19.04.2024

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30.05.09 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-09 vom 30. Mai 2009

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,            
liebe Familienfreunde,

Wie genau unsere Leserinnen und Leser die Ostpreußische Familie durchforsten und versuchen, Lösungen zu finden oder erste Informationen zu ergänzen, zeigen die Zuschriften, die uns in den letzten Wochen erreichten. Manchmal sind es nur ein paar Zeilen, öfters längere und sehr in das Detail gehende Ausführungen wie die von Herrn Dr. Hans-Dietrich Nikolaisen aus Büsum. Sie betreffen die bereits geklärte Frage nach den deutschen Besitzern des Hauses Ernst-Wichert-Straße 1 in Königsberg-Maraunenhof, die von der heute dort wohnenden Russin Olga Popova über ihre deutsche Freundin Ilse Meier, Bad Salzuflen, gestellt wurde. Herr Dr. Nikolaisen konnte nun alle Bewohner der damals im Besitz der Steinmetzwitwe Anna Kliesch befindlichen Villa und des ebenfalls ihr gehörenden gegenüberliegenden Hauses Ernst-Wichert-Straße Nr. 2 auflisten. Zu einem der Mieter hatte Herr Dr. Nikolaisen persönliche Beziehung, denn es war sein Klassenlehrer an der Hindenburg-Oberschule, Curt Madeika. Dies und noch viel mehr konnte er Frau Meier mitteilen, wobei ein Hinweis noch besonders wichtig ist: Im Bildband „Königsberg in Preußen, die nördlichen Stadtteile“ von Gerhard Thiering sind beide Häuser abgebildet. Vielen Dank für Ihre Mühe, lieber Herr Dr. Nikolaisen, die Sie sich ja auch im Fall des Königsbergers Wolfgang Schneider gemacht haben, der sein Geburtsgeheimnis zu enträtseln sucht. Leider hat auch Ihr Hinweis auf die Preußische Staatsbibliothek in Berlin, in der die Königsberger Tageszeitungen aus der betreffenden Zeit einzusehen sind, nichts erbracht, seine Geburtsurkunde war nicht zu finden. Aber schon das Mitdenken, Mitfühlen unserer hilfsbereiten Leser ist für viele Suchende ein großer Gewinn.

Es gibt schwierige Wünsche, die kaum zu erfüllen sind. Und so ist auch eingetreten, was ich schon bei der Veröffentlichung vor zwei Jahren vermutete: Auf die Frage nach der „Poscheruner Mühle“ bei Tauroggen hat sich niemand gemeldet. Herr Andreas Marecki aus Dresden wollte gerne etwas mehr über diesen historischen Ort im äußersten Nordosten wissen, an dem im Dezember 1812 die denkwürdige Konvention von Tauroggen unterzeichnet wurde. Auf russischer Seite von General Diebisch-Sabalkansky, auf preußischer von General York, dem ein Denkmal in Form eines „Yorksteins“ gesetzt wurde. Dieser Stein wurde von Litauern als Musikerdenkmal umgenagelt. „Wer weiß etwas von dieser Aktion und wann sie erfolgte?“ fragten wir damals. Leider gab es keine Antwort. Nun hat Herr Marecki aber einige Aufnahmen bekommen, die den Yorkstein zeigen, der auch „Zarendenkmal“ genannt wird, darunter eine aus heutiger, litauischer Zeit. Die historische Aufnahme von dem Yorkstein stammt von Oppeln-Bronikowski aus dem Ersten Weltkrieg. Hier weiß Herr Marecki aber nicht genau, ob es sich um den bekannten Springreiter oder dessen Vater handelt. Im Hintergrund ist ein Rundturm zu sehen, in dem sich die alte russische Zollgrenzverwaltungsstelle befand. Immer noch fehlen Herrn Marecki Hinweise auf ein altes Ölgemälde von der Poscheruner Wassermühle, ob und wo es noch existiert, und ob es farbige Abbildungen in Büchern oder Zeitschriften gibt. Vielleicht hilft ja jetzt die Nachfrage weiter? (Andreas W. Marecki, Hermann-Schmidt-Platz 8 in 1259 Dresden.)
Wir können wieder einmal gratulieren, wieder zu der Verleihung der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und wieder an einen Menschen aus unserer Heimat – diesmal aber an eine Frau: Anita Motzkus aus Schönlinde, Krs. Gerdauen, erhielt im Schloß Reinbek die vom Bundespräsidenten Horst Köhler verliehene Auszeichnung aus der Hand des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Peter Harry Carstensen. Mit dieser Ostpreußin wird eine Frau geehrt, die ihr eigenes Schicksal hinter das der Menschen stellt, die auch heute noch, 65 Jahre nach dem Russeneinfall in Ostpreußen, Unterstützung und Anerkennung benötigen, denn beides wurde ihnen bisher versagt – die sogenannten „Wolfskinder“ die in Litauen verbliebenen Waisen aus dem nördlichen Ostpreußen. Auch Anita Motzkus war als Fünfjährige bettelnd durch Litauen gezogen, und deshalb liegt ihr die Hilfe für die damals entwurzelten Kinder am Herzen, nicht nur für die 20 aus ihrem Heimatkreis Gerdauen stammenden, sondern für alle noch lebenden „Wolfskinder“, deren Zahl noch knapp unter 100 liegt. Den Laudatoren und den zur Feierstunde am 20. Mai in das Schloß Reinbek Geladenen war es in seiner ganzen Bandbreite aber nicht bekannt, und sie lauschten deshalb sichtlich berührt den Ausführungen von Frau Motzkus, die diesem Teil ihrer Betreuungsarbeit in ihrer Dankesrede viel Platz einräumte. Denn ausgezeichnet wurde die in Hamburg lebende Ostpreußin für ihr gesamtes Betätigungsfeld, das zum großen Teil in Schleswig-Holstein liegt. Rendsburg ist die Patenstadt von Gerdauen, hier liegt ihr heimatliches Refugium und das kam auch in der Laudatio zum Ausdruck:

„Anita Motzkus engagiert sich seit Jahrzehnten im humanitären und kulturellen Bereich. Seit über 40 Jahren gehört sie der Heimatkreisgemeinschaft Gerdauen an. Sie gibt immer wieder den Anstoß zu Hilfsaktionen und unterstützt sowohl private wie auch offizielle freundschaftliche Begegnungen mit den heute russischen Bewohnern im ehemaligen Heimatkreis. Insbesondere engagiert sie sich für die „Wolfskinder“ in Litauen unter anderem durch außerordentliche Spendenaktionen. In Presseveröffentlichungen, Vorträgen und persönlichen Gesprächen weist sie auf das weithin unbekannte Schicksal dieser ostpreußischen Waisen hin, deren schwerer Schicksalsweg 1945 begann und bis heute dauert. Zu den Wolfskindern in Litauen aus dem Kreis Gerdauen hält sie persönliche Kontakte und steht ihnen als Ansprechpartnerin zur Seite. Sie setzt sich für die Völkerverständigung und humanitäre Unterstützung ein.“ In Bezug auf das nördlichste Bundesland heißt es dann weiter: „Im Heimatmuseum Kreis Gerdauen mit angeschlossenem Archiv in Rendsburg organisierte sie unter dem Schirm der Patenträgerschaft von Stadt Rendsburg und Kreis Rendsburg-Eckernförde eine neue Ausstellung und vermittelte die Mitgliedschaft der Heimatstube Kreis Gerdauen im Museums-Verein Kreis Rendsburg-Eckernförde“. Weiter wird ihre vielseitige Tätigkeit für die Kreisgemeinschaft Gerdauen vor allem auf dokumentarischem Gebiet herausgestellt, mit der sie zum Erhalt ostpreußischen Kulturguts erheblich beiträgt. Wir können das aus Sicht der Ostpreußischen Familie nur unterstreichen, denn Anita Motzkus, mit der ich seit Jahrzehnten eng zusammenarbeite und die mir oft in schwierigen Fällen geholfen hat, ist eine verläßliche Ansprechpartnerin und immer für eine engagierte Mitarbeit bereit. Deshalb, liebe Anita Motzkus, möchte ich Sie sehr herzlich zu der verdienten Anerkennung beglückwünschen.

Erwähnt werden soll aber auch, daß auf der Veranstaltung im Reinbeker Schloß eine weitere Heimatvertriebene aus dem Osten mit der Verdienstmedaille ausgezeichnet wurde. Margit Freifrau von Tettau aus Aumühle hat sich in ihrer über ein halbes Jahrhundert dauernden Tätigkeit große Verdienste um die soziale Integration der Heimatvertriebenen erworben Bis vor zwei Jahren war die heute 82jährige Danzigerin im Lübecker „Bund der Danziger“ aktiv, war als Kulturreferentin der Danziger Frauen und als Landesfrauenreferentin im BdV tätig. Auch als Bundesfrauenleiterin hat sie maßgeblich zur sozialen Eingliederung der Heimatvertriebenen beigetragen und sich im Danziger Förderkreis „Haus Hansestadt Danzig“ in Lübeck eingesetzt.

Nette Briefe sind gekommen, in denen kein Wunsch geäußert, keine Frage gestellt wird, sondern die einfach sagen wollen: Die Ostpreußische Familie ist wunderbar, macht weiter so. Dafür sage ich ganz herzlichen Dank, denn das ist „Ölke oppet Seelke“. Ach ja, unser Platt. Da hatten wir die Frage unseres Lesers Fridolin Herrgeist nach einer anderen Bezeichnung für den „Fleischwolf“ in ostpreußischer Mundart gebracht. Ich habe auch darüber gegrübelt, denn ich wußte: So hatten wir zu Hause diese für das „Klopsland Ostpreußen“ unentbehrliche Küchenhilfe nicht genannt. Aber wie? Da kam ein Anruf von einer lieben Leserin, die sagte, daß ihre Mutter immer von der „Maschine“ gesprochen hätte. Da fiel es mir ein: natürlich, wenn Muttchen etwas „durchdrehen“ wollte, bat sie um die „Fleischmaschine“. Ich war nicht darauf gekommen, weil Herr Herrgeist eine plattdeutsche Bezeichnung suchte. Na, vielleicht genügt ihm ja die „Maschien“ – wollen mal abwarten, ob sich noch eine andere Bezeichnung findet. Eure Ruth Geede

Foto: Yorkstein in Tauroggen: Auch Zarendenkmal genannt.


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