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18.07.09 / Berlins S-Bahn lahmgelegt / Mangelnde Wartung: Bundesamt zieht 380 Wagen aus dem Verkehr

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-09 vom 18 Juli 2009

Berlins S-Bahn lahmgelegt
Mangelnde Wartung: Bundesamt zieht 380 Wagen aus dem Verkehr

Die Berliner S-Bahn wird vermutlich bis September dieses Jahres nur einen sehr eingeschränkten Betrieb aufrechterhalten können. Auf den meisten Strecken fällt jeder zweite Zug aus. „Das hat es in der Vergangenheit eigentlich letztmalig in der Schlußphase des Zweiten Weltkriegs gegeben“, lästern genervte Fahrgäste in gewohnt berlinischer Giftigkeit. Grund für die Misere: Das Eisenbahn-Bundesamt hatte kurzfristig 380 Bahnwagen aus dem Verkehr gezogen, weil deren Räder nicht – wie es gesetzlich vorgeschrieben ist – einmal wöchentlich überprüft worden waren.

Zusätzliches Ungemach droht der Deutschen Bahn, weil Fahrgäste Strafanzeigen erstattet haben. Laut Strafgesetzbuch (Paragraph 315a) droht für die Gefährdung des Bahnverkehrs eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Martin Steltner, Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft: „Wir prüfen, ob sich die Verantwortlichen damit strafbar gemacht haben“, daß sie die Räder zu selten überprüft hätten.

Weil die Werkstätten mit den Sicherheitsüberprüfungen und dem Austausch der abgelaufenen Radscheiben nicht nachkommen, herrscht nun Chaos im Berliner S-Bahn-Netz. Insider, die nicht genannt werden wollen, erklärten, die Probleme bei der S-Bahn hingen „entscheidend damit zusammen, daß wir wegen der angestrebten Bahnprivatisierung jährlich hohe Millionensummen an die Deutsche Bahn abführen müssen“.

Die geplanten und erreichten Summen sind beachtlich: 2007 rund 34,9 und im 2008 etwa 57,5 Millionen Euro. Für 2009 sind 87,7 Millionen Euro angesetzt. 2006 wurde das Programm „Optimierung S-Bahnen“ aufgelegt, das zu längeren Wartungsintervallen, einem Abbau von Arbeitsplätzen und Einsparung von Material führen sollte. Um die aufgebrachte Berliner Öffentlichkeit zu besänftigen, brachten die Bahn-Verantwortlichen ein Bauernopfer dar: Vergangene Woche wurden alle vier S-Bahn-Geschäftsführer gefeuert.

Das rief auch die politische Opposition auf den Plan. Der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Uwe Goetze, gibt sich entsetzt: „Nach den Einlassungen des Vorstandsvorsitzenden Heinemann in der „Berliner Abendschau“ vom Dienstag muß davon ausgegangen werden, daß der Vorstand des Unternehmens die Gefährdung der Sicherheit der Fahrgäste monatelang billigend in Kauf genommen hat.   Hans Lody


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