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13.06.09 / Zoff im Kiez / Ungelöste Integrationsprobleme im Süden von Neukölln

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-09 vom 13. Juni 2009

Zoff im Kiez
Ungelöste Integrationsprobleme im Süden von Neukölln

Im Süden des Problembezirks Neukölln liegt das Blumenviertel. Dort gibt es zwischen Hochhausbauten ein Areal mit Doppelhaushälften oder Reihenhäusern „mit unverbaubarem Blick auf das nächste Hochhaus“ – wie Spötter sagen. Reiche Leute wohnen da nicht. Meist sind es kleine Beamte, Angestellte oder Arbeiter mit geringen Einkünften, die dort Eigentum erworben haben. Jeder Makler in der Stadt kann mit dürren Worten erklären, warum der Wohnwert eines Viertels meistens sinkt, wenn sich dort die ersten „Südländer“ niederlassen. Mit „Südländern“ werden auffälligerweise nur solche Migranten etikettiert, denen die Einheimischen pauschal einen Hang zu Gewalttätigkeit, Lautstärke und Kriminalität nachsagen.

Als im Blumenviertel nun einige Bosnier und Türken Eigentum erwarben, flogen im März und April 2008 zwei Brandsätze auf deren Häuser. Es brannte, verletzt wurde niemand. Die Täter wurden gefaßt und verurteilt. Das Attentat hat einflußreiche Lobbys auf den Plan gerufen. Das „Interkulturelle Beratungs- und Begegnungs-Centrum“ hat eine Expertise angefertigt. Rechtradikale Gruppen ließen sich nicht ausfindig machen. So suchten die Lobbyisten das Gespräch mit 82 Bewohnern des Viertels. „Mit Italienern hat hier ja niemand ein Problem. Es geht nur um Jugoslawen, Zigeuner, Araber, Türken – das macht den Leuten Angst“ oder „Man sagt immer ‚gleiche Rechte‘, aber vielleicht haben die ja schlechte Erfahrungen mit türkischen Jugendlichen gemacht.“ So lauten einige Äußerungen von Anwohnern. Derartige Ängste werden nicht kleiner, wenn der Vorsitzende der türkischen Gemeinde, Kenan Kolat, wie vor wenigen Tagen geschehen, die gesamte Integration für gescheitert erklärt und stattdessen Teilhabe („Partizipation“) ohne Eingliederung für seine Landsleute einfordert.

Die Situation im Blumenviertel ist eine andere als in bereits jetzt  von „Südländern“ weithin geprägten Stadtteilen wie dem Wedding. Dort zogen Zuwanderer meist in Mietshäuser ein. Oft suchten die Alteingesessenen bald das Weite. Im Blumenviertel stoßen die auffälligen Zuwanderer dagegen auf Nachbarn, die etwas zu verlieren haben und einen Wertverfall ihres Eigentums befürchten. Dies führt offenbar zu Spannungen, mit denen in bürgerlichen Vierteln bislang kaum gerechnet worden war. Somit läßt sich auch die Herkunft der Brandsatzwerfer nur schwer zuordnen. Hans Lody


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