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09.05.09 / Durch Heirat auf den Thron / Wie das fränkische Herzogtum Coburg mit seinen Töchtern Politik machte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-09 vom 09. Mai 2009

Durch Heirat auf den Thron
Wie das fränkische Herzogtum Coburg mit seinen Töchtern Politik machte

Seit 1788 errang Prinz Friedrich Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld wichtige militärische Erfolge im österreichisch-türkischen Krieg und in den Koalitionskriegen, was seine Ernennung zum Reichsfeldmarschall zur Folge hatte. Wahrscheinlich aus diesem Grund gelang es seinem Bruder, dem Regenten Herzog Ernst Fried-rich von Sachsen-Coburg-Saalfeld nebst Gemahlin Caroline Sophie, geb. Gräfin Reuß zu Ebersdorf, die die unbedeutende und verarmte Nebenlinie der Wettiner repräsentierten, durch dynastische Verheiratungen ihrer drei schönen und klugen Töchter einen beispiellosen Aufstieg ihres Hauses einzuleiten. Nach einem Gebietstausch lautete der Name der Coburger Herzöge ab 1826 „von Sachsen-Coburg und Gotha“.

Erika Bestenreiter, eine ausgewiesene Kennerin der europäischen Fürstengeschlechter, hat für ihr Buch „Die Frauen aus dem Hause Coburg – Aus dem fränkischen Herzogtum auf die Throne Europas“ sieben Lebensbilder berühmter Coburgerinnen, die in die höchsten Adelshäuser einheirateten und auf europäische Throne gelangten, zusammengestellt.

Den Anfang machte die 1782 geborene Juliane. Durch Vermittlung der russischen Zarin Katharina II. wurde sie 1796 mit deren Enkel Konstantin verheiratet. Traditionsgemäß mußte sie vorher zum orthodoxen Glauben übertreten und nahm als Großfürstin den Namen Anna Feodorowna an. Ihr persönlich brachte diese Verbindung jedoch Unglück, da ihr Gatte ein rücksichtsloser Wüstling und Sadist war. Sofort nach dem Tod des Zaren Paul im Jahr 1801 trennte sie sich von ihm, um zunächst nach Coburg zurückzukehren. Ihr späteres Leben verlief wechselvoll.

1818 arrangierte man eine Ehe zwischen Anna Feodorownas verwitweter Schwester Viktoria und dem bereits 51jährigen Prinzen Edward von Kent. Über Viktoria erfährt man jedoch wenig mehr, als daß sie Mutter der englischen Königin Viktoria wurde, die einer ganzen Epoche ihren Namen gab und zur „Großmutter Europas“ wurde.

Um die Bedeutung der Familie Coburg ins rechte Licht zu rücken, berichtet die Autorin auch von dem Aufstieg des jüngsten Bruders der beiden Coburger Prinzessinnen, Leopold. Als Leopold I. wurde er 1832 zum König der Belgier gewählt. Damit nicht genug, gelang es ihm außerdem, für die beiden Kinder seines Bruders Ferdinand, der mit der reichen ungarischen Erbin Prinzessin Maria Antonia Kohary vermählt war, die Einheirat in das Haus Orleans zu vermitteln. Aus den Verbindungen gingen die Häuser Sachsen-Coburg-Kohary in Bulgarien und das Haus Sachsen-Coburg-Braganza in Portugal hervor.

Leopolds Tochter Charlotte, die spätere Kaiserin von Mexiko, war 16 Jahre alt, als sie Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich ihr Jawort gab. Als Napoleon III. Maximilian die Kaiserkrone von Mexiko anbot, redete sie ihm zu, das Angebot anzunehmen. Maximilian hoffte, in Mexiko seine Träume von einem modernen, liberalen Staat verwirklichen zu können. Doch nach dem Abzug der französischen Truppen im Jahr 1866 wurde er Opfer der aufbrechenden politischen Gräben. Charlotte entging der Exekution nur, weil sie sich gerade in Europa aufhielt. Die 1864 geborene Tochter Leopolds II. von Belgien, Stephanie, wurde Kronprinzessin von Österreich. Sie sollte Nachfolgerin der Kaiserin Sissy werden, doch ihr Gatte, Kronprinz Rudolf von Österreich-Ungarn, verfiel der Schwermut. Am 30. Januar 1889 nahm er sich mit seiner Geliebten auf dem Jagdschloß Mayerling südwestlich von Wien das Leben. Stephanie begann, wie ihre Schwiegermutter Sissy rastlos herumzureisen.

Den Abschluß des Buches bildet ein Kapitel über die 1875 geborene Prinzessin Marie von Großbritannien und Coburg, genannt Missy, und ihre Nachkommenschaft. An der Seite Prinz Ferdinands von Hohenzollern-Sigmaringen bestieg sie 1914 den rumänischen Thron. Sie entwickelte sich zu einer glühenden Patriotin und erlangte großen Einfluß auf das politische Geschehen in Rumänien.

Erika Bestenreiner bietet mit diesem Überblick eine unterhaltsame, zur Vertiefung des umfangreichen Stoffs anregende Lektüre.            Dagmar Jestrzemski

Erika Bestenreiner: „Die Frauen aus dem Hause Coburg – Aus dem fränkischen Herzogtum auf die Throne Europas“, Piper, München Zürich 2008, geb., 319 Seiten mit 16 Seiten farbigem Bildteil, 19,90 Euro


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