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25.07.09 / »Sichtweisen hinterfragen« / Es gibt auch Revisionismus von links – nur nennt der sich anders

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-09 vom 25. Juli 2009

»Sichtweisen hinterfragen«
Es gibt auch Revisionismus von links – nur nennt der sich anders

Der Revisionismus-Vorwurf kommt in aller Regel aus den Reihen links von der politischen Mitte. Indes weiß man dort fein zu unterscheiden zwischen „gutem“ und „schlechtem“ Revisionismus. Um jedoch Verwirrung zu vermeiden, nennt man  den „guten“ Revisionismus lieber nicht bei seinem Namen, sondern spricht vom „kritischen Hinterfragen hergebrachter Sichtweisen“ oder so ähnlich.

Einen zeitgeschichtlich besonders bedeutenden Ausdruck von linkem Revisionismus stellte die sogenannte „Fischer-Kontroverse“ in der 1960er Jahren dar. Bis dahin galt länderübergreifend das Resümee, dass die am Ersten Weltkrieg beteiligten Großmächte mehr oder minder in den Konflikt hineingeschlittert seien, dass also die in Versailles dekretierte Alleinschuld Deutschlands Propaganda gewesen sei.

Der Hamburger Historiker Fritz Fischer widersprach dem in seinem Buch „Griff nach der Weltmacht“ zumindest in der Weise, dass er Deutschland die Hauptschuld am Krieg zuwies. Indem er die aggressiven Züge der Vorkriegspolitik der Entente-Mächte großzügig umschiffte, dafür die Schattenseiten deutscher Politik umso heftiger hervorhob, malte er das Bild eines wilhelminischen schen Reichs, das sich inmitten relativ friedlicher Nachbarn ans Werk des Weltenbrandes machte. Diese einseitig verschobene Sicht prägt die Darstellung der Abläufe in Schulen, Universitäten und Medien bis heute.

Auch am Zweiten Weltkrieg arbeiten sich linke Revisionisten ab: Stauffenberg soll zum Eigentlich-doch-Nazi umgedeutet, zudem die gesamte Wehrmacht als Verbrecherbande gebrandmarkt werden, mit Ausnahme der Deserteure und Kriegsverräter. Dies alles bricht radikal mit der jahrzehntelangen Betrachtungsweise, die in Stauffenberg den Kopf des Widerstands sah und angesichts der Wehrmacht zwar die aus ihren Reihen begangenen Verfehlungen nicht leugnete, wohl aber für jeden einzelnen Soldaten zunächst die Unschuldsvermutung gelten ließ.

Solche Übungen zielen ab auf ideologischen Geländegewinn in der Gegenwart, nicht auf das Einflechten tatsächlicher neuer Erkenntnis über die Vergangenheit.

Indes sind auch Beispiele für die Revision eines Geschichtsbildes präsent, die nicht zum Zwecke des politischen Kampfes erfolgten, sondern tatsächlich aus dem Drang nach besserer Erkenntnis. Noch in der 90er Jahren galt jede positive Bezugnahme auf die Germanen als tabu. Der „Spiegel“ stellte sie 1996 noch als Inbegriff des Tumben dar. Nun, zur 2000-Jahr-Feier der Schlacht im Teutoburger Wald, feierte das selbe Magazin ihre überraschend hoch entwickelte Kultur und Heerführer Arminius als geistreichen und geschickten Helden der deutschen (!) Geschichte.

Dazu hat zweierlei beigetragen: Grabungen und neuere Auswertungen alter Funde haben das wissenschaftliche Bild auf unsere Urahnen deutlich erweitert und aufgehellt. Parallel dazu wich die Furcht, in den Verdacht NS-ähnlicher Germanenverherrlichung zu geraten.                           H.H.


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