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25.07.09 / Russki-Deutsch (27): Droschke

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-09 vom 25. Juli 2009

Russki-Deutsch (27):
Droschke
von Wolf Oschlies

Um 1850 meldeten die Blätter: „In Berlin sind Droschkenuhren eingeführt, die Länge und Preis der Fahrt nach Radumdrehungen berechnen.“ Im März 2009 hieß es sinnverwandt: „Roms Droschken sollen Kilometerzähler bekommen.“ Einst waren diese Gefährte Hauptträger des innerstädtischen Verkehrs, heute dienen sie touristischen Rundfahrten, aber ihre tarifliche Unklarheit ist so unveränderlich wie ihr russischer Name. „Droschke“ ist eines von Hunderten russischen Wörtern, die seit Jahrhunderten im Deutschen heimisch sind. Die russische Urform „droschki“ – ein Pluraletantum weiblichen Geschlechts – leitet sich von „droga“ ab, einer Stange, die die Vorder- und Hinterachse eines Pferdewagens verbindet. Keine Stangen hatten die „sani“ (Schlitten), die winters bevorzugt und auch „droschki“ genannt wurden. Daneben liefen „begovye droschki“ (Laufwagen) zur Ausbildung von Trabrennpferden und weitere, aber die „droschki“ dominierten. Sie flitzten als Vorform von Taxis durch Städte, vor allem Sankt Petersburg und Warschau.

Aus Warschau holte der Dessauer Pferdehändler Alexander Mortgen (oder Mortier) 1811 „Warschauer Droschken“ nach Berlin, wobei er mit dem Gefährt dessen russischen oder seinen polnischen Namen „dorózka“ importierte. Um diesen rankte sich bald eine Wortfamilie: Ein polizeiliches „Droschkenreglement“ schrieb Anzahl und Standort von „Droschkenstationen“ vor und überwachte die „Droschkenkutscher“, deren Grobheit berüchtigt war.

Diese sicherte ihnen literarische Ewigkeit, etwa in Wilhelm Buschs „Fromme Helene“: „Schau, da kommt von ungefähr / Eine Droschke noch daher. / Er, der diese Droschke fuhr, / Frech und ruchlos von Natur, / Heimlich denkend: papperlapp! / Thuet seinen Hut nicht ab“ – und bezieht dafür Prügel von einer Pilgerschar. Der berühmteste Droschkenkutscher war Gustav Hartmann, der 1928 mit seiner Droschke nach Paris fuhr, um gegen die Automobilisierung zu protestieren. Hans Fallada hat ihn mit seinem Roman „Der eiserne Gustav“ unsterblich gemacht. Der Protest war zweck-los, denn längst waren den „Pferdedroschken“ die „Kraftdroschken“ gefolgt, wie Taxis in Berlin und Köln bis heute heißen.      


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