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16.05.09 / »Krusenstern« auf dritter Weltumsegelung / Das Schulschiff wird 12000 Seemeilen zurücklegen – An der ersten Etappe nehmen 115 Schüler teil

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-09 vom 16. Mai 2009

»Krusenstern« auf dritter Weltumsegelung
Das Schulschiff wird 12000 Seemeilen zurücklegen – An der ersten Etappe nehmen 115 Schüler teil

Das Segelschulschiff „Krusenstern“ ist der Stolz der Baltischen Staatlichen Fischereiflotte und des ganzen Königsberger Gebiets. Momentan befindet sich der Viermaster im Atlantik.

Das Segelschiff „Krusenstern“ wurde 1926 in der Werft Joh. C. Tecklenborg in Bremerhaven vom Stapel gelassen. Das Schiff trug damals den Namen „Padua“. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg erzielte es zwei Rekorde: Von Hamburg bis Talachuano (Chile) segelte die „Padua“ um das Kap Hoorn herum in 87 Tagen, eine zweite Passage ging von Hamburg nach Port Lincoln (Australien) in 67 Tagen.

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs endeten die Ozeanfahrten der „Padua“. Nach dem Krieg erhielt die Sowjet­union das Schiff als Kriegsbeute. Im Februar 1946 wurde der Viermaster „Padua“ umbenannt und erhielt den Namen des deutsch-baltischen Kapitäns und russischen Admirals Adam Johann von Krusenstern, dem ersten russischen Weltumsegler.

In den Jahren 1959 bis 1961 wurde das Schiff in Kronstadt generalüberholt und neu ausgestattet. Im Dezember 1961 lief das Segelschiff wieder aufs offene Meer aus. Zu dieser Zeit war die „Krusenstern“ ein Expeditionsschiff der Baltischen Flotte für die Ozeanerkundung. 1966 wurde das Schiff dem Ministerium für Fischerei unterstellt. Heimathafen wurde damals Riga, im Jahre 1981 dann Reval (Tallinn). 1991 ging die „Krusenstern“ in den Besitz ihres heutigen Eigentümers, der Baltischen Staatlichen Fischereiflotte in Königsberg, über. Heute ist sie Schulschiff der Baltischen Flottenakademie. Fast neun Monate pro Jahr ist das Segelschiff auf den Meeren unterwegs. Die Lehrfahrten dauern in der Regel drei Monate. Dabei können die Teilnehmer, ihre theoretischen Kenntnisse für ihren jeweiligen Ausbildungsberuf in der Praxis anwenden. Auf dem Schiff gibt es Schulungsräume, eine Bibliothek sowie einen Ausstellungs- und einen Sportsaal.

Seit 1974 nimmt die „Krusenstern“ regelmäßig an internationalen Regatten teil, bei denen sie auch laufend Preise erzielt. Nach der Weltumseglung zum Jubiläum 300 Jahre Russische Flotte in den Jahren 1995/1996 erlangte das Segelschiff Weltruhm. In den Jahren 2005 und 2006 unternahm die „Krusenstern“ eine zweite Weltumseglung, die dem 60. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges und dem 200. Jahrestag der Weltumseglung durch die russischen Schiffe „Newa“ und „Nadeschda“ unter dem Kommando von Admiral Adam Johann von Krusenstern gewidmet war.

Die Passage begann im Juni 2005 in St. Petersburg, und auf dem Rückweg feierte das Schiff in Bremerhaven seinen 80. Geburtstag.

Am 1. Dezember 2008 unterschrieb der damalige Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, einen Erlaß, mit dem die dritte internationale transatlantische Expedition des Schulsegelschiffs „Krusenstern“ angeordnet wurde. Diese ist dem Beginn der russischen Fischereiindustrie im Königsberger Gebiet vor 90 Jahren und der ersten russischen Heringsfahrt vor 60 Jahren gewidmet. Die Expeditionsroute führt über den gesamten Atlantik zu den traditionellen Fanggründen der sowjetischen und der russischen Flotte. Die Fahrt findet in zwei Etappen statt. Auf der ersten Etappe werden 115 Schüler der Baltischen Staatlichen Fischerei-Akademie und Studenten der Staatlichen Technischen Universität von Astrachan der Königsberger und St. Petersburger Fischerei Colleges an Bord des Schiffes ein Praktikum absolvieren.

Die erste Etappe hat am 19. April begonnen. Im Fischereihafen hatten sich viele Zuschauer versammelt, um das Schiff zu sehen. Am offiziellen Begleitprogramm nahmen der Leiter der Staatlichen Fischereiagentur Andrej Krajnij und Veteranen der Flotte teil.

Begleitet von der Musik eines Orchesters, das die für solche Anlässe übliche „Verabschiedung der Slawen“ spielte, bewegte sich das Segelschiff über den Königsberger Seekanal nach Pillau. Auf der dortigen Promenade hatten sich ebenfalls viele Menschen aus dem ganzen Königsberger Gebiet versammelt, um zu sehen, wie das Segelschiff aufs offene Meer ausläuft. Die Fahrt der „Krusenstern“ durch die Meerenge von Pillau und der Pillauer Landzunge dauerte etwa eine viertel Stunde.

Das Schiff wird 12000 Seemeilen zurücklegen und zwölf ausländische Häfen anlaufen. Ein Teil der Hochseefahrt fällt mit der Teilnahme an der Segelregatta „Tall Ships“ zusammen. Die „Krusenstern“ gilt mit Recht als ein Schmuckstück.

Der erste Teil der Mannschaft kehrt am 5. September nach Königsberg zurück. Danach beginnt der zweite Teil der Expedition, die 2010 endet. Jurij Tschernyschew

Foto: Die Viermaststahlbark „Krusenstern“: Im Vordergrund ein Windrichtungsanzeiger mit dem Wappen Pillaus


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