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23.05.09 / Sie liebten sich und die Extreme / Flugpionierin Elly Beinhorn über die Liebe mit Rennfahrer Bernd Rosemeyer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-09 vom 23. Mai 2009

Sie liebten sich und die Extreme
Flugpionierin Elly Beinhorn über die Liebe mit Rennfahrer Bernd Rosemeyer

„Das schnellste Ehepaar der Welt“ wurden die Flugpionierin Elly Beinhorn und der weltberühmte Rennfahrer Bernd Rosemeyer nach ihrer Heirat am 13. Juli 1936 genannt. Beiden Epigonen ihrer jeweiligen Sparte war nur eine kurze, doch überaus ereignisreiche und glückliche gemeinsame Zeit vergönnt. Im November 1938 wurde ihr Sohn Bernd geboren. Zehn Wochen

später, am 28. Januar 1938, verunglückte der Ausnahmefahrer Rosemeyer im Alter von nur 28 Jahren bei einem Geschwindigkeits-Rekordversuch auf der Autobahn Frankfurt-Darmstadt tödlich. Eine Orkanböe hatte den stromlinienförmigen Rennwagen der Auto-Union bei Tempo 440 seitlich erfaßt und gegen eine Brückenböschung geschleudert. Bernd Rosemeyer wurde nicht vergessen. Dazu trugen insbesondere die noch in seinem Todesjahr erstmals veröffentlichten, sehr persönlich gehaltenen Erinnerungen Elly Beinhorns bei. Ihr Buch „Mein Mann, der Rennfahrer – Der Lebensweg Bernd Rosemeyers“ erschien erneut 1955 und erreichte wiederum eine hohe Auflage. Ihre Lebensgeschichte hat sie zudem seit 1932 in mehreren eindrucksvollen Büchern dargestellt, die bis heute

auf großes Interesse stoßen und Höchstauflagen erreichten. Anläßlich des bevorstehenden 100. Geburtstags von Bernd Rosemeyer am 14. Oktober dieses Jahres legte der Herbig Verlag nochmals mit einer reich bebilderten Ausgabe von Elly Beinhorns Biographie ihres Mannes nach, versehen mit einem Geleitwort von Dr. Wolfgang Porsche. Es ist der Enkel des Autokonstrukteurs Ferdinand Porsche, der dem schnell aufgestiegenen, hochtalentierten Rennfahrer seinerzeit ein väterlicher Freund war. Bis Ende 1937 war Ferdinand Porsche für die Konstruktion der Renn- und Rekordwagen der Auto-Union verantwortlich. Der sehr ansprechend gestaltete Band enthält über 125, teilweise unveröffentlichte Fotos und Dokumente sowie ein Nachwort des Sohnes Prof. Dr. Bernd Rosemeyer über den Unfallhergang. Mit der nicht eindeutig geklärten Frage nach der tatsächlichen Unfallursache haben sich mehrere Autoren literarisch beschäftigt. Es folgt am Schluß eine Aufstellung aller Rennergebnisse von 1935 bis 1937.

Bernd Rosemeyer, der Sohn eines Kleinfabrikanten aus Lingen, war ursprünglich Motorrad-Rennfahrer. Erstmals nahm er 1934 als Fahrer an einer großen Automobilsport-Veranstaltung in Baden-Baden teil. 1935 sattelte er endgültig um und wurde Werksfahrer der Auto-Union. Im Silberpfeil, dem schwer zu beherrschenden 16-Zylinder-Mittelmotorwagen, siegte er in mehreren Grand-Prix-Rennen und stellte im Wettbewerb mit Caracciola Geschwindigkeitsrekorde auf. Am 29. September 1935 hatten er und Elly Beinhorn sich in Brünn beim Autorennen auf dem Masaryk-Ring kennengelernt. Beinhorn war damals auf dem Höhepunkt ihrer fliegerischen Laufbahn und war nebenher als Vortragsrednerin tätig. Am 13. Juli 1936 wurde geheiratet. Nachdem Rosemeyer am 26. Juli das Rennen auf dem Nürburgring gewonnen hatte, flog seine Frau mit einer neuen, am Tag nach der Hochzeit übernommenen „Taifun“ über Istanbul nach Damaskus und startete dort zu einem neuen Rekordflug. Rosemeyer wurde in dem Jahr Europameister (sechs Siege in zwölf Rennen). 1937 nahm er an 14 internationalen Rennen teil und trug vier Siege davon neben zahlreichen guten Plätzen in den oberen Rängen. Eher verhalten erwähnt Beinhorn ihre zunehmenden Sorgen um ihren Mann, der ein sonniges, ausgeglichenes Wesen hatte und sich von allen Rück-schlägen unglaublich schnell wieder erholte. Es paßte eben nicht in den Stil der Zeit, offen mit seinen Ängsten umzugehen.  

Nicht Ruhmsucht oder Geld waren die Beweggründe seiner Eltern bei ihrer Jagd nach Rekorden, schreibt Bernd Rosemeyer jun., sondern reine Begeisterung. An eine Vermarktung der Erfolge im heutigen Sinn dachte niemand.

Es wurde in der technischen Entwicklung des Automobilsports Neuland betreten, wobei das hohe Risiko von den Spitzenfahrern unterschätzt und daher in Kauf genommen wurde. „Wenn man bedenkt, daß mit der damaligen Technik auf einer Rundstrecke wie der Avus in Berlin auf den Geraden Spitzengeschwindigkeiten von 380 km/h gefahren wurden und die Distanz der Großen Preise sich über 500 Kilometer erstreckte, so ist das im Vergleich zu den heutigen Renndistanzen von 300 Kilometer und Höchstgeschwindigkeiten von 320 km/h immer noch beachtlich.“ Rosemeyer wünscht sich, daß die Erinnerung an seinen Vaters auch zukünftig lebendig bleibt.            D. Jestrzemski

Elly Beinhorn: „Bernd Rosemeyer – Mein Mann, der Rennfahrer“, Herbig Verlag, München 2009, 125 Abbildungen, geb., 270 Seiten, 24,95 Euro


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