28.03.2024

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16.05.09 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-09 vom 16. Mai 2009

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landlied,

liebe Familienfreunde,

auch kleine Erfolge erhöhen die Freude an und in unserer Ostpreußischen Familie – das heißt, so klein sind sie nun auch wieder nicht. Jedenfalls mit Sicherheit nicht für die ehemaliger Schüler der Ottokar-Schule in Königsberg, die sich durch uns gefunden haben. In Folge 4 der PAZ veröffentlichten wir den Wunsch des Königsbergers Dieter Hömke nach Freunden aus seiner Kinder- und Jugendzeit. Dazu gehörten neben seinen Mitschülern auch Nachbarskinder von der Aschmannallee in Maraunenhof. „Es haben sich einige gefunden, unter anderem auch ich und mein jüngerer Bruder“, schreibt Wolfgang Hoffmann aus Buchholz. Ein erstes Treffen wurde bereits vereinbart. Na, das wird ein Wiedersehen nach fast 65 Jahren geben! Die Ostpreußische Familie macht’s möglich.

Bleiben wir in Maraunenhof, diesem schönen, noch erkennbaren Villenviertel am Oberteichufer. Wie genau unsere Leserinnen und Leser die Ostpreußische Familie durchforsten und versuchen, Lösungen zu finden oder erste Informationen zu ergänzen, zeigen die Zuschriften, die uns in den letzten Wochen erreichten. Manchmal sind es nur ein paar Zeilen, öfters längere und sehr in das Detail gehende Ausführungen wie die von Herrn Dr. Hans-Dietrich Nikolaisen aus Büsum. Sie betreffen die bereits geklärte

Frage nach den deutschen Besitzern des Hauses Ernst-Wichert-Straße 1 in Königsberg-Maraunenhof, die von der heute dort wohnenden Russin Olga Popova über ihre deutsche Freundin Ilse Meier, Bad Salzuflen, gestellt wurde. Herr Dr. Nikolaisen konnte nun alle Bewohner der damals im Besitz der Steinmetzwitwe Anna Kliesch befindlichen Villa und des ebenfalls ihr gehörenden gegenüberliegenden Hauses Ernst-Wichert-Straße Nr. 2 auflisten. Zu einem der Mieter hatte Herr Dr. Nikolaisen persönliche Beziehung, denn es war sein Klassenlehrer an der Hindenburg-Oberschule, Curt Madeika. Dies und noch viel mehr konnte er Frau Meier mitteilen, wobei ein Hinweis noch besonders wichtig ist: Im Bildband „Königsberg in Preußen, die nördlichen Stadtteile“ von Gerhard Thiering sind beide Häuser abgebildet. Vielen Dank für Ihre Mühe, lieber Herr Dr. Nikolaisen, die Sie sich ja auch im Fall des Königsberger Wolfgang Schneider gemacht haben, der sein Geburtsgeheimnis zu enträtseln sucht. Leider hat auch Ihr Hinweis auf die Preußische Staatsbibliothek in Berlin, in der die Königsberger Tageszeitungen aus der betreffenden Zeit einzusehen sind, nichts erbracht, seine Geburtsurkunde war nicht zu finden. Aber schon das Mitdenken, Mitfühlen unserer hilfsbereiten Leser ist für viele Suchende ein großer Gewinn.

Das Foto von der Ruhestätte der Berta Kusch in Polkehnen, das wir in Folge 11 veröffentlichten, hat Aufmerksamkeit in unserer Leserschaft erweckt. Herr Klaus Dieter Neumann aus Soest hatte das Grab in einem verwilderten Garten entdeckt. Er wunderte sich darüber, daß das Grab gepflegt war, die Steinplatte mit einem künstlichen Blumengesteck und einem Grablicht geschmückt. Die damals 36jährige Frau war am 28. November 1945 gestorben – von den Russen erschossen, wie ein heute in Polkehnen lebender Pole Herrn Neumann berichtete. Er wollte nun wissen, ob noch Hinterbliebene oder andere Verwandte von Berta Kusch leben, die sich für die von ihm gemachten Aufnahmen interessieren. Und das scheint der Fall zu sein, denn auf dem Anrufbeantworter von Herrn Neumann in Soest gingen zahlreiche Anrufe ein, die er nach einer mehrwöchigen Auslandsreise vorfand und die er auf einem losen Papierblatt notierte. Sie erahnen schon das Mißgeschick: Das Blatt mit den Namen und Telefonnummern der Anrufer ging verloren und zwar endgültig, denn es landete mit anderen Unterlagen aus Versehen im Reißwolf. Also heißt es erneut: Ostpreußische Familie hilf! Herr Neumann bittet die Anrufer, sich noch einmal bei ihm zu melden und, falls sich wieder der Anrufbeantworter meldet, Namen und Telefonnummer zu hinterlassen. Herr Neumann wird dann umgehend zurückrufen. Er ist von dieser einsamen Grabstätte so berührt, daß er sie auf seiner nächsten Heimatreise im Juni wieder aufsuchen will. (Klaus Neumann, Bischofstraße 2 a in 59494 Soest, Telefon 02921 / 3455933.)

Aller guten Dinge sind drei − so lautet ein altes Sprichwort, und unser Leser und Landsmann Hans-Georg Baltrusch hofft, daß es sich für ihn erfüllt. Denn zweimal hat er schon im Ostpreußenblatt nach seinen Verwandten geforscht, leider vergeblich. Aber diese Suchaktionen sind schon vor längerer Zeit erfolgt – in den Jahren 2000 und 2002 –, und da kann man ruhig noch einmal nachfassen, denn es sind ja neue Leser hinzugekommen. Und außerdem kann er jetzt durch neue Angaben seine damaligen ergänzen, denn er hat im Internet das Ortsfamilienbuch von Stock-heim gefunden, aus dem sich weitere Seitenverbindungen seiner mütterlichen Linie Rieck ergeben. Sein Großvater Franz Rudolph war das jüngste Kind von Carl Rieck und seiner Ehefrau Marie Amalie geborene Hollstein, die – wie sich jetzt herausgestellt hat – fünf weitere Kinder hatten. Alle wurden in Sommerfeld, Kreis Friedland, später Kreis Bartenstein, geboren, ihre Namen und Geburtsdaten sind bekannt: Heinrich Gustav Rieck,* 3. September 1864, schon zehn Tage nach der Geburt verstorben, Wilhelmine Elisabeth Rieck, * 29. Juli 1865, Karl Hermann Rieck * 2. Oktober 1867, Johann Ferdinand Rieck, 25. Juni 1870, und Bertha Marie Rieck * 23. Juli 1873. Wann und wo der Großvater geboren wurde, ist nicht bekannt. Da er vermutlich das jüngste Kind war, muß er entweder bis 30. September 1874 – Schnittpunkt zwischen bisheriger Kirchenbuchführung und staatlicher Personenstandsführung – in einem Ort eines anderen Kirchspiels oder danach wie seine Geschwister in Sommerfeld oder ausnahmsweise auch anderswo geboren sein. Während das Heiratsdatum feststeht – am 21. Juni 1904 ehelichte er Antonie Marie Rehfeldt in Powunden –, ist der Todestag unbekannt. Franz Rudolph müßte etwa im Juni 1924 in Powunden verstorben sein. Nun hofft sein Enkel, da jetzt alle Namen aller Geschwister seines Großvaters bekannt sind, daß seine Verwandtensuche jetzt Erfolg haben kann. Möglicherweise gibt es Aufzeichnungen, Dokumente und Fotos bezüglich der Vorfahren, auch die seiner weitläufigen Verwandten. Wie gesagt: Aller guten Dinge sind drei! (Hans-Georg Baltrusch, Lotjeweg 68 in 27578 Bremerhaven, E-Mail: hans-georg.baltrusch@t-online.de)

Dagegen geht Frau Angelika Lange aus Uslar-Volpe zum ersten Mal über unsere Ostpreußische Familie auf Verwandtensuche, denn sie hatte erst im vergangenen Jahr erfahren, daß es das Ostpreußenblatt gibt – nun hält sie es und hofft, daß wir endlich eine der Schwestern ihrer Mutter finden oder deren Schicksal klären können. Bisher waren alle Suchaktionen erfolglos, vielleicht klappt es nun über unsere Familie, zumindest in einem Fall. Denn unsere Zeitung wird ja auch in Australien gelesen, und dahin ist Charlotte Bajohr, die Schwester Ihrer Mutter, ausgewandert. Die Familie Bajohr stammt aus Korschen, sie wohnte in der Eisenbahnersiedlung, Bergstraße 2, in einem „Bahnerhaus“. Eine kinderreiche Familie, denn die Eltern Gustav und Minna Bajohr geborene Schwark waren mit reichlich Nachwuchs gesegnet. Eines von acht Kindern aus dieser Ehe – nach dem frühen Tod von Minna heiratete Gustav Bajohr noch einmal – ist Hildegard Fuchs geborene Bajohr, die Mutter von Frau Lange. Sie ist heute 88 Jahre alt und leider an ihre Wohnung gebunden, kann auch nicht mehr zu einem Heimattreffen fahren, auf dem sie vielleicht Kontakt zu ehemaligen Bekannten oder Verwandten erhalten hätte, denn dieser war jahrzehntelang nicht zustande gekommen. Erst als die Grenzen offen waren, ging Angelika Lange auf Verwandtensuche, fand auch einen Bruder ihrer Mutter und überraschte sie damit an deren 75. Geburtstag. Die Lebenswege der meisten Geschwister sind bekannt, die meisten sind schon verstorben, nur zwei blieben bis heute offen: die der Schwestern Charlotte und Hertha, die nachweisbar den Krieg überlebt haben, aber dann irgendwann und irgendwo aus dem Blickfeld der Familie verschwunden sind.

