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27.06.09 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-09 vom 27. Juni 2009

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

es hat sich etwas Erfreuliches ergeben, mit dem ich wirklich nicht gerechnet hatte. Stichwort: Poscheruner Mühle. Wir hatten in Folge 22 die Frage nach diesem historischen Ort gebracht, an dem am 30. Januar 1812 der preußische General Ludwig Yorck von Wartenburg und der russische General Hans Karl von Diebitsch-Sabalkanski die Konvention von Tauroggen unterzeichneten. Herr Andres Marecki aus Dresden, der sich mit Militärgeschichte beschäftigt, hatte schon einmal nach einem Bild der Mühle gefragt. Es hat ein Ölgemälde gegeben, aber ob und wo es noch existiert oder wenigstens Abbildungen vorhanden sind, ist unbekannt. Herr Marecki übersandte uns Aufnahmen des Yorksteins aus Tauroggen, wie er heute zu sehen ist, und bat unsere Leser um Informationen über den Gedenkstein wie über die Mühle von Poscherun. Die bekamen Herr Ma­recki – und auch wir – von Herrn Horst Wolter aus Wunstorf, der sehr genau zu dem Stein und der Lage der Mühle Stellung nimmt. Herr Wolter schreibt: „Der in der Preußischen Allgemeinen Zeitung abgebildete Stein ist es nicht. Das ursprünglich an der Poscheruner Mühle aufgestellte Denkmal ist entfernt worden und gilt als verschollen. Ich möchte Ihnen aber behilflich sein, den richtigen Ort zu finden. Die Mühle steht zwar nicht mehr, aber meine memelländische Frau und ich fanden nach sehr langer Suche das Flüßchen, an dem das Mühlrad einst klapperte. Unweit davon haben die Litauer an der Stelle, an der das Originaldenkmal stand, einen neuen Stein mit litauischer Inschrift gesetzt.“ Herr Wolter belegt den Erfolg seiner Erkundigungen mit zwei Aufnahmen. Die eine zeigt die inzwischen verwucherte Stelle, an der sich die Mühle befand, die andere den unweit stehenden Stein mit litauischer und russischer Inschrift. Und Horst Wolter gibt noch genaue Anweisungen, wie und wo die Stelle zu finden ist: Von Memel in Richtung Tilsit über Pogegen bis Miekiten, dann nach links abbiegen in die Straße nach Tauroggen über Laugszargen. Hinter dem Ort Poscherun führt ein unbefestigter Waldweg nach rechts zu dem kleinen Flüßchen Telzjorupa, dort genau befindet sich die Stelle, an der die Wassermühle und das am 30. Dezember 1912 eingeweihte Denkmal standen. Die Entfernung von Memel bis Poscherun beträgt zirka 140 Kilometer. Herr Wolter legt sogar noch den Auszug eines Meßtischblattes von dem Gebiet nördlich der Memel mit Markierungen bei. Also: Genauer geht es wirklich nicht. Herr Marecki wird sich wohl gefreut haben, wir jedenfalls sehr und sagen Herrn Hofer unsern herzlichsten Dank. Das ist aktualisierte Heimatgeschichte, vielmehr preußische Geschichte, vor allem im Hinblick auf den 200. Gedenktag an die Konvention von Tauroggen, den wir in drei Jahren begehen können.

Noch eine Anfrage stellt Frau Dr. Hantschmann an unsern Leserkreis, und die führt diesmal nach Tilsit. Dort lebte in der Langgasse 15 ihre Großtante aus der väterlichen Linie, Lisbeth Kauffmann. Die um 1870 Geborene war Lehrerin an einer Tilsiter Mädchenschule, sie verstarb nach der Flucht 1945 in Pirna/Sachsen In der Familie Hantschmann erzählte man, daß Lisbeth Kauffmann während der Weimarer Republik im Tilsiter Stadtparlament gesessen haben soll. „Wer könnte das bestätigen oder ausschließen?“ fragt nun Frau Dr. Hantschmann, die bisher keine verläßlichen Informationen über diese Tätigkeit ihrer Großtante erhalten konnte. Städtische Aufzeichnungen aus dieser Zeit sind anscheinend nicht mehr vorhanden. (Frau Dr. J. Hantschmann, Poelstraße 9 in 25524 Itzehoe.)

