Konrad Badenheuer:
Mondsüchtige Unbestreitbar war die Mondlandung vor 40 Jahren
ein Meilenstein in der Geschichte von Wissenschaft und Technik. Ob sie
auch ein Meilenstein in der Geschichte der Menschheit war, wie mit
soviel Inbrunst behauptet wurde, erscheint hingegen immer fragwürdiger.
Denn was ist von der Mondexpedition geblieben? Die Entwicklung der
Mikrochips hat einen Impuls erhalten, der aber sicher weit größer
gewesen wäre, wenn die Milliardenbeträge gezielt für diese
Schlüsseltechnologie verwendet worden wären. Auch dass die Menschheit
der bemannten Raumfahrt die Teflon-Pfanne zu verdanken hat, ist eher ein
Hinweis dafür, dass die horrenden Mittel falsch verwendet wurden.
Die für Geologen so interessanten Gesteinsproben vom Mond hätte auch
ein Roboter einsammeln können und für die seit langem diskutierte
Mission zum Mars bringt eine Basis auf dem Erdtrabanten so gut wie
nichts. Tatsache ist, dass das Apollo-Programm – abgesehen vom
politisch-psychologischen Triumph der USA im Kalten Krieg – ohne
konkrete Früchte und auch ohne Nachfolgeprojekte geblieben ist.
Warum dann der tagelange Gedenkmarathon zum 40. Jahrestag, in dem
skeptische Stimmen selten sind? US-Präsident Kennedy hatte 1961 den Mut,
eine Vision zu verkünden („put a man on the moon!“). Er und seine
Nachfolger hatten den Willen und die Kraft, ihre Nation auch gegen
Widerstände dorthin zu führen. Das ist die eigentliche Lehre der
Mondlandung: Führung ist auch in der Demokratie möglich und notwendig.
Viele „Mondsüchtige“ unserer Tage sehnen sich weniger nach neuen
Vorstößen ins All als nach mehr politischem Mut hier auf Erden. |