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16.05.09 / Russki-Deutsch (17): Balalaika

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-09 vom 16. Mai 2009

Russki-Deutsch (17):
Balalaika
von Wolf Oschlies

Wenn Russen Musik machen, dann am liebsten mit „garmon“ (Ziehharmonika), aber das russischste Instrument schlechthin ist die Balalaika – ein Zupfinstrument mit langem Hals und dreieckigem Schallkörper, der die drei Saiten klingen läßt. Ein nutzloser Mensch wird russisch „besstrunnaja balalaika“ genannt, „saitenlose Balalaika“, was in seiner Bildhaftigkeit einleuchtet.

Woher das Instrument und sein Name stammen, hat noch niemand ergründet. 1688 werden beide erstmalig erwähnt, als Zubehör der „skomorochi“, diebischer Wandermusiker aus Fern-ost. Zar Aleksej (1629–1676), der Vater Peters des Großen, hatte Balalaikaspielen mit schweren Strafen belegt, aber das half natürlich nichts. „Wer seinen Fuß nur je einmal in Rußland hineingesetzt hat, wird die Russen haben singen, ihre Balalaika haben klingen hören“, schrieb 1863 der deutsche Philologe Julius Altmann, der einige Jahre in Moskau lebte und in Berlin eine Sammlung russischer Lieder unter dem Titel „Die Balalaika“ veröffentlichte. Altmann war ein Geistesbruder des jungen Landadligen Wasilij Andrejew, der zur selben Zeit die Balalaika bei seinen Bediensteten wieder entdeckte, sie technisch verbesserte und ihr zu einer Weltkarriere verhalf. In den 1930er Jahren entzückten Balalaika-Ensembles die ganze Welt – für die Balalaika schrieben berühmte Komponisten wie Sergej Wasilenko und Michail Ippolitow-Iwanow große Orchesterwerke.

Das Erfolgsgeheimnis der Balalaika ist, daß sie als Volksinstrument oder als vollwertiges Orchester- und Solisteninstrument auftreten kann. Die Volksausgabe kommt mit 16 Bünden am Steg aus, die Konzertversion braucht 30 und hat einen größeren Tonumfang. Zudem gibt es von der Balalaika acht Bauarten, und die riesige Bassbalalaika muß auf einem Zapfen am Boden stehen.

Die Balalaika ist urrussisch, sie verkörpert russisches Wesen, steht für das klingende, melancholische Rußland. So befand schon Altmann, und Jahrzehnte nach ihm spielten sich mit der Balalaika sogar die „Tanz- und Gesangsensembles der Roten Armee“ in die Herzen ihrer osteuropäischen Zuhörer, die allgemein keine Freunde von Russen und Rotarmisten waren. Balalaika versöhnt!


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