Den vielen Leserbriefen nach, die zu den in unserer Kolumne veröffentlichten Themen sehr ausführlich Stellung nehmen, müßte unsere Ostpreußische Familie mindestens den vierfachen Umfang haben, und auch der würde noch nicht reichen. Das zeigt aber auch, wie intensiv unsere wöchentlichen Beiträge gelesen werden und daß manchmal ein Wort genügt, um die eigene Familiengeschichte wieder zu beleben. So erging es unserer Leserin Felicitas Roeder, die aus Marienwerder stammt und nie gedacht hätte, daß sie sich einmal an uns wenden würde. Sie hat auch keine Fragen, sondern nimmt zu mehreren Themen Stellung, die wir in unserer Kolumne berührt haben. Da ist zuerst die von den Russen verordnete Rück­führung der aus Groß Gnie stammenden Ilse Bannick in ihren Heimatort. „Ebenso erging es vielen Rußlanddeutschen“, schreibt Frau Roeder und legt ihrem Brief Auszüge aus dem Buch „Herbstfrucht“ von Magdalena Reiswich bei, in dem die Autorin ihre Repatriierung in die Sowjet­union schildert. Die Suche von Horst Doerfer nach seinem im Heiligenbeiler Kessel vermißten Vater weckte in ihr die Erinnerung an ihren Onkel Wolfgang Reinbrecht, der dort verstorben sein soll. Und an dessen Vater – ihren Großvater – hat Frau Roeder sofort gedacht, als sie – im Zusammenhang mit dem Bild vom Königsberger Mandolinenorchester „Viola“ in Folge 24 – über die geplante Ausstellung „Königsberger Musikleben“ las, denn in diesem hat Friedrich Reinbrecht vor dem Ersten Weltkrieg eine große Rolle gespielt, wenn auch seine Königsberger Zeit nur kurz bemessen war. Der Königliche Musikdirektor war nicht nur Gründer und Leiter des Domchores und Domorganist, er lehrte auch an der Albertus-Universität Orgelspiel, Choral –und liturgischen Gesang. Leider nur einige Semester, denn der beliebte Musikpädagoge, der auch an der Königin-Luise-Schule unterrichtete, verstarb noch nicht einmal 58jährig in Königsberg, im nächsten Jahr jährt sich sein 100. Todestag.

Auch Herr Frank Schneidewind aus Olpe gehört zu den Lesern, die besonders gründlich unsere Kolumne verfolgen. Der Westfale versucht dann nach seinen Möglichkeiten, hilfreiche Auskünfte zu erteilen. Seit vielen Jahren unterstützt er alte, kranke und einsame Menschen in den Vertreibungsgebieten, deshalb hat ihn auch der Bericht über Frau Ingeborg Heckendorf aus Göttingen in Folge 10 sehr interessiert. Unsere Ostpreußische Familie ist für ihn eine unentbehrliche Informationsquelle, viele Verbindungen sind so schon zustande gekommen. Über seine Bemühungen für die neue Heimatstube der LO-Kreisgruppe Siegen, deren Kulturwart er seit langem ist, haben wir schon berichtet. Nun kann er anderen Heimatstuben einige Dinge anbieten, die für diese wertvoll sein könnten. So eine Kommunion-Urkunde im Originalrahmen aus dem Ermland mit der Inschrift: „1. hl. Kommunion 12 Juli 1903, August Knobloch“, unterschrieben von Pfarrer Matern. Vielleicht leben noch Angehörige der Familie Knobloch, sonst wäre diese gut lesbare Urkunde für eine Heimatstube geeignet. Weiterhin hat er neun kleine Schwarzweißfotos von Bauden im Riesengebirge und Waldenburger Motiven abzugeben. Dazu eine Rarität: eine alte Umgebungskarte aus den 20er Jahren mit Krummhübel, in der alle Bauden namentlich eingezeichnet sind. Hierfür dürften sich wohl schlesische Heimatstuben interessieren. (Frank Schneidewind, Grubenstraße 10 in 57462 Olpe.)

Die Fotos, die Frau Ingelore Gratias aus Halle gerne weitergeben will, sind allerdings jüngeren Datums. Sie stammen aus dem Nachlaß der Königsbergerin Ilse Gehlhaar, die diese auf mehreren Heimatreisen in den 90er Jahren aufgenommen hat. Sie ist allein durch ihre Heimatstadt und das von ihr geliebte Neuhausen gegangen und hat unermüdlich fotografiert. Vor allem in Neuhausen hat sie wohl jedes Haus, aber auch leere Grundstücke aufgenommen. Alle 104 Aufnahmen sind namentlich beschriftet – Gaststätte Freiwald, Böhmert, Witt, von Schwichow, Bartschat, Töpfer Lau, Packheiser, Kaminski, um nur einige zu nennen –, so daß sie ihren früheren Besitzern zugeordnet werden können. Diese sowie über 150 Aufnahmen aus Königsberg dürften mit Sicherheit in unserem Leserkreis Interessenten finden. Wir danken Frau Gratias, die in Wehlau beheimatet ist, für dieses Angebot. (Ingelore Gratias, Ammendorferf Weg 36 in 06128 Halle.)

