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20.06.09 / »Lebendiger« Höhepunkt / Aktionstag Preußen – Sonderausstellung im Oberschlesischen Landesmuseum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-09 vom 20. Juni 2009

»Lebendiger« Höhepunkt
Aktionstag Preußen – Sonderausstellung im Oberschlesischen Landesmuseum

Mit der großen Sonderausstellung „Anfang und Ende Preußens in Schlesien“ thematisierte das Oberschlesische Landesmuseum von Ratingen-Hösel die Bedeutung Preußens für Schlesien im Wandel der Zeit. Die Darstellung von rund 200 Jahren wurde anhand von über 500 verschiedenen Objekten realisiert, darunter Leihgaben von 30 kulturellen Einrichtungen aus dem In- und Ausland.

Zahlreiche Besucher konnten  bei den Ausstellungsrundgängen das Kriegsgeschehen auf Skizzen, Schlachtplänen und Bildern sowie die Entwicklung der Städte zu Festungen mittels detailliert gestalteter Modelle nachvollziehen. Einen ganz besonderen Höhepunkt erlebte die Präsentation jedoch mit dem „Aktionstag Preußen“.

Bei den Führungen machten Akteure von der „Interessensgemeinschaft Historischer Alltag“ – verkleidet als preußische und französische Linieninfanteristen, Landwehrmänner und Chef des Ingenieurkorps – die Geschehnisse noch anschaulicher. An mehreren Stationen stellten die Mitglieder der „Hobby-Preußen“-Gruppe authentische Szenen nach und standen dem Publikum mit Rede und Antwort zur Verfügung. Die zeitgenössisch uniformierten Männer mit ihren historischen Waffen hauchten sozusagen den durch Exponate veranschaulichten Szenen neues Leben ein und vermittelten viel Detailwissen aus der napoleonischen Zeit.

Gleich im Eingangsbereich des Oberschlesischen Landesmuseums begrüßte ein „Versprengter“ die Besucher und führte sie in die Präsentation ein. Er schilderte seinen Versuch, sich nach Preußen durchzuschlagen, um seine ehemalige Einheit wieder zu finden.

Die „preußischen Linieninfanteristen“ wiederum demonstrierten durch Drillübungen, wie der Soldaten-Alltag ablief. Der eine Darsteller stellte einen Unteroffizier in Dienstuniform dar, der andere war feldmäßig gekleidet und trug ein preußisches Tschako mit Überzug aus gewachstem Leinen.

Die beiden Darsteller wirken – wie übrigens auch der „Versprengte“, der Wehrpflichtige, der Freiwillige von der Landwehr und die anderen Mitstreiter – schon seit vielen Jahren mit Begeisterung bei der „Wiederbelebung“ militär- und zivilhistorischer Szenen in Belgien, den Niederlanden und Deutschland sowie bei museums­pädagogischen Auftritten mit.

Im Außenbereich erläuterte der pommersche Linieninfanterist die Funktionsweise einer Flinte aus der Zeit der napoleonischen Kriege und feuerte auch einen Schuß ab. Durch den lauten Knall, den dicken weißen Rauch aus der Pulverpfanne und dem Lauf der Flinte sowie den stechenden Schwefel-Geruch erhielten die Besucher einen Eindruck davon, was auf den Schlachtfeldern vor sich ging.

Die „Landwehr-Protagonisten“, die weder einer Paradetruppe oder Eliteeinheit, noch einem ruhmbedeckten Regiment angehörten, spielten die maulenden, hart dreinschlagenden und schnell marschierenden Kinder von „Papa Blücher“. Sie vertraten das Landwehr-Bataillon Paderborn und damit eine der letzten preußischen Einheiten, die 1814 zur Befreiung des Vaterlandes vom französischen Joch aufgestellt wurden. Die Landwehrmänner trugen dunkelblaue Mützen mit Schirm und einem weißblechernen Kreuz. Die einfachen Uniformen bestanden aus dunkelblauen Litewkas, deren Kragen und Ärmelaufschläge den ständischen Farben der Provinzen angepaßt waren, sowie Beinkleidern aus Tuch beziehungsweise Leinwand.

Auch ein „französischer Grenadier“ war mit von der Partie. Die stattliche Figur in der Uniform von 1806 gehörte zur Elitekompanie eines Bataillons und dürfte in der Schlacht von Jena/Auerstedt agiert haben. Er zeigte, wie eine Muskete Modell 1777 nach dem Schießen gereinigt und wieder geladen wurde sowie welches Werkzeug dafür während der Schlacht am Mann mitgetragen werden mußte.

Beeindruckend und Respekt einflößend war die historische Figur des Levin von Geusau, dargestellt von Dr. Martin Klöffler. Der Generalquartiermeister, Generalinspektor der preußischen Festungen sowie Träger des roten und schwarzen Adlerordens befand sich auf einer Reise und hat für die Zuschauer ein kleines Feldbüro aufgebaut. Gemeinsam mit seinem Secretarius schilderte er einige seiner zahlreichen Dienstpflichten, die er als preußischer Offizier und Chef des Ingenieurkorps in der Zeit um 1806 erfüllen mußte. Zudem dienten eine Auswahl alter Lehrbücher und wertvolle Karten aus dem historischen Ingenieurwesen als Anschauungsmaterial.

Das Programm des erlebnisreichen Aktionstages wurde durch die Vorführung von vier historischen Filmen abgerundet. Zu sehen waren filmgeschichtlich bedeutende Streifen wie „Der Choral von Leuthen“ (1933), „Fridericus“ (1937) und „Kolberg“ (1945) sowie die Dokumentation „Deutschland erwache“ (1960).             Dieter Göllner


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