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11.07.09 / Linke Gewalt gegen Ökohäuser / Absurde Wendung: Autonome attackieren nun auch alternative Stadtvillen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-09 vom 11. Juli 2009

Linke Gewalt gegen Ökohäuser
Absurde Wendung: Autonome attackieren nun auch alternative Stadtvillen

Auch Berlins Alternative wollen selten ihr ganzes Leben in einem Kreuzberger Mietshaus verbringen, und weil viele von ihnen längst gut verdienen, müssen sie es auch nicht. Nun wurde erstmals ein „alternatives“ Bauprojekt von Autonomen attackiert. Jetzt kämpfen also Linke gegen Linke.

Seit Monaten brodelt es in der Hauptstadt. Immer wieder schlagen autonome Gewalttäter zu. Mal offen wie am 1. Mai, mal verdeckt. Meistens werfen sie nachts Brandsätze oder Farbbeutel gegen Gebäude oder fackeln Autos ab, und entkommen hinterher unerkannt. Die Polizei scheint machtlos zu sein.

Doch dieser Fall war besonders skurril: Im Juni haben Autonome ein Ökobauprojekt im Prenzlauer Berg anzuzünden versucht. Inzwischen richtet sich die politische Gewalt also auch gegen Leute, die sich selbst als linksalternativ einordnen.

Gegen gutbetuchte, linksalternative Zuzügler nach Treptow wird sogar offen im Internet gehetzt. Die Neu-Treptower ziehen in alternative Stadtvillen  und werten den Bezirk auf. Dadurch setzten sie einen „Verdrängungsprozeß“ in Gang, schimpft die linksextreme Internetseite „Indymedia“. Wieso dieser Haß gegen alternative Bauherren? Auf Indymedia heißt es: „Zu einer Baugruppe schließen sich meist Leute aus einem links-alternativen, aber mittlerweile gut verdienenden Milieu zusammen, die mit ihresgleichen ein kuscheliges Wohnprojekt gründen wollen ... Weil sie ja so aufgeschlossen links-alternativ sind, weil es toll ist, sich für ein gemeinschaftliches Projekt zu engagieren, und weil man früher ja auch mal – bitte ankreuzen – Punk war; Häuser besetzt hat, Demos organisiert hat; Sonstiges.“

Bislang hatte die linksalternative Szene immer großes Verständnis für die Krawallmacher aus Kreuzberg. Vielleicht ändert sich das jetzt. Schon die geplante Erstürmung des Tempelhofer Flugfeldes, die von der Polizei mit einem Großaufgebot unterbunden wurde, hatte einige linke Umweltschützer auf den Plan gerufen, weil dort angeblich seltene Vögel ihre Nester haben. Die Erstürmung hätte ihre Gelege zerstören können. So waren auch hier Ökos und Autonome in Streit geraten.

Das Verhältnis vieler Linker zu dem Gewaltmob aus dem eigenen Lager gleicht dem von Gottlieb Biedermann zu seinen Mietern. Vor 51 Jahren wurde das Drama von Max Frisch „Biedermann und die Brandstifter“ uraufgeführt. Hauptperson Biedermann ist ein Vermieter, der ängstlich zusieht, wie eine Bande sein Haus abfackelt und die Stadt in Brand steckt. Biedermann kommt dabei ums Leben.

Eigentlich war „Biedermann und die Brandstifter“ auf das Verhältnis der Deutschen zu den Nazis gemünzt, aber die sind ja glücklicherweise fast verschwunden. Zwar beschwören Linke ständig den „Kampf gegen rechts“ und tun so, als müsse Deutschland akut vor der Machtergreifung durch den Faschismus gerettet werden, sobald ein dummer Junge in Marzahn den Hitlergruß zeigt. Doch der Gewaltwelle von links stehen sie  ratlos gegenüber. Am Montag hat Innensenator Erhart Körting (SPD) dem „Berliner Kurier“ ein Interview gegeben. Der Innensenator wurde zur Gewalt befragt. Doch weder er noch die Zeitung sprachen darüber, wie die Gewalt gestoppt werden, was der Staat gegen den „roten Terror“ (CDU-Landeschef Frank Henkel) unternehmen könnte.

Stattdessen äußerte sich Körting über mögliche Ursachen der Gewalt. Wir dürften nicht zulassen, daß es eine „soziale Entmischung“ gebe, forderte er. Auf die Frage, ob die linksextremen Autonomen der RAF nacheiferten, meinte er: „Nein. Die verlieren nur die Dialogfähigkeit.“ Bislang hielt Körting die linksextreme Szene also für „dialogfähig“.

Dieses Konzept des Verständniszeigens findet sich auch in solchen Köpfen, die eigentlich mit der Bekämpfung von Kriminalität – und nicht mit dem Führen von Dialogen – beschäftigt sein sollten: So meint der Leiter des Berliner Landeskriminalamtes, Peter-Michael Haeberer, „gesellschaftliche Konflikte“ als Ursachen für die Gewalt zu erkennen: „Von bundesweit 6300 gewaltbereiten Linksextremisten sind 1100 in Berlin aktiv. Warum? Weil die gesellschaftlichen Konflikte hier besonders zur Geltung kommen. Wer auf Dauer den gewaltbereiten Linksextremisten den Boden entziehen will, muß diese gesellschaftlichen Probleme lösen. Mit polizeilichen Mitteln allein kann das nicht gelingen.“

Wenige Tage später setzte der für die Polizisten-Schulung zuständige Politikwissenschaftler Hans-Gerd Jaschke noch eins drauf. Das Anliegen der Brandstifter müsse ernster genommen werden, barmt Jaschke: „Die Täter werden nur als Straftäter wahrgenommen. Das sind sie zweifellos. Aber sie setzen auch Fanale – Zeichen, daß in der Stadtentwicklung etwas nicht stimmt. Das wird von der Politik übersehen.“ Selbst der „Spiegel“ warnt inzwischen: „Die Truppe von Klaus Wowereit hat sich schon häufig den Vorwurf gefallen lassen müssen, sie sei auf dem linken Auge blind.“ Die linksextreme Zeitung „Jungle World“ kündigt derweil an, es müßten „noch viele Autos brennen“, bevor es zu einem „politischen Umschwung“ komme.            Markus Schleusener

Foto: Die Ziele linker  Gewalt weiten sich zunehmend aus: Krawallnacht am 1. Mai in Berlin


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