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01.08.09 / Durchaus nicht der Totengräber Weimars / Paul von Hindenburg hat sich nicht nur um Ostpreußen, sondern auch um die erste deutsche Demokratie verdient gemacht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-09 vom 01. August 2009

Durchaus nicht der Totengräber Weimars
Paul von Hindenburg hat sich nicht nur um Ostpreußen, sondern auch um die erste deutsche Demokratie verdient gemacht

Paul von Hindenburg rettete als Oberbefehlshaber der 8. Armee mit seinem Stabschef Ludendorff Ostpreußen. Trotzdem wird er heute als Antidemokrat und Steig-bügelhalter Hitlers angefeindet. Dabei hat der Preuße sich große Verdienste um die Weimarer Re-publik erworben, war eher ein Glücksfall denn ein Totengräber der Weimarer Republik.

Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von Hindenburg kam am 2. Oktober 1847 in Posen zur Welt. Sein Vater war Offizier, und das wurde auch er. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Glogau sowie der Kadettenanstalten in Wahlstatt, Kreis Liegnitz und Berlin erlebte er im Deutschen Krieg von 1866 seine Feuertaufe. Die Teilnahme an der Schlacht von Königgrätz wurde für den jungen Seconde-Leutnant ein prägendes Erlebnis. Den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 erlebte er als Regimentsadjutant. Die Kriegsakademie, die er anschließend besuchte, verließ er 1876 mit einem vorzüglichen Abgangszeugnis. Es folgte eine zwar sehr erfolgreiche, aber nicht außergewöhnliche Offizierskarriere. Nach Jahrzehnten sowohl bei der Truppe als auch in Stäben ging er 1911 als Kommandierender General eines Armeekorps in den Ruhestand.

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, war an eine Reaktivierung des Ruheständlers vorerst nicht gedacht. Hindenburgs Aufstieg zur historischen Persönlichkeit begann erst, als das deutsche Heer infolge des fehlgeschlagenen Schlieffenplans im Westen an der Ostfront in eine bedrohliche zahlenmäßige Unterlegenheit gegenüber dem russischen Gegner geriet. In dieser bedrückenden Lage erhielt der ebenso begabte wie verwegene Stratege Erich Ludendorff als Chef des Stabs der in Ostpreußen bedrängten 8. Armee seine Chance. Für ihn wurde ein Oberbefehlshaber gebraucht, der souverän und nervenstark genug war, ihn gewähren zu lassen – und der in dieser brenzligen Situation Ruhe, Besonnenheit, Gelassenheit, Sicherheit und Zuversicht ausstrahlte. Der bisherige Oberbefehlshaber Maximilian von Prittwitz und Gaffron, der sich ängstlich hinter die Weichsel zurückziehen wollte, war dieser Fels in der Brandung nicht. Hindenburg mit seinen mittlerweile auch schon über 66 Lebensjahren war in dieser Situation der gegebene Mann und wurde denn auch mit Datum vom 21. August 1914 zum neuen Oberbefehlshaber der 8. Armee berufen. Es war später nicht zuletzt diese Ausstrahlung eines Felsens in der Brandung, welche die desorientierten Bürger der krisengeschüttelten späten Weimarer Republik so großes Vertrauen in Hindenburg als Reichspräsidenten fassen ließ.

Hindenburg und Ludendorff bildeten über Jahre ein sehr effektives Gespann. Erst wenige Tage an der Spitze der 8. Armee, konnte das Tandem in der Vernichtungsschlacht bei Tannenberg den russischen Vormarsch stoppen. Wenige Wochen später gelang es den beiden dann, die Russen aus Ostpreußen wieder hinauszuwerfen: Ostpreußen war gerettet. Angesichts der Bedeutung dieser Siege war es nur folgerichtig, dass Hindenburg als Oberbefehlshaber und Ludendorff als sein Stabschef wenige Monate später das Kommando über alle deutschen Truppen an der Ostfront erhielten.

Nachdem Generalstabschef Erich von Falkenhayn mit seinem Versuch gescheitert war, in der Abnutzungsschlacht von Verdun die Entscheidung an der Westfront zu erzwingen, bildeten Hindenburg und sein Erster Quartiermeister Ludendorff die mittlerweile dritte Oberste Heeresleitung (OHL). Anders als Ludendorff war Hindenburg politischer Ehrgeiz fremd. Durