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23.05.09 / Arbeitsmärkte schmieren weltweit ab / Trotz erster positiver Signale: Die soziale Lage dürfte sich auf allen Kontinenten dramatisch zuspitzen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-09 vom 23. Mai 2009

Arbeitsmärkte schmieren weltweit ab
Trotz erster positiver Signale: Die soziale Lage dürfte sich auf allen Kontinenten dramatisch zuspitzen

Die deutsche Industrie meldet Lichtblicke, sogar vom US-Arbeitsmarkt kommen erste Vorboten einer Wende. Doch der Tiefpunkt auf den Arbeitsmärkten weltweit steht erst noch aus. Die Perspektiven bleiben vorerst so düster wie seit Jahrzehnten nicht. Ein kurzer Überblick über die globale Lage:           

Die ersten guten Nachrichten nach Monaten der Hiobsbotschaften: Nach den brutalsten Einbrüchen bei Produktion und Absatz seit dem Zweiten Weltkrieg und der anschließenden Demontage durch die Besatzungsmächte hat sich die Lage bei der deutschen Industrie zuletzt stabilisiert. Auf niedrigem Niveau zwar, aber immerhin ist der steile Absturz beendet: Die Produktionszahlen bleiben fest, die Bestellungen nehmen sogar wieder zu.

Die USA melden gleichzeitig, daß sich bei ihnen sogar der Abschwung am Arbeitsmarkt bereits verlangsame. Zwar waren hier im April 8,9 Prozent Arbeitslose zu vermelden, der höchste Wert seit 1983. Mit 539000 gingen aber 160000 Stellen weniger verloren als im März, gerechnet hatten die Experten für April mit mehr als 600000.

Wohl gemerkt: Der Abbau von Stellen hat sich verlangsamt, von einer Wiederzunahme der Beschäftigungsverhältnisse sind die USA noch weit entfernt. Das gilt auch für den Rest der Welt. Die „Internationale Arbeitsorganisation“ (ILO) sieht die Erwerbsbevölkerung weltweit vor sehr schweren Zeiten. Die reine Zahl der Arbeitslosen, die global von 5,7 Prozent im Vorjahr auf sechs bis sieben Prozent 2009 steigen soll, gibt hier einen verharmlosenden Eindruck vom Ernst der Entwicklung.

Zunehmen werde vor allem der Anteil der „arbeitenden Armen“, jenen Menschen, die trotz Erwerbstätigkeit mit weniger als zwei US-Dollar am Tag auskommen müßten. Mit möglicherweise bis zu 1,4 Milliarden Menschen könnte diese Gruppe zum Jahresende 45 Prozent aller weltweit Beschäftigten stellen. In diesem schlimmsten angenommenen Fall stünden zudem 53 Prozent nur noch in „ungesicherten Beschäftigungsverhältnissen“.

Unter den großen Industrienationen ist Großbritannien am heftigsten getroffen. Ältere Bewohner der Insel stellen erschrocken fest, die Stimmung sei niedergeschlagener als in den für Britannien kritischsten Phasen des Zweiten Weltkriegs. Bei den jungen Leuten unter 25 ist bereits jeder dritte ohne Anstellung. Und die Zahlen zeigen stark nach oben.

Einen regelrechten Zusammenbruch haben die Arbeitsmärkte der drei baltischen Staaten erlebt: In Estland stieg die Arbeitslosenrate von April 2008 bis März 2009  von 3,8 auf 11,1 Prozent, in Litauen von 4,3 auf 15,5 und in Lettland gar von 6,1 auf 16,1 Prozent.

Damit werden die drei „baltischen Tigerstaaten“, wie man sie vor dem derzeitigen Absturz noch bewundernd genannt hatte, nur von Spanien übertroffen: Hier liegt die Erbslosenquote nunmehr bei 17,4 Prozent. Allerdings war es den Iberern auch in den Zeiten ihres jahrelangen Booms nicht gelungen, ihre Erwerbslosenquote spürbar unter zehn Prozent zu drücken. So starteten sie jetzt von entsprechend höherem Niveau in die Krise; die verheerende Marke von 20 Prozent rückt in Sichtweite.

Auch in anderen Erdteilen spitzt sich die Lage an den Arbeitsmärkten zu: In Japan könnte die Arbeitslosenrate bis Mitte 2010 auf für dort atemberaubende sechs Prozent steigen. Zu beachten ist, daß der Wirtschaftsgigant kaum über ein soziales Netz verfügt. Jahrzehnte galt, daß Betriebe niemanden entließen. Damit herrschte praktisch Vollbeschäftigung, ein soziales Netz schien Nebensache.

In Japan fehlen auch Möglichkeiten wie die Kurzarbeit, Arbeitlosengeld gibt es im schlimmsten Fall nur drei Monate lang, danach droht der Absturz, denn Sozialhilfe wird nur Kranken und Rentnern gewährt. Zu allem Überfluß ist der japanische Staat unter allen Regierungen der 20 größten Wirtschaftsmächte der am höchsten verschuldete, was den Spielraum für neue soziale Maßnahmen einschränkt.

Beim Nachbarn China befürchtet KP-Chef Hu Jintao das „schwerste Jahr“ seiner Amtszeit. Die veröffentlichten Zahlen sind in dem kommuninistischen Land naturgemäß nur wenig verläßlich, doch 20 Millionen arbeitslose Wanderarbeiter, rund 25 Millionen weitere erwerbslose Arbeiter sowie sieben Millionen stellenlose Akademiker sagen genug aus.

Auf manche Länder schlägt die Krise doppelt durch: Nicht nur der Absatz heimischer Waren auf dem Weltmarkt, oft Rohstoffe, stockt. Auch die Überweisungen der ins reichere Ausland gezogenen Landsleute an ihre Familien daheim gehen deutlich zurück. Dies trifft die Länder Süd- und Zentralasiens, Afrikas und Lateinamerikas besonders.

Inder, Pakistanis und Philippiner verlieren ihre Arbeit am Persischen Golf, Afrikaner in Europa und Latienamerikaner fliegen in den USA oder den Ländern der EU auf die Straße.

Die Staaten Lateinamerikas sind indes noch recht unterschiedlich von der Krise getroffen. Chile und Brasilien haben die Boomzeit, die es auch hier gab, genutzt, um ihre Haushalte zu sanieren und ihre Absatzmärkte vielfältiger aufzustellen. Das macht sich nun bezahlt. Auch kleinere, ärmere Länder wie El Salvador, Panama oder Uruguay profitieren von ihrer Disziplin im Boom.

Die Volkswirtschaften Venezuelas, Boliviens und Ecuadors hingehen leiden unter linkspopulistischen Regierungen. Deren ungestüme Politik der Wirtschaftsgängelung, Enteignung und der sozialen Geschenke stößt nun an ihre Grenzen. In dem Maße, wie sich dies im Bereich Arbeit und Soziales für das Volk bemerkbar macht, rechnen Beobachter mit einer Verschärfung der linken Propaganda der Regime, um dem Volk Sündenböcke präsentieren zu können.      Hans Heckel

Foto: Arbeit weg, Aufenthaltserlaubnis weg: Diese Arbeiter müssen Dubai verlassen und zurück nach Pakistan.


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