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16.05.09 / Blick in die Geschichte / Die Judenmission ist unter Christen erst seit kurzer Zeit umstritten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-09 vom 16. Mai 2009

Blick in die Geschichte
Die Judenmission ist unter Christen erst seit kurzer Zeit umstritten

Der aktuelle Grundsatzstreit um die Judenmission in beiden großen Konfessionen ist kirchengeschichtlich gesprochen ein Novum. Blickt man nämlich in die Bibel oder die bald 2000jährige Kirchengeschichte überraschen diese Auseinandersetzungen. Wäre die Mission unter Juden verboten gewesen, hätte Jesus Christus kaum in Israel auf die Welt kommen dürfen. Die ersten Jünger und Apostel mit ihrer Botschaft vom nahen Reich Gottes hätten Israel alsbald verlassen müssen, um das Evangelium zu verbreiten. Das aber taten sie nicht, sondern missionierten zunächst sogar ausschließlich unter ihren jüdischen Landsleuten. Darüber waren etliche jüdische Priester, Pharisäer und Theologen schließlich so erbost, daß sie im Zusammenspiel mit der römischen Besatzungsmacht die Tötung Jesu beschlossen.

Auch nach dem Tod und der Auferstehung Jesu kann von einem bloßen Dialog mit den Juden keine Rede sein. Juden waren immer die ersten Adressaten der christlichen Botschaft. Und erst nach vielen Jahren gingen die ersten Apostel auch gezielt zu  Nicht-Juden. Doch selbst von Apostel Paulus, der als erster gezielt außerhalb Israels missionierte, ist überliefert, daß er in griechischen Städten zunächst in den Synagogen mit der Verkündigung des Evangeliums begann.

Doch schon im 1. Jahrhundert begann sich die Situation grundlegend zu ändern. Hatten zunächst Juden die christlichen Gemeinden als Sekte verfolgt, mußte nach den gescheiterten Aufständen gegen die Römer in den Jahren 70 und 135 ein Großteil der Juden ihr Land verlassen. Um als Volk zu überleben, waren die in alle Welt verstreuten Juden gezwungen, sich gegenüber anderen Religionen und Kulturen eindeutig abzugrenzen.

Diese Isolation machte die Juden in aller Welt anfällig für Pogrome und andere Verfolgungen. Bei nationalen oder ökonomischen Konflikten dienten sie schnell als Sündenböcke. Dies allerdings erst, nachdem das Christentum im 4. Jahrhundert zunächst die Zulassung als im römischen Reich erlaubte Religion und schließlich die Stellung als Staatsreligion eroberte. Das Thema ist insofern mit der Frage der Judenmission verbunden, als über Jahrhunderte hinweg immer wieder versucht wurde, Juden mit Zwang zu bekehren.

Wenn Papst Benedikt XVI. in diesen Tagen durch Jordanien und Israel gereist ist, so hieß es diplomatisch, daß er zu den heiligen Stätten der Christenheit „pilgert“. Dabei verschweigt der Papst aber nicht, daß nach unveränderter christlicher Überzeugung in Jesus von Nazareth der Messias angekommen ist, auf den die Juden noch warten. Neben allen notwendigen und friedlichen Dialogen stellt er sich so der für Christen unaufhebbaren Aufgabe, die Wahrheit des Evangeliums auch unter moslemischen und jüdischen Bevölkerungen zu verkünden. Den krisengeschüttelten Völkern des Nahen Ostens ist jedenfalls zu wünschen, daß sie einen neuen Weg zu Frieden und Heil der Seelen entdecken.        H.E.B.


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