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06.06.09 / Erstmals wird SOS gefunkt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-09 vom 06. Juni 2009

Erstmals wird SOS gefunkt

Vor 100 Jahren bekamen Guglielmo Marconi und Ferdinand Braun den Nobelpreis für Physik. Die beiden wurden damit für ihre Verdienste um die drahtlose Telegrafie geehrt. Auf wirtschaftlichem Gebiet waren die beiden Funkpioniere Konkurrenten. Der Italiener hatte 1897 Marconi’s Wireless Telegraph Company Ltd. mit Sitz in London gegründet und der Deutsche hatte  sich an der Gründung der Gesellschaft für drahtlose Telegrafie Telefunken in Berlin im Jahre 1903 beteiligt. Ihre beiden Unternehmen beherrschten den Markt und bekämpften sich derart heftig, daß sie ihren Kunden verboten, Funksprüche entgegenzunehmen, die von einem Produkt der jeweiligen Konkurrenz abgesetzt waren. Das betraf sogar Notrufe.

Diesen untragbaren Zustand beendete 1906 eine Internationale Funkkonferenz in Berlin. Dort einigten sich 27 Länder auf eine Regelung des Funkverkehrs und die beiden konkurrierenden Unternehmen aus Großbritannien und Deutschland auf ein einheitliches Notrufsignal: SOS. Die Interpretation von SOS als Abkürzung von „Save our Souls“ oder „Save our Ship“ erfolgte erst später. Der wahre Grund für die Wahl dieser drei Buchstaben war, daß das Signal drei kurz, drei lang, drei kurz einprägsam und auch für ungeübte Funker leicht aus anderen Signalen herauszuhören ist.

Drei Jahre später, am 10. Juni 1909, setzte das britische Passagierschiff „Slavonia“ das erste Mal das eingeführte Notrufsignal SOS ab. Die Gäste der ersten Klasse hatten den Kapitän bedrängt, nahe an den Azoren vorbeizufahren, damit sie etwas von den Inseln sehen konnten. Der Kapitän kam dem Wunsch der Passagiere nach, übersah bei dichtem Nebel die Insel Flores und rammte sie mit voller Fahrt. Der Funker sendete SOS. Die deutschen Schiffe „Prinzess Irene“ und „Batavia“, die den Notruf empfangen hatten, kamen zu Hilfe. Die Passagiere konnten gerettet werden. Der Cunard-Liner  selbst versank ein paar Tage später im Meer. Manuel Ruoff


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