Zu dem Konfirmationsbild: Zur Zeit ist es leider nicht möglich, das Foto zu veröffentlichen, es dürfte auch nur vage Erkennungsmöglichkeiten bieten. Aber wir können alle ehemaligen Konfirmanden, die am Palmsonntag, den 2. April 1939, in der Kirche von Reichenau, Kreis Mohrungen von Pfarrer Bohle eingesegnet wurden, auf dieses Erinnerungsfoto aufmerksam machen. Und das dürften schon einige Leserinnen und Leser interessieren, denn auf dem Bild sind 30 Mädchen in weißen Kleidern und 19 Jungen in dunklen Konfirmationsanzügen zu sehen. Die Jungen kann Herr Otto Meitza noch alle namentlich benennen, die Mädchen nur teilweise. Die Erinnerung ist wohl deshalb so wach geblieben, weil 15 von ihnen sich 1989 zur Feier der Goldenen Konfirmation in Chieming am Chiemsee zusammengefunden hatten. Das war noch vor dem Mauerfall, es fehlten also diejenigen Mitkonfirmanden, die in der damaligen DDR wohnten. An diese wendet sich nun Herr Meitza besonders, er würde sich freuen, wenn sie sich bei ihm melden und ist gerne bereit, ihnen auf Wunsch einen Abzug des Fotos zuzusenden. (Otto Meitza, Auf dem Scheid 36 in 40668 Meerbusch, Telefon 02150 / 4024.)

Wenn ich schon manchmal bezweifele, daß eine Ahnenforschung mit vier oder mehr „Ur’s“ Erfolg haben könnte, so müßte ich bei der Frage von Herrn Knut Walter Perkuhn gleich die Segel streichen – die führt nämlich 600 Jahre zurück bis in die Zeit der Schlacht von Tannenberg. Aber die Sache liegt hier doch ein wenig anders, denn dieser gesuchte „Ahnherr“ hat sich in einem Kirchenfenster verewigt und damit ein sichtbares Zeugnis seiner Existenz hinterlassen, der erst ein später Namensträger auf die Spur kam. Es war im Jahre 1939, als ein Perkuhn-Nachfahre auf einer Seminarreise nach Allenstein kam und dort aufgrund seines Namens auf ein Kirchenfenster aufmerksam gemacht wurde, in das „Adalbert Perkun 1410“ eingraviert war. Das beschäftigt nun unseren aus dem Kreis Bartenstein stammenden Landsmann, der erst spät davon erfuhr und – stolz auf seinen urprussischen Namen – schon weit in seiner Ahnenforschung gekommen ist, aber bis in das 15. Jahrhundert ist doch ein weiter Weg zurück. Herr Perkuhn meint nun zu Recht: Wenn in jener Zeit ein prussischer Name in ein Kirchenfenster gesetzt wurde, muß es sich um einen bedeutenden Mann gehandelt haben. Wie der Vorname besagt, hat Adalbert Perkun den christlichen Glauben angenommen, sich entweder als tapferer Ordenskrieger bewiesen oder sich als Schöpfer oder Stifter des Fensters verewigt. Jener Adalbert hat jedenfalls den alten Prussengöttern abgeschworen, unter denen ja „Perkunos“ der Hauptgott war. Knut Perkuhn versucht nun schon seit langem, in Geschichtsbüchern und Chroniken etwas über diesen Namensträger herauszufinden, ist bisher aber glücklos geblieben. Vielleicht kann ihm die Ostpreußische Familie helfen, denn es ist möglich, daß sich ältere Allensteiner an das Fenster erinnern, das sich vermutlich in der Schloßkapelle befunden hat. Es könnten auch Belege in alten Bildbänden, wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Beiträgen von Heimatforschern in irgendwelchen Archiven vorhanden sein. Für jeden Hinweis wäre unser Landsmann dankbar. (Knut Walter Perkuhn, Bergstraße 25 in 29565 Wriedel/Brockhövel, Telefon 05829 / 1668.)

Eure Ruth Geede

Foto: Erinnerungsstein bei Tauroggen: Er verweist in zwei Sprachen an die Konvention.


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