei von Dürer und Altdorfer zu bewundern, während die Kunsthalle zu Kiel Arbeiten von Böcklin, Feuerbach, Leibl und Waldmüller zeigt.

Einige Museen haben sich auf einzelne Künstler konzentriert wie etwa das Schloßmuseum in Weimar, das Arbeiten von Otto Modersohn zeigt. Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern hat Werke von Max Slevogt ausgewählt, die Kunstsammlungen Chemnitz hingegen präsentieren Bilder von Lovis Corinth.

Fünf bedeutende Gemälde bereichern nun die Sammlungsbestände des Hauses. Neben der Arbeit „Die Kinder des Zeus“ (1905/06) sind ein „Liegender weiblicher Akt“ aus dem Jahr 1899, die Porträts „Bildnis des Malers Bernt Grönvold“ (1923) und „Bildnis des Dichters Peter Hille“ (1902) sowie ein „Blumenstrauß“ von 1911 in Chemnitz zu sehen.

Es sind aber auch Werke in Bremen geblieben, allerdings haben sie Zuflucht in anderen Museen gefunden, wie sakrale Kunst von Delacroix, Veit und Tiepolo im Dom-Museum Bremen oder Gemälde von Lucas Cranach und Paula Modersohn-Becker im Paula-Modersohn-Museum in der Böttcherstraße. In der Weserburg, wo ansonsten zeitgenössische Kunst ausgestellt wird, kann man jetzt auch Caspar David Friedrichs „Grab des Arminius“ aus dem Jahr 1813 bestaunen.

„Jemanden in den eigenen vier Wänden willkommen zu heißen“, so die Gastgeber in der Weserburg auf ihrer Internetseite, „bedeutet im Sinne echter Gastfreundschaft nicht nur räumliche Unterbringung, also das sprichwörtliche ,Einräumen‘ eines abgegrenzten Bereiches, sondern auch aktiven Austausch, meint also Dialoge und Korrespondenzen – wie es sich eben für einen aufmerksamen Gastgeber gehört.“ Unter dieser Maxime sind alle 22 Museen angetreten, so daß der Besucher Altbekanntes unter neuem Blickwinkel betrachten kann. os


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