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01.08.09 / Büro verwüstet / Peinlicher Fehlgriff der US-Truppen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-09 vom 01. August 2009

Büro verwüstet
Peinlicher Fehlgriff der US-Truppen

Das Büro der deutschen „Kinderhilfe Afghanistan“ in Dschalalabad ist im Juni von US-Soldaten verwüstet worden. Das hat der Gründer und Leiter der „Kinderhilfe“, der frühere Oberstarzt der Bundeswehr Reinhard Erös mitgeteilt. „Nachts sprangen zwölf schwarz angemalte US-Soldaten in Tarnanzügen über unsere Mauer, traten unsere Tür ein, nahmen meine sechs Mitarbeiter fest, zogen ihnen die berühmte Mütze über den Kopf, warfen sie auf die Straße. Dann traten sie die Tür meines Büros ein, verwüsteten die Computer, räumten alles durcheinander. Dann stürmten sie die Polizeistation gegenüber, überfielen die acht jungen afghanischen Polizeibeamten, warfen sie ebenfalls gefesselt auf die Straße. Dasselbe wiederholten sie bei der Feuerwehr.“

Ein US-Verantwortlicher habe ihm gegenüber vage erklärte, dass „drei Tage zuvor eine neue Spezialeinheit angekommen sei und dass die wohl mal nachts spaßeshalber eine Übung“ gemacht hätten. Erös übte scharfe Kritik: „Die Präsenz amerikanischer Truppen ist massiv kontraproduktiv. Sie ist nicht ein Teil des Problems − sie ist das Problem.“ Dabei verwies er nicht nur auf die hohe Zahl unschuldiger ziviler Opfer bei amerikanischen Militäraktionen gegen (nicht selten nur vermeintliche) Taliban. Häufig ließen es die US-Soldaten am nötigen Respekt fehlen. Im Osten und Süden des Landes würden sie als Besatzer betrachtet und inzwischen von 90 Prozent der Einheimischen „nicht nur abgelehnt, sondern gehasst.“

Um noch genügend eigene Kampftruppen rekrutieren zu können, werde inzwischen Kriminellen die Wahl zwischen Gefängnis oder Militärdienst angeboten. Der neue Isaf-Kommandeur Stanley McChrystal habe jetzt zwar eine rücksichtsvollere Vorgehensweise angeordnet. Doch angesichts der beschlossenen massiven Truppenverstärkung erwartet Erös noch eine Verschlimmerung der Lage.

Den Bundeswehrsoldaten im Norden des Landes bescheinigte der frühere Fallschirmjäger eine gute Arbeit. Ihre Zahl sähe er am liebsten erhöht. Allerdings riefen inzwischen alle ausländischen Soldaten Aversionen hervor.  Reinhard Erös hat seit 2002 mit privaten Spenden seiner „Kinderhilfe“ in Afghanistan 25 Schulen für 50000 Kinder gebaut.    M.L.


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