Einige konkrete Spuren gibt es zu der älteren Schwester Charlotte Bajohr, * etwa 1920 in Korschen. Es steht fest, daß sie nach Kriegsende nach Australien auswanderte. 1952 übersandte sie ihrer – inzwischen verstorbenen – Schwester Frieda einige Fotos, die Anfang jenes Jahres aufgenommen wurden. Aus ihnen ist ersichtbar, daß Charlotte Krankenschwester geworden war. Sie hatte geheiratet, ihr Mann hieß Eitel – wohl der Vorname –, namentlich gezeichnet sind andere abgebildete Personen wie Charlottes Freundin Erny und deren Freund mit dem seltsamen Namen „Vofebrenn“. Die Fotos sind unter Weinbergen, im Hospital, im Schwimmbad und in „Bükstamm“ gemacht. Auf einem Bild ist „Jaen Larny, 1.Mai 1952“ vermerkt. Daß Charlotte Bajohr damals auch Europa bereist hat, beweist eine Aufnahme vom Urlaub in Schottland. Ein entfernter Verwandter erinnert sich, daß Charlotte mit ihrem Mann nach Berlin ziehen wollte. Ob sie Australien verlassen hat, gegebenenfalls wann und mit welchem Ziel, ist unbekannt. Es bleiben also viele Fragen offen, aber es gibt doch einige Anhaltspunkte, denen nachgegangen werden könnte.

Die fehlen leider gänzlich bei der jüngeren Schwester Hertha, oder sie sind so vage, daß sie kaum als solche zu gebrauchen sind. Hertha Bajohr * 26. September 1926 in Korschen, wurde im Sommer 1947 zum letzten Mal von ihrem Bruder Herbert in Eckernförde gesehen, der ihr durch Zufall begegnete und sich mir ihr verabredete. Die Verbindung wurde aber nicht aufrecht-erhalten, Hertha blieb allein in Eckernförde. Vom Kirchlichen Suchdienst wurde ermittelt, daß sie Ende 1947 unbekannt nach Rußland verzogen sei. Das erscheint der Familie nicht glaubhaft: Eine vor den Russen geflohene, junge Ostpreußin geht freiwillig nach Rußland zurück, das aus den besetzten Gebieten alle Deutschen auswies? Ist sie vielleicht

in ihren Heimatort Korschen zurückgekehrt, der im polnischen Teil Ostpreußens liegt? Hat sie dort einen anderen Namen angenommen, vielleicht einen Polen geheiratet? Auch hier blieben Nachforschungen bisher ohne Erfolg. Rätsel über Rätsel. Vielleicht können unsere Leserinnen und Leser, vor allem ehemalige Bewohner von Korschen, einige Hinweise geben. Für diese veröffentlichen wir das Hochzeitsfoto von der inzwischen verstorbenen Schwester Frieda Bajohr, die 1934 in Neuhof geheiratet hat. Auf der auf dem Sauerbaumschen Hof gemachten Aufnahme sind auch die gesuchten Schwestern Charlotte und Hertha zu sehen. Für jeden, auch den kleinsten Hinweis wäre Angelika Lange dankbar, weil sie damit ihrer Mutter Hildegard Fuchs eine große Freude bereiten würde. (Angelika Lange, Obere Volperstraße 4 in 37170 Uslar.)

Eure Ruth Geede

Foto: Frieda Bajohr mit ihrer Hochzeitsgesellschaft auf dem Sauerbaumschen Hof 1934: Gesucht werden die Schwestern der Braut, Charlotte (das Mädchen in der letzten Reihe) und Hertha (in der ersten Reihe ganz rechts).


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