29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
06.06.09 / Zankapfel, Heimat und Idyll / Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen zeigt Ausstellungen über die Geschichte Lycks − Stadtrecht seit 1425

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-09 vom 06. Juni 2009

Zankapfel, Heimat und Idyll
Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen zeigt Ausstellungen über die Geschichte Lycks − Stadtrecht seit 1425

Wie in den Städten Saalfeld oder Preußisch Holland in Ostpreußen sind auch die heutigen Bewohner der Stadt Lyck (polnisch Ełk) an der Geschichte ihrer Vergangenheit interessiert. In Lyck selbst wurde die Ausstellung bereits im Juni des letzten Jahres im dortigen Wasserturm der Öffentlichkeit übergeben.

Die Geschichte Lycks begann mit der Eroberung und Christianisierung des Prußenlandes im 13. und 14. Jahrhundert. 1398 ließ dann der Ordenskomtur Ulrich von Jungingen auf einer Insel im Lyck-See ein hölzernes Ordenshaus errichten. Um 1408 wurde das mit einem Erdwall gesicherte Holzhaus zu einer steinernen Wasserburg umgebaut. Mit der Burg entstand eine Siedlung von Handwerkern, Fischern und Dienstleuten, die nach ihrer Lage am Fluß „zu Likke“ benannt wurde. Am 27. Mai 1425 wurden dem Ort die Handfeste nach kulmischem Recht verliehen, die Planungen von Hochmeister Paul von Rußdorf im Jahre 1435, Stadtrechte zu verleihen, unterblieben in der unruhigen Zeit.

Zu Beginn des 13jährigen Krieges (1454–1466) wurde die Burg von Polen niedergebrannt, ab 1470 brachte die Kolonisation der „Großen Wildnis“ im Osten des Ordenslandes wirtschaftlichen Aufschwung. 1477 wurde das „Krugrecht“ (Schank- und Verkaufsrecht) verliehen und 1469 wurde erstmals ein Pfarrer erwähnt. Mit „St. Katharina“ entstand 1472 die erste Kirche in dem damals rund 600 Einwohner umfassenden Ort.

Die wachsende Bedeutung von Lyck wurde 1513 mit der Einrichtung eines Gerichtes bestätigt, 1525 wandelte Hochmeister Albrecht von Brandenburg den Ordensstaat in ein weltliches Herzogtum um und führte die Reformation ein. Die anschließende Friedenzeit war die erste Glanzzeit in wirtschaftlicher und kultureller Beziehung für den Ort.

Mit der Einwanderung polnischer Protestanten kamen auch polnische Geistliche nach Masuren; darunter Johannes Maletius, der bald evangelischer Pfarrer in Lyck und 1537 Erzpriester für die Hauptämter Lyck, Oletzko, Rhein und Johannisburg wurde.

Anfang des 17. Jahrhunderts entwickelte sich Lyck zum Mittelpunkt der Region, aber bereits zu Beginn des 2. Polnisch-Schwedischen Krieges (1655–1660) wurde die Stadt von den Schweden eingenommen. Am 9. Oktober 1656 wurde die Stadt fast völlig zerstört. Dennoch verlieh der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm dem Flecken bereits am 23. August 1669 die Stadtrechte sowie das Wappen mit dem doppelten Januskopf, das den Wächterstatus gegen Polen und Litauen dokumentieren soll. In der wirtschaftlichen Hierarchie stand Lyck um 1700 an 27. Stelle der preußischen Städte. Durch mehrere Brände und die Pestepidemie 1709 bis 1711 starben zirka 1300 der 2000 Einwohner, bis 1800 hatte sich der Einwohnerstand wieder auf 2243 erholt. 1742 wurde Lyck nach dem Bau einer Kaserne Garnisonsstadt. Während des Krieges 1806/1807 besetzten die Franzosen den Ort, den sie auch 1812 nach der Niederlage mit Rußland durchzogen. Am 19. Januar 1813 wurde der russische Zar Alexander I. als „Befreier des Vaterlandes“ begrüßt.

1818 wurde Lyck Sitz des Kreises im Regierungsbezirk Gumbinnen, um 1850 galt der Ort mit etwa 4250 Einwohnern als die bevölkerungsreichste und schönste Stadt Masurens. In diese Jahre fällt auch die verkehrsmäßige Erschließung, die erste Landstraße führte seit 1840 nach Lötzen. 1845 folgte die Straße nach Johannisburg, 1853 wurde über Rhein der Weg nach Königsberg erleichtert und 1856 erreichte der Straßenbau Insterburg. Die Schiene folgte am 8. Dezember 1868, als die 77 Kilometer lange Eisenbahnlinie von Rastenburg nach Lyck eröffnet wurde und die Verbindung nach Königsberg ermöglichte. Die Verlängerung zum Grenzbahnhof Prostken erfolgte am 1. Juli 1871, 1879 wurde Oletzko und 1885 Allenstein erreicht – Lyck war damit der wichtigste Eisenbahnknotenpunkt im Südosten Ostpreußens. In Folge davon erhöhte sich die Einwohnerzahl bis 1890 auf rund 10000 Personen. 1895 wurde der Wasserturm errichtet, es folgte eine Gasanstalt, ein Finanzamt und ein Krankenhaus. Der Bau der Kanalisation wurde 1905 abgeschlossen und 1906 eine neue Feuerwache bezogen. Mit dem Sitz des Landratsamtes, des Landgerichtes, einem Gymnasium und einem Lehrerseminar galt die Stadt bereits damals als „Hauptstadt Masurens“.

Im August 1914 marschierten russische Truppen kampflos in Lyck ein, nach der Schlacht bei Tannenberg vom 23. bis 31. August übernahmen die deutschen Truppen wieder die Stadt. 165 Häuser, die Kirche und das Rathaus waren zerstört. Mit erheblichem Aufwand, darunter auch mit Hilfe der Patenschaft der Stadt Oppeln im Rahmen der „Ostpreußenhilfe“ begann der Wiederaufbau.

Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg entschied eine Volksabstimmung nach dem Versailler Vertrag 1920 über die Zukunft des südlichen Ostpreußens. In der Stadt Lyck stimmten 8339 Bewohner für einen Verbleib bei Deutschland, nur sieben Stimmen votierten für den Anschluß an Polen.

Lyck und seine Umgebung sind reich an landschaftlichen Schönheiten: bewaldete Anhöhen wie die Schedlisker und die Tataren-Berge, romantische Orte und Aussichten über die Seen. Und so ist es auch heute wieder − 64 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg.         M. E. Fritsche

Die Ausstellung „Lyck – Hauptstadt Masurens“ im Kulturzentrum Ostpreußen im Deutschordensschloß Ellingen ist bis Ende Juni zu besichtigen.

Foto: „Lyck – Die Hauptstadt Masurens“: So heißt die neueste Kabinettausstellung in Ellingen


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren