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11.07.09 / »Es lebe das ... Deutschland!« / Stauffenbergs letzte Worte sind umstritten – Gewiß kein Vorkämpfer der bundesrepublikanischen Ordnung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-09 vom 11. Juli 2009

»Es lebe das ... Deutschland!«
Stauffenbergs letzte Worte sind umstritten – Gewiß kein Vorkämpfer der bundesrepublikanischen Ordnung

In wenigen Tagen jährt sich das Attentat des 20. Juli 1944 zum 65. Mal. Bis heute sind die letzten Worte des Haupttäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg nicht gesichert. Rief er: „Es lebe das heilige Deutschland!“ (so die mehrheitliche Überzeugung) oder aber: „Es lebe das geheime Deutschland!“? Letzteres gilt ebenfalls als möglich, wäre aber nur zu verstehen vor dem Hintergrund des philosophischen Denkens von Stefan George, zu dessen Anhängerkreis Stauffenberg gehörte. Aber nicht nur wegen der letzten Worte Stauffenbergs lohnt sich die Beschäftigung mit dem Denken des George-Kreises, sondern um überhaupt die geistigen Wurzeln dieses aristokratischen Patrioten zu verstehen, die in der Terminologie des „geheimen Deutschland“ treffend zusammengefaßt sind.

Stauffenberg wird seit einigen Jahren von Politik und Medien – in völliger Verkennung seiner geistig-ideologischen Wurzeln – zum Vorkämpfer der demokratischen Gesellschaftsordnung umgedeutet und als solcher vereinnahmt. Dabei gründet die Gedankenwelt Stauffenbergs in keinster Weise auf demokratisch-parlamentarischen Wurzeln, sondern eben auf dem im Kreis um den Dichter Stefan George gehuldigten „geheimen Deutschland“. Darin nahm der ghibellinische Reichsmythos um den Hohenstaufer-Kaiser Friedrich II. einen besonderen Stellenwert ein. Der junge Stauffenberg nahm diese Reichsidee und das Interesse an deutschen Schriftstellern des 18. und 19. Jahrhunderts in seinem Denken ebenso auf wie die Werke der preußischen Denker Scharnhorst, Gneisenau, Schlieffen und Moltke. Das Reich bildete eine zentrale Konstante im Denken und Handeln Stauffenbergs. Und dieses im preußischen Staatsethos begründete Reich bedurfte zu seiner geistigen Wiederauferstehung eines speziellen Menschen- und Gestaltungstypus, dessen Formung und Ausbildung sich der „Staat“ Georges zur Aufgabe machte und den dieser im jungen Stauffenberg gefunden zu haben glaubte. Stauffenberg stand also in einer Traditionslinie mit dem Reich und seiner Idee – einer ständischen Ordnung mit dezidiert preußischen Wertvorstellungen. „Die höchste Erfüllung des Deutschen ist das Reich“, sagte Stauffenberg. Im Zentrum dieses Denkens standen Ideale wie Ehre, Autorität, Aristokratie, Elite, deutsch-preußische Sendung und Führertum, die im Kontext der Gedankenwelt der „Konservativen Revolution“ und der Abneigung gegenüber der Weimarer Republik eine weitere Radikalisierung erfuhren und demokratischem Denken grundsätzlich entgegenstehen.

Viele George-Anhänger und aristokratisch-deutschnationale Kreise betrachteten das Dritte Reich zunächst als die Verwirklichung ihrer Vorstellungen vom „geheimen Deutschland“, so daß „dessen Heraufkunft der junge Reichswehroffizier von Stauffenberg in stiller Duldung zunächst begrüßte“, wie der Historiker und Stauffenberg-Biograph Werner Bräuninger ausführt. Als loyaler Offizier diente Stauffenberg dem nationalsozialistischen Regime. Doch als er mit ansehen mußte, daß die Radikalisierung im Dritten Reich in den Untergang führen würde, wählte er die „Ungnade, wo Gehorsam nicht Ehre brachte“.

Einen wichtigen Beweggrund Stauffenbergs, einem Nachkommen Gneisenaus, bildeten das preußische Erbe und die geistig-historischen Wurzeln im Deutschen Orden, dessen in Askese, Tapferkeit und Gehorsam fußendes Ideal ein Grundpfeiler der „Idee Preußen“ und auch Gedankenwelt Stauffenbergs wurde. Stauffenberg stellte sich in den Dienst dieser so verstandenen deutsch-preußischen Tugenden und christlichen Werte. Oder in Bräuningers Worten: „Reich, Volk, Land und Recht galt ihm mehr als sein dem Führer geschworener Eid.“

So war Stauffenbergs Weg in den militärischen Widerstand geradezu vorgezeichnet. In der nationalsozialistischen Praxis, weniger in dessen Idealen, sah Stauffenberg den Verrat an christlichen Prinzipien, der deutschen Reichsidee und dem preußischen Erbe. Im Zentrum von Stauffenbergs Denken stand der Glaube an historische Größen, deren naturgegebene Legitimation zum Herrschen sich mit einem deutschen Sendungsbewußtsein verband. Auch hierin wird seine Prägung durch den George-Kreis deutlich: Die Grundlage für das „neue Reich“ stauffenbergscher Anschauung bildete die Vereinigung von Tradition und Revolution – in Verbindung mit der Ablehnung von Liberalismus, Kommunismus, Materialismus, Demokratie und Individualismus. Stauffenberg stand hinsichtlich seiner politischen Konzeptionen, deren Einforderung in der heutigen Zeit den Vorwurf der Verfassungsfeindlichkeit laut werden ließ, auch den Vorstellungen Edgar Julius Jungs nahe, der die Abschaffung der Parteien als Voraussetzung für den Neubau des Deutschen Reiches forderte.

Der Untergang des Dritten Reiches sollte in den Vorstellungen Stauffenbergs die Voraussetzung für den Aufstieg eines „neuen Reiches“ auf der Grundlage des „geheimen Deutschland“ darstellen. In der für nach dem Umsturz angedachten „weltlichen Neuordnung“ fällt neben der Wiederherstellung deutscher Ehre Stauffenbergs stark religiöse Ausrichtung auf, deren Resultat die Einforderung einer an christlicher Sittlichkeit und Ethik ausgerichteten Politik darstellt: Der Staat solle „von christlicher Gesinnung in Wort und Tat erfüllt sein“. Denn menschliche Existenz könne „auch im Staat ohne Bindung an Göttliches nicht gedeihen“. Zunächst sollten nach dem Umsturz die Grundrechte der Weimarer Reichsverfassung wiederhergestellt werden, auf deren Basis eine zukünftige Reichsordnung mit sozialrevolutionären Elementen gebildet werden sollte. Darüber hinaus forderte Stauffenberg, daß Technik, Wirtschaft und Industrie dem Staat dienen sollten – er forderte das Primat der Politik ein. Und er stritt in seinem Kampf gegen den Individualismus für eine „wahre Volksgemeinschaft“ auf Grundlage christlicher Prinzipien, „sozialer Gerechtigkeit“ und „Liebe zur Heimat“. „Recht, Freiheit, Ehre und Anstand“ galten ihm als leitende, eben preußische Tugenden.

Der politische und religiöse Glaube Stauffenbergs bildete nicht nur die Grundlage für sein Handeln, sondern darüber hinaus einen ethischen Verhaltenskodex, der die Tat des 20. Juli 1944 geradezu einforderte. Die preußisch-deutschen Ideen, Werte und Ideale des Widerstandkreises um Stauffenberg sowie die mythische Terminologie des „geheimen Deutschland“ werden von der heute herrschenden politischen Klasse und ihren Medien, die ausgerechnet Stauffenberg zu einer Art Gründervater oder doch mindestens Leitfigur der politisch korrekten BRD ausrufen, verschwiegen und verbogen. Es wäre ja schließlich auch kontraproduktiv, wenn herauskäme, daß „unser aller Vorbild“ nach zeitgemäßer Lesart eigentlich ein „in einer Sekte verkehrender Rechtsextremist“ war.    Sebastian Pella


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