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25.07.09 / Polens Kreise

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-09 vom 25. Juli 2009

Polens Kreise
von Konrad Badenheuer

Die Länder der EU haben allen Anlass, einmal sehr grundsätzlich über die Rolle Polens in der Rechts- und Wertegemeinschaft Europa zu diskutieren. Während das polnische Volk mit großer Mehrheit zu Ausgleich und Partnerschaft bereit ist, was gerade viele Vertriebene bezeugen können, ist ein großer Teil der politischen Klasse in Warschau in den Verhaltensmustern der rivalisierenden Nationalstaaten des 19. und 20. Jahrhunderts verhaftet.

Schlachtrufe wie „Nizza oder der Tod“, die weit verbreitete Weigerung, dunkle Kapitel der eigenen Geschichte aufzuarbeiten, aber auch das Denken in den Kategorien von Einfluss-sphären und strategischen Partnerschaften kennzeichnen den Stand der politischen Kultur in Warschau.

Ein Appell an die USA, weiterhin eine Art Schutzmachtrolle in Ostmitteleuropa zu spielen, gehört in diese Liste. Polens Präsident Kaczynski ist der einzige aktive Politiker, der sich diesem Appell angeschlossen hat. Er trägt die Handschrift der Warschauer Diplomatie und atmet – so berechtigt das Grundanliegen der Sicherheit ist – den Geist des Misstrauens nicht nur gegen Russland, sondern auch gegen die EU und gegen Deutschland. Doch es ist absehbar, dass die USA ihre teuren Engagements außerhalb der eingenen Grenzen reduzieren werden. Dann muss primär Europa für Sicherheit im Osten des Kontinents sorgen. Niemandem wäre gedient, wenn bis dahin eine polnisch geprägte Zone von Tallinn bis Odessa die Beziehungen der EU mit Russland ruinieren würde.


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