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11.07.09 / Pionier

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-09 vom 11. Juli 2009

Pionier von Namibia
Adolf Lüderitz wurde vor 175 Jahren geboren

Adolf Lüderitz kam am 16. Juli 1834 in Bremen zur Welt. Der Erbe eines Tabakhandelunternehmens, der 1866 reich geheiratet hatte, gründete 1881 in Lagos, das damals zu Britisch-Westafrika gehörte, eine Niederlassung. Er konnte sich jedoch gegen die dortige ausländische Konkurrenz nicht durchsetzen. Lüderitz entschloß sich daraufhin, in einem weniger erschlossenen Teil der afrikanischen Westküste erneut sein Glück zu versuchen. Die Wahl fiel auf Südwestafrika, das noch von keiner Kolonialmacht besetzt war und das reich an Bodenschätzen sein sollte.

Im Mai 1883 erwarb sein Bevollmächtigter Heinrich Vogelsang für seine Firma von dem Volksstamm der Nama die Bucht von Angra Pequena mit dem umliegenden Land. Im August folgte der Erwerb des Küstenstreifens zwischen dem Fluß Oranje und dem 26. Breitengrad. Diese Erwerbungen wollte Lüderitz nun unter den Schutz des Deutschen Reiches stellen lassen.

Reichskanzler Otto von Bismarck stand einer deutschen Kolonialpolitik grundsätzlich kritisch gegenüber. Der „Eiserne Kanzler“ war der Überzeugung, daß Deutschland mit der Reichsgründung das Höchstmaß an Größe, Macht und Einfluß erreicht hatte, welches das Ausland noch bereit war zu akzeptieren. Er versuchte deshalb die Nachbarn mit der Botschaft zu beruhigen, daß das Deutsche Reich „saturiert“ sei. Eine expansive, offensive, aggressive Kolonialpolitik hätte hier kontraproduktiv gewirkt. Zudem erkannte er die Gefahr, daß Kolonien Deutschland mehr kosten als nutzen könnten, was denn später mit der Ausnahme Togos auch tatsächlich der Fall war. Anderseits sah Bismarck die Chance, seinen Landsleuten nach der Reichsgründung mit dem Kolonialismus eine neue einigende nationale Aufgabe zu geben. Zudem übten außer Lüderitz noch andere sich in Afrika engagierende Unternehmer Druck auf die Reichsregierung aus. Deutschlands außenpolitische Lage war damals günstig, und so gab Bismarck dem Druck schließlich nach und ließ im April 1884 Lüderitz’ Erwerbungen unter den Schutz des Reiches stellen.

Lüderitz’ Versuch, die Bodenschätze seiner Erwerbungen auszubeuten, überstieg seine finanziellen Möglichkeiten. Um zu verhindern, daß die Erwerbungen nun in die Hände ausländischer Investoren gerieten, gründeten Staat und Privatwirtschaft in Deutschland die „Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika“ mit dem Zweck, des Bremers Niederlassungen zu übernehmen. Der Kaufpreis von einer halben Million Mark entrichtete die Gesellschaft teils in bar, teils in Anteilsscheinen.

Mit finanzieller Unterstützung der Kolonialgesellschaft, deren Anteilseigner er durch die Transaktion geworden war, suchte Lüderitz nun weiter nach lohnenden Investitionsmöglichkeiten. Bei der Erkundung der Möglichkeiten, im Mündungsgebiet des Oranje zu siedeln, ist Adolf Lüderitz am 23. Oktober 1886 auf einer Fahrt in einem Faltboot zusammen mit einem Gefährten verschollen. Ihm zu Ehren benannte die Kolonialgesellschaft die Bucht von Angra Pequena in Lüderitzbucht um, eine Umbenennung, die bis heute Bestand hat. Und auch die dort entstandene Stadt Lüderitz trägt bis heute seinen Namen. Manuel Ruoff


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