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25.07.09 / Neu Erfundenes / Berlin zeigt zwei Ausstellungen mit Werken von Emil Nolde

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-09 vom 25. Juli 2009

Neu Erfundenes
Berlin zeigt zwei Ausstellungen mit Werken von Emil Nolde

Als ein Hauptvertreter des Expressionismus zählt Emil Nolde (1867–1956) zu den bedeutendsten deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Seine farbenprächtigen Blumenbilder und seine eindrucksvollen Landschaften sind Kunstfreunden heute hinlänglich bekannt. Wie sehr er aber auch das graphische Handwerk beherrschte, davon kann man sich jetzt in einer Ausstellung des Berliner Kupferstichkabinetts überzeugen. Im Kulturforum am Postdamer Platz wird auf 240 Quadratmetern neben Aquarellen vor allem herausragende Druckgraphik gezeigt.

Die Schau ist thematisch gegliedert in die Bereiche Lebensfreude, Bildnisse, See- und Hafenbilder, Städte und Landschaften, biblische Themen sowie Südseereise. Gemälde aus der Nationalgalerie und Plastiken aus dem Ethnologischen Museum, Abteilung Südsee, runden die eindrucksvolle Präsentation ab.

Nolde lag es am Herzen, „Menschen in allen seinen Gegensätzlichkeiten und Lebenssituationen im Bild festzuhalten“, erläutert Babette Tewes vom Berliner Kupferstichkabinett, das nach der Nolde-Stiftung in Seebüll und dem Sprengel-Museum in Hannover den ältesten und umfangreichsten öffentlichen Museumsbestand des Künstlers besitzt. Dass Werke von Emil Nolde heute noch zu bewundern sind, ist keine Selbstverständlichkeit, schließlich wurden 1937 über 1000 seiner Bilder als „Entartete Kunst“ aus Museen und Sammlungen entfernt. Im August 1941 wurde ihm darüber hinaus untersagt, „jede berufliche – auch nebenberufliche – Betätigung auf den Gebieten der bildenden Kunst“ auszuüben. Nolde war damals bereits über 70 Jahre alt und es war nicht abzusehen, ob dieses Verbot jemals wieder aufgehoben würde. „In einer entlegenen Kammer seines Hauses in Seebüll malt Nolde während der Jahre seiner Ächtung weiter. ,Ungemalte Bilder‘ nennt er die kleinformatigen Aquarelle und Gouachen, die manchmal kaum größer als eine Handfläche sind“,  erläutert Jörg Garbrecht, Kurator der Nolde-Stiftung Seebüll, Dependance Berlin, wo derzeit über 100 Werke der „Ungemalten Bilder“ zu sehen sind. „Diese kleinen Blätter“, so Nolde in seinen Erinnerungen, „haben mir als Mensch und Maler viel Freude gegeben. Immer wieder, fast ohne es zu wissen, stand ich dabei, mich durch neu Erfundenes überraschend.“ Diese Freude nachzuempfinden, mag dem Besucher beider Ausstellungen gelingen. Silke Osman

Die Ausstellung „Emil Nolde. Mensch – Natur – Mythos“ im Kupferstichkabinett, Kulturforum Potsdamer Platz, Berlin, ist bis 25. Oktober dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt 6/3 Euro. Die Ausstellung „Mit verschnürten Händen – Ungemalte Bilder von Emil Nolde“ ist in der Depen-dance Berlin der Nolde Stiftung Seebüll, Jägerstraße 55, bis 17. Januar 2010 täglich von 10 bis 19 Uhr zu sehen, Eintritt 8 Euro.


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