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04.07.09 / Medientage in Stettin / Warum wir einander so wenig kennen – Viel Prominenz, wenig Beachtung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-09 vom 04. Juli 2009

Medientage in Stettin
Warum wir einander so wenig kennen – Viel Prominenz, wenig Beachtung

Das Motto der zweiten deutsch-polnischen Medientage in Stettin mit über 300 geladenen Gästen und Journalisten lautete „20 Jahre später?“. Diskutiert wurde unter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsident Norbert Lammert über die gegenseitige politische Bedeutung der beiden Länder im besonderen Hinblick auf die historischen Umbrüche in Europa 1989/90 und deren teilweise sehr kritisches Verhältnis im Verlauf der letzten Jahre.

Hochrangige Gäste der in diesem Jahr östlich der Grenze, in Stettin, stattfindenden deutsch-polnischen Medientage waren Lech Walesa und Dietrich Genscher. Sie diskutierten mit Journalisten über die Entwicklungen der deutsch-polnischen Beziehungen, das Verhältnis beider Länder zu den USA und über den Zustand der europäischen Medien.

Überwiegend wurde das angespannte Verhältnis beider Länder thematisiert und die Aufgabe der Medien, durch ihre Berichterstattung Vorurteilen und festgefahrenen Meinungen entgegenzuwirken.

Bereits während der feierlichen Eröffnung in der Stettiner Schloßoper betonte Albrecht Lempp von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit die große Bedeutung kompetenter Journalisten, deren Darstellungen maßgeblich zur Wahrnehmung des jeweils anderen Landes beitrage. So sei die Konferenz ein Ausdruck des Strebens nach einer kompetenten, wohlüberlegten, aber auch manchmal kritischen Information.

Politisch hätten sich beide Länder im Verlauf der letzten 20 Jahre durchaus aufeinander zubewegt, schrieb die regionale Tageszeitung „Kurier Szecinski“ und unterstütze somit die Aussage von Hans Dietrich Genscher. Dieser betonte in seinem Gespräch mit Lech Walesa, man habe in Deutschland alles gemacht, um sich an Polen anzunähern, auch wenn es nicht allen gefallen habe. Er räumte jedoch ein, daß Diplomatie nicht mit dem täglichen Leben gleichzusetzen sei. Auch würde in deutschen Medien viel zu wenig über Polen berichtet.

Allerdings verhält es sich genauso mit der polnischen Presse, die sich mit dem Nachbarland kaum intensiv auseinandersetzt. Auch wenn Walesa dies kritisch betrachtet und er sich ein breiteres Interesse von beiden Seiten wünschen würde, so sieht er noch einen langen Weg, bevor beide Länder zusammenwachsen können.

Richtige Freunde könnten erst die nächsten Generationen der Polen und Deutschen werden, hatte er erklärt und fügte halb im Spaß, halb im Ernst hinzu – Polen muß erst aus den Ruinen auferstehen: „Und bevor wir das geschafft haben und die Nachbarn überholt haben, werden wir uns über sie beklagen.“

Annette Dittert, Auslandkorrespondentin der ARD in London, lobte den Dialog: „Ich glaube, so ein Forum ist wichtig, auch wenn es entspannter zugeht als noch vor einigen Jahren, als ich noch in Polen gearbeitet habe. Es ist wichtig, daß wir überhaupt miteinander diskutieren.“

Den Höhepunkt und optimistischen Abschluß der Veranstaltung bildete die Verleihung des Deutsch-Polnischen Journalistenpreises in den drei Kategorien  Presse, Fernsehen und Hörfunk. Die Preisträger wurden für ihr Engagement zur Verbesserung des deutsch-polnischen Verhältnisses geehrt, aber auch für die vorbildliche Erweiterung des Wissens von Deutschen und Polen übereinander.

Nur schade, daß die Medien über die hochrangig besetzte Veranstaltung – zu den Referenten gehörten der deutsche Manager Horst Teltschik und Polens früherer Präsident Aleksander Kwasniewski – und deren Ergebnisse kaum berichtet haben. Vielleicht nächstes Jahr …Anna Gaul


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