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25.07.09 / Geboren im Krieg und im Ideenkampf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-09 vom 25. Juli 2009

Geboren im Krieg und im Ideenkampf

Der Begriff Revanchismus entstand als Bezeichnung für eine starke Strömung in der französischen Politik zwischen 1871 und den 1920er Jahren. Jahrhundertelang war es Frankreich gewesen, das sich ein Stück nach dem anderen aus dem politisch zerklüfteten deutschen Reich herausbrechen konnte. Der Wiener Kongress 1815 ließ diese Eroberungen nahezu unangetastet.

1871 aber holten sich die Deutschen erstmals einen größeren Gebietsstreifen zurück: Das weitgehend deutschsprachige Elsass-Lothringen. Dies sollte die Beziehungen der beiden Länder erheblich belasten und den Revanchismus zeitweilig zur bestimmenden Triebkraft der französischen Deutschlandpolitik machen.

Revisionismus umschrieb ursprünglich eine Strömung in der SPD ab Ende der 1890er Jahre, die sich vom Ziel der proletarischen Revolution trennte. Statt auf Umsturz zu setzen, sollte die SPD zur staatstragenden Partei werden und den Sozialismus per Reform einführen. Diese Position war jahrzehntelang umstritten, es entbrannte der „Revisionismusstreit“ und es kam zu Abspaltungen wie der KPD.

Auslöser des Streits war Eduard Bernstein. Marx hatte behauptet, dass der Kapitalismus die Mittelschicht verarmen lasse, weshalb diese zum Proletariat hinabsinke. Jene Verelendung werde in die proletarische Revolution münden. Bernstein untersuchte die Entwicklung der preußischen Mittelschicht anhand statistischer Daten und stellte fest, dass das Gegenteil passierte: Die Schicht nahm an Zahl und Wohlstand stetig zu, weshalb die Revolution immer unwahrscheinlicher würde. Darauf „revidierte“ er die Marxsche Verelendungs- und Revolutionstheorie. H.H.


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