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18.07.09 / Diese Hetze gibt zu denken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-09 vom 18 Juli 2009

Diese Hetze gibt zu denken
von Hans Heckel

Man ist geneigt, die maßlosen Attacken und Beleidigungen, denen Deutschland seit der schändlichen Ermordung einer schwangeren Ägypterin in einem deutschen Gerichtssaal ausgesetzt ist, als billige Retourkutschen abzutun und zu vergessen. Daß ägyptische Medien oder der iranische Präsident Deutschland mangelnde religiöse Toleranz oder Schwächen in der Rechtsstaatlichkeit vorwerfen, ist lächerlich.

Im Falle des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad fällt die Zurückweisung besonders leicht. Die bestialischen Todesurteile in seinem Land sind bestens bekannt. Zudem steckt ihm der Aufstand der vergangenen Wochen noch im Mark. Für Machthaber wie ihn gilt das paranoide Aufstacheln von Feindbildern seit jeher als das geeignetste Mittel, um das Volk wieder hinter sich zu bringen, das in großen Teilen die Geduld mit dem Großsprecher verloren hat.

Was aus Ägypten herüberschallt, bereitet da schon mehr Sorge, zumal es hier kein gefährdeter Politiker ist, der aufhetzt. Es sind die Medien: Wäre es umgekehrt, wäre eine junge Deutsche im Nahen Osten grausam ermordet worden, schlügen die Wellen der Islamfeindschaft jetzt hoch in Deutschland, heißt es dort. Doch die Ermordung einer Muslimin sei den Deutschen egal, behaupten die Kairoer Zeitungen.

Den Mord an zwei jungen deutschen Frauen im Jemen vor einem Monat haben die ägyptischen Kommentatoren offenbar schon vergessen. Auch die Abschlachtung deutscher Touristen 1997 in Luxor und wenig später in Kairo hat in ihrem Gedächtnis keine Spuren hinterlassen. Kam es damals, kommt es heute zu Haßmärschen und Boykottaufrufen gegen Ägypten oder Jemen in Deutschland? Natürlich nicht.

Es ist diese unverdauliche Mischung aus Aggressionsbereitschaft und Selbstmitleid, die abstößt und zu denken gibt. Dies betrifft beileibe nicht nur den Iran oder Ägypten.

Als mit dem neuen Zuwanderungsgesetz die Kenntnis von kläglichen 300 Wörtern in deutscher Sprache verlangt wurde, skandalisierte die türkische Zeitung „Hürriyet“: „Nazi-Behandlung für Moslems. Es fehlt nur noch der gelbe Stern!“ Im gleichen Tenor werden in einem Land, in dem religiöse und ethnische Minderheiten schweren Benachteiligungen ausgesetzt sind, regelmäßig blanke Selbstverständlichkeiten in Deutschland angeprangert.

In kaum einem Land der Welt genießen Zuwanderer von ihrem Eintreffen an soziale und medizinische Versorgung zum Nulltarif, auch die Religion ist frei in Deutschland. Rassistische Beleidigungen von Einheimischen gegen Fremde werden bestraft, das selbe in der anderen Richtung bleibt unbehelligt. Doch statt Anerkennung für ihre Fürsorglichkeit und Selbstbescheidung, ja teilweise Selbstbenachteiligung  einzufahren, ernten die Deutschen bei solchen Scharfmachern nur Aggression, Verachtung und ungerechte Verurteilungen wie jetzt. Das alles sollte Anlaß sein, über unser Verhältnis zu uns selbst und zu manchen Fremden neu nachzudenken.

Foto: Mißbrauchte Trauer: Vor dem Dresdner Rathaus trafen sich Trauernde, um der erstochenen Ägypterin Marwa El Sherbiny zu gedenken. „Hetze gegen den Islam stoppen“ war auf einigen Schildern zu lesen. Diese Worte griffen Politiker und Medien in muslimischen Ländern begierig auf, um gegen Deutschland zu polemisieren.


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