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09.05.09 / Keine Sinnkrise / Der Eintritt in den Ruhestand verändert das Leben tiefgreifend

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-09 vom 09. Mai 2009

Keine Sinnkrise
Der Eintritt in den Ruhestand verändert das Leben tiefgreifend

Ob durch ein Summen, ein Piepsen oder die Stimme des Radiomoderators, jeden Morgen wird man vom Wecker aus dem Bett geholt, damit der neue arbeitsreiche Tag beginnen kann. Dann immer dieselbe Prozedur: Aufstehen, ins Bad gehen, Duschen, Haare waschen, anziehen, der obligatorische Kaffee und schon geht’s zur Arbeit. Jeden Tag aufs neue, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Doch was passiert, wenn der Wecker morgens nicht mehr klingelt? Und das nicht nur für die Urlaubswochen, sondern für immer, weil man in den Ruhestand versetzt worden ist?

Für den einen mag es ein Segen sein, sich endlich den Hobbys und Freizeitaktivitäten, die jahrelang zurückstehen mußten, widmen zu können, den anderen stellt die neue Situation physisch und psychisch auf eine harte Probe. 

Wie kann man das Ego befriedigen, wenn der berufliche Erfolg und die hart erarbeitete Reputation von heute auf morgen unwichtig werden und man einfach „nur“ noch Rentner oder Pensionär ist? Und wie soll der Partner mit der neuen Situation umgehen, wenn der andere plötzlich tatenlos zuhause „rumlungert“, anstatt jeden Tag zur Arbeit zu gehen?

Der Ruhestand wirkt sich nicht nur entscheidend auf das soziale Umfeld, sondern auch auf die Partnerschaft aus. Bei vielen Paaren befindet sich die Beziehung in diesem Stadium auf dem Prüfstand. Wie verändert man sich selbst und wie kann der Partner am besten lernen, mit dieser Veränderung klarzukommen und gegebenenfalls mit Rat und Tat helfend, aber nicht belehrend zur Seite stehen?

Fragen über Fragen, und dabei sollte der wohlverdiente Ruhestand doch Ruhe und Frieden mit sich bringen, statt das eigene Leben und das der Angehörigen komplett auf den Kopf und sämtliche Dinge in Frage zu stellen. Bettina von Kleist hat mit ihrem Buch „Wenn der Wecker nicht mehr klingelt – Partner im Ruhestand“ einen Ratgeber für frische oder zukünftige Ruheständler geschrieben. Paare berichten hier über ihre Erfahrungen, als einer oder sogar beide plötzlich zu Hause blieb. Manche hatten nur positive Erlebnisse, für andere wurde der Ruhestand zur „Krankheit“ oder zu einem „Loch ohne Boden“.

Nützliche Tips von Psychologen, aber vor allem die Erfahrungen der Befragten geben dem Leser Hilfestellung in dieser schwierigen Situation. Schließlich ist es normal, daß der Ruhestand den Betroffenen in eine vorübergehende Sinnkrise stürzen kann, ist es normal, daß auch der Partner Zeit benötigt, um sich auf die neue Situation einzustellen. Man erkennt aber auch, daß der Ruhestand eine intakte gute Beziehung nicht zerstören kann. Für viele Paare ist er der Anfang eines neuen Lebensabschnitts, der schön sein kann, wenn man ihn als Chance und nicht als Zurücksetzung betrachtet.

Vielleicht findet der eine oder andere Leser sich in manchen, in dem Buch beschriebenen Szenen wieder und kann daraus lernen oder zumindest einen gewissen Nutzen ziehen.    A. Ney

Bettina von Kleist: „Wenn der Wecker nicht mehr klingelt – Partner im Ruhestand“, dtv, München 2008, broschiert, 8,90 Euro


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