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30.05.09 / Neue Pipeline für Südeuropa / Moskau tut alles, um der führende Energielieferant Europas zu bleiben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-09 vom 30. Mai 2009

Neue Pipeline für Südeuropa
Moskau tut alles, um der führende Energielieferant Europas zu bleiben

Rußland tritt derzeit verstärkt als „global player“ auf internationaler Bühne in Erscheinung. Reisen des Regierungschefs und des Außenministers in Länder des Nahen Ostens zeugen ebenso davon wie der EU-Rußland Gipfel im sibirischen Chabarowsk und das geplante Treffen mit US-Präsident Barack Obama Anfang Juli in Moskau.

Innenpolitisch sieht die Bilanz nach einem Jahr Regierungszeit  von Dmitrij Medwedew zwar eher düster aus, offenbarte die globale Finanzkrise doch klar die Schwächen der russischen Wirtschaft:  Die hohe Abhängigkeit des Landes von Öl- und Gasexporten, sowie Rubel- und Ölpreisverfall ließen das Bruttoinlandsprodukt drastisch sinken.

Außenpolitisch drängt Rußland hingegen nach vorn in der Hoffnung, die Krise bald überwinden zu können. Damit das Land seinen Einfluß als wichtigster Energielieferant für Europa nicht einbüßt, legte Wladimir Putin bei einem Treffen mit Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi am 16. Mai in Sotschi den Grundstein für eine neue „Süd-Pipeline“, die Südeuropa mit russischem Gas versorgen soll. An dem Projekt ist neben dem russischen Staatskonzern Gazprom der italienische Energieversorger ENI beteiligt.

Bulgarien, Griechenland und Serbien sollen von der Süd-Pipeline profitieren, Gazprom hat bereits joint-ventures mit den jeweiligen Energiekonzernen der Länder unterzeichnet. Am folgenden Tag traf Putin den türkischen Präsidenten Erdogan, um dessen Einverständnis zur Verlegung der Pipeline auf dem Grund des türkischen Teils des Schwarzen Meeres einzuholen, obwohl die Türkei selbst an dem Projekt nicht beteiligt ist. Als „Bonbon“ versprach Putin seinem türkischen Amtskollegen, die vorhandene „Blue-Stream“-Pipeline weiterzunutzen. sie sogar um eine zweite zu erweitern, um den steigenden Energiebedarf der Türkei decken zu können. Über die Süd-Pipeline soll fast die Hälfte des Gases, das zur Zeit über die Ukraine nach Europa fließt, unter Umgehung der Ukraine in den Westen geliefert werden. Von Bulgarien soll ein Ast nach Österreich im Nordwesten und der andere nach Griechenland und Italien führen.

Das Bauvorhaben steht in Konkurrenz zur „Nabucco“-Pipeline, die unter Umgehung Rußlands mit turkmenischem Gas die Versorgung der EU garantieren soll, deren Realisierung aber nicht recht vorankommt. Hier wittern die Russen ihren Vorteil, denn mit dem Bau der Süd-Pipeline kann früher begonnen werden, nachdem die Verträge bereits unterschrieben sind.            MRK


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