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27.06.09 / »Solar-Papst« gegen Solarstom / Münchener Rück will 400 Milliarden Euro in das Sahara-Projekt investieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-09 vom 27. Juni 2009

»Solar-Papst« gegen Solarstom
Münchener Rück will 400 Milliarden Euro in das Sahara-Projekt investieren

Sonne und Wind gleich „grüne“ Energie. Nach dieser – allzu – einfachen Formel müßten die Grünen angesichts der jüngsten Nachrichten zum Thema „Strom aus der Wüste“ total begeistert sein. Die Münchener Rückversicherung, trotz Finanzkrise offenbar kerngesund, will 400 Milliarden Euro für das spektakuläre Sahara-Projekt lockermachen (über das diese Zeitung schon Anfang März ausführlich berichtet hatte).

Doch die Begeisterung der Grünen, so es eine solche denn gibt, hält sich in kaum wahrnehmbaren Grenzen. Zwar setzen die selbsternannten Umwelt-, Klima- und Menschheitsretter ebenfalls auf Solarstrom, geben sich derzeit aber merkwürdig bedeckt. Offene Kritik überlassen sie den „Reichsbedenkenträgern“ des linken SPD-Flügels, angeführt vom Bundestagsabgeordneten Hermann Scheer. Als Gründer und Präsident des Sonnenenergie-Lobbyisten „Eurosolar“ (wo seine Ehefrau als Geschäftsführerin ein Zubrot verdient) macht er sich für Photovoltaik stark, also die Stromerzeugung mit Solarmodulen. In der rot-grünen Koalition haben Scheer und seine Mitstreiter es geschafft, eine üppige Subventionierung dieses unwirtschaftlichen Solarstroms auf 20 Jahre festzuschreiben.

Nach einer Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) wird jeder Arbeitsplatz in der deutschen Solarbranche mit jährlich über 150000 Euro „Staatsknete“ gefüttert – dahinter können sich Subventionsgiganten wie Landwirtschaft oder Steinkohlenbergbau locker verstecken.

Insgesamt muß der Strom aus den Solarmodulen auf deutschen Dächern von den Energieversorgern mit über 30 Milliarden Euro vergütet werden. Zieht man den Marktwert ab, bleiben die Verbraucher auf fast 25 Milliarden Euro Zwangszuschuß sitzen.

Informierte Kreise in Berlin vermuten, daß so mancher, der sich für die 20jährige gesetzliche Festschreibung dieser Subventionen eingesetzt hat, dabei weniger an Umwelt und Klima, sondern eher an die Redite eigener Kapitalanlagen in Wind- und Sonnenprojekten gedacht hat – ein Verdacht, der naheliegt, sich bislang aber nicht gerichtsfest beweisen läßt.

Immerhin ist es auffällig, da technisch und finanziell kaum nachvollziehbar, daß Photovoltaik-Papst Scheer so vehement dagegen kämpft, mit Sonnenenergie in der Sahara konventionelle Generatoren zu betreiben (Solarthermik), statt sie direkt in Strom umzuwandeln (Solarvoltaik).

Solarthermik ist bereits hinreichend erprobt, erste Kraftwerke arbeiten in Spanien und USA. Die „Desertec Foundation“ in Berlin, das Gegenstück zu Scheers „Eurosolar“, zitiert Studien (u.a. des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums), wonach weniger als ein Prozent der Fläche der Sahara ausreicht, um den Strombedarf Mitteleuropas, des Nahen Ostens und Nordafrikas zu decken, wobei sogar enorme Energiemengen zur Meerwasserentsalzung eingerechnet sind.

Eine Schlüsselrolle spielt im Desertec-Konzept der Bau eines Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsnetzes, mit dem sich Strom auch über mehrere tausend Kilometer verlustarm transportieren läßt. Die Leitungen können ohne große Mehrkosten unterirdisch beziehungsweise unter Wasser verlegt werden. So können Kraftwerke und Leitungen auf mehrere Regionen verteilt werden, was Abhängigkeiten von unzuverlässigen Staaten mindert und die Versorgungssicherheit  erhöht.

Die Wüstenpläne überzeugen nicht nur den Stromversorger Eon, der bereits Investitionen in Solarthermik ankündigt, sondern auch die Münchener Rück. Der Versicherungskonzern mit großer Tradition als Förderer von Kultur und Wissenschaften will, flankiert von Siemens, Deutsche Bank, RWE und weiteren Unternehmen, ein Konsortium mit 400 Milliarden Euro Investitionsvolumen zusammenschmieden. Rück-Vorstand Torsten Jeworrek lädt zur konstituierenden Sitzung am       13. Juli nach München ein. Und wenn die als erstes vorgesehene Machbarkeitsstudie bestätigt, was die Befürworter anpreisen, könnte schon in fünf Jahren der erste Saharastrom ins deutsche Netzt fließen. Hans-Jürgen Mahlitz


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