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11.07.09 / Mord wegen einer Tulpe? / Spannender Krimi, der bis in das Jahr 1637 zurückreicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-09 vom 11. Juli 2009

Mord wegen einer Tulpe?
Spannender Krimi, der bis in das Jahr 1637 zurückreicht

Zwei Morde gleich auf den ersten Seiten: Die niederländische Autorin Danielle Hermanns startet mit Tempo in ihren Roman „Das Tulpenvirus“. Dabei weckt sie die Neugier des Leser damit, daß der erste Mord in Alkmaar im Jahr 1636, der zweite hingegen in London im Jahr 2008 stattgefunden hat. Wo ist da die Verbindung? Doch Stück für Stück nähern sich die parallel erzählten Entwicklungen, die auf die Morde folgen, einander an. Zumal beide Geschichten eine Gemeinsamkeit aufweisen: Es spielen Tulpen eine Rolle.

Das eine Opfer, Wouter Winckel, verdiente sein Geld als Gastwirt und Tulpenhändler, das andere Opfer, Frank Schoeller, wird von seinem Neffen Alec sterbend in seiner Wohnung gefunden, in seiner Hand ein Tulpenverkaufskatalog aus dem Jahr 1637.

Während die Geschichte aus dem Jahr 1636 und 1637 eine Nacherzählung der Entwicklungen ist, entwickelt sich der Erzählstrang der Gegenwart zu einem Krimi und Detektivspiel. Der Neffe des ermordeten Frank Scholler hat seinem gefolterten Onkel auf dem Sterbebett versprochen, den Tulpenkatalog an sich zu nehmen und der Polizei nichts davon zu erzählen. Alec, ein in der Kunstszene anerkannter Maler mit Drogenproblemen, erfüllt den letzten Wunsch, doch versteht nicht, worum es geht. Erst sein bester Freund Damian, ein reicher, niederländischer Antiquitätenhändler, und seine Frau Emma helfen Alec, die historischen Hintergründe nachzuzeichnen. Bei ihren Recherchen landen sie mitten in der Zeit der ersten größeren Finanzkrise der Neuzeit: dem niederländischen Tulpencrash aus dem Jahr 1637. Doch was haben die Spekulationen mit Tulpenzwiebeln mit dem Mord an Alecs Onkel zu tun? Und warum hat dieser mehrere seiner Millionen der Wissenschaft vererbt?

Danielle Hermans läßt noch weitere Romanfiguren sterben. Es sind Freunde von Frank, die kurz zuvor jedoch Alec, Damian und Emma noch wichtige Hinweise geben können. Langsam fügen sich die Puzzleteile zu einem Gesamtbild und langsam erahnen die drei Hobbyermittler, was die älteren Herren um Alecs Onkel bewegt hat. Doch was will der Mörder?

Spannend entwickelt die Autorin gleich zwei Motive. Auf der einen Seite geht es um ein von Wouter Winckler verfaßtes mit „Semper Augusta“ unterzeichnetes Pamphlet, in dem er bereits 1636 Gott als höhere Macht leugnete. „Gott ist Natur“, so das Credo des freiheitsliebenden Tulpenhändlers. Doch „Semper Augusta“ ist auch eine verschollene Tulpenart, die in der Gegenwart Millionen wert wäre. Ideale oder schnöder Mammon, bis zum Schluß erfährt der Leser nicht, wem es um was geht.             Rebecca Bellano

Danielle Hermans: „Das Tulpenvirus“, pendo, München 2009, geb., 318 Seiten, 19,95 Euro


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