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30.05.09 / »Steingewordener Glaube« / Mit dem Kirchenbau im Banat beschäftigte sich eine Sonderausstellung in Düsseldorf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-09 vom 30. Mai 2009

»Steingewordener Glaube«
Mit dem Kirchenbau im Banat beschäftigte sich eine Sonderausstellung in Düsseldorf

Im Foyer vor dem Eichendorff-Saal des Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Hauses konnte eine interessante Präsentation des Donauschwäbischen Zentralmuseums (DZM) Ulm besichtigt werden. Die als Wanderausstellung konzipierte Schau des DZM und der Kulturreferentin für Südosteuropa, Dr. Swantje Volkmann, informiert über die kirchliche Architektur im Banat des 18. Jahrhunderts. Anhand mehrerer Kirchenbauwerke wird unter dem Titel „Steingewordener Glaube“ ein Eindruck von der steareometrischen Architektur des 18. Jahrhunderts im Banat vermittelt. Der Betrachter erfährt aber auch, wie diese entstand, welche Vorbilder sie hatte und wie sie die Landschaft bis heute prägt.

Bei der Ausstellungseröffnung – im Beisein von Konrad Grundmann, Staatsminister a. D., Vorstandsvorsitzender des Gerhart-Hauptmann-Hauses, Dr. Winfrid Halder, Direktor des Gerhart-Hauptmann-Hauses, und Barbara Gaug, Vorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben in Nordrhein-Westfalen – hob Dr. Swantje Volkmann die wichtigsten Etappen der Entstehungsgeschichte der Kirchen im Banat hervor und verwies auch auf Aspekte der gegenwärtigen Situation der Baudenkmäler.
Grundlage der Dokumentation sind moderne Architekturfotos, die mit historischen Aufnahmen sowie Plan- und Kartenmaterial ergänzt werden. Ausgangspunkt ist die Zeit um 1718 – als das Banat vom Osmanischen Reich in den Besitz der Habsburger überging. Parallel zur Kolonisation des Landes erfolgte die kirchliche Reorganisation. Eine Sonderstellung innerhalb der Architektur dieser Region nimmt die Dorfkirche ein. Sie besticht weder durch besondere Schönheit, noch durch innovative Lösungen als Zeichen einer Stilepoche. Der Landkirchenbau im Banat des 18. Jahrhunderts war wegweisend für das gesamte Architekturbild der Monarchie als Bestandteil der Kolonisationsgeschichte.
Je nach Lage des Ortes, Anteil der römisch-katholischen Glaubensgemeinschaft oder der rumänisch- oder serbisch-orthodoxen Gemeinschaft, verfallen heute im Banat die katholischen Gotteshäuser und werden durch einen prachtvollen größeren oder auch kleineren Neubau überstrahlt. Aber es gibt auch Ausnahmen. Die römisch-katholische Diözese renoviert einige Kirchen in Gemeinden, die noch einen relativ hohen Anteil an katholisch Gläubigen besitzen. Andere Baudenkmäler werden von Heimatortsgemeinschaften in Stand gehalten. Das bischöfliche Ordinariat Temeswar verwaltet 400 Kirchen und Kapellen, davon eine hohe Zahl sanierungsbedürftiger Anlagen.
Die Nutzung und Instandhaltung der vorhandenen Bausub­stanzen übersteigen die Möglichkeiten der Bevölkerung schon seit vielen Jahren. Hinzu kommt, daß – anders als in Siebenbürgen, wo eine Fülle von qualitätsvollen Beispielen kunst­historischer Relevanz vorhanden ist – die Bedeutung der Banater Architektur nicht vorrangig in den Einzelbeispielen zu suchen ist, sondern in ihrer Einheitlichkeit. Die serielle Bauweise sowie die Entstehung und Verwendung von Typisierungsmodellen führte zu einem einzigartigen Siedlungsbild, das wegen seiner geradezu industriellen Produktion bewahrungswürdig ist.             Dieter Göllner

Foto: Sankt-Georgs-Kathedrale Temeswar: Zu den repräsentativen Kirchenbauten im Banat gehört die Sankt-Georgs-Kathedrale von Temeswar.


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