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25.07.09 / Akustische Vexierstücke / »Salut Salon« sprengt übliche Kategorien – Publikum hingerissen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-09 vom 25. Juli 2009

Akustische Vexierstücke
»Salut Salon« sprengt übliche Kategorien – Publikum hingerissen

Seinen bundesweiten und auch internationalen Durchbruch hat das Hamburger Quartett „Salut Salon“ schon seit mehreren Jahren geschafft. Doch das neue Programm „Klassisch verführt“, das am 14. Juli Premiere hatte, dürfte der ungewöhnlichen Erfolgsgeschichte ein weiteres, starkes Kapitel hinzufügen.

Das im Jahre 2000 gegründete Quartett um die Geigerinnen Angelika Bachmann und Iris Siegfried entzieht sich mit einer außergewöhnlichen Kombination aus Klassik und Chanson, Slapstick, Wortwitz und kabarettistischen bis fast schon akrobatischen Einlagen den gängigen Kategorien. Die jeweilige Mischung dieser Komponenten ist verschieden; im aktuellen Programm überwiegt − nomen est omen − der klassisch-musikalische Anteil verglichen mit der größeren Showkomponente im letzten Programm.

Die Zusammensetzung des Quartetts, die früher auf den Positionen Cello und Klavier immer wieder gewechselt hat, blieb diesmal mit Sonja Lena Schmid (Cello) und Anne-Monika von Twardowski (Piano) unverändert; sicher eine gute Entscheidung. Die genannten Instrumente beschreiben das Spektrum der vier Künstlerinnen, die jetzt international auf Tournee gehen, aber nur sehr unvollständig; beispielsweise singen alle vier, die Südafrikanerin von Twardowski auch schon mal auf Khosa (oder war es Zulu?, jedenfalls eine Sprache mit für europäische Zungen kaum artikulierbaren Knacklauten) und die anderen wahlweise in allen möglichen Sprachen einschließlich Chinesisch.

Angesichts der enormen Präsenz, der Spielfreude und Leichtigkeit der vier fühlt sich der staunende Zuschauer an den alten Kalauer über den Unterschied des Personals zwischen Drei-, Vier- und Fünf-Sternehotels erinnert („In 4-Sterne-Häusern werden die Leute solange gedrillt, bis alles perfekt ist, in 5-Sterne-Hotels nochmal zusätzlich, bis es wieder natürlich wirkt...“). Aber gerade die Natürlichkeit bei Rudi Carrell und anderen Vertretern des Showbiz mühsam eingebimst wurde, ist bei diesen musikalischen „Sterne-Köchinnen“ (von denen zumindest Bachmann und Siegfried keineswegs von der Kunst leben müssten) lebensecht, wie der Schreiber dieser Zeilen aus einer zufälligen Begegnung im Stuttgarter Flughafen zuverlässig berichten kann.

Das Programm schlägt einen weiten Bogen von Beethoven-Sonaten über Tango bis zur Filmmusik. Die Grenze zwischen den Genres löst sich auf, wenn beispielsweise ein Motiv aus dem Kinderlied „Bruder Jakob“ mit Themen aus der Zauberflöte, dem Forellenquintett oder modernem Pop so trick-reich zu einem akustichen Vexierstück verschränkt und verknotet wird, dass sich der Zuhörer mehrfach fragt, wo jetzt das Kinderlied geendet hat und wo wieder Bach und Chopin beginnen.

Die optische Attraktivität des Quartetts ist jedenfalls definitiv nur das Sahnehäubchen auf einer erstaunlich konzentrierten und vielseitigen künstlerischen Leistung; das Hamburger Premierenpublikum war von „Klassisch verführt“ zu recht hingerissen. − Übrigens: Eine der vier Musikerinnen, Iris Siegfried, stammt doch wirklich und wahrhaftig aus Ostpreußen.         K.B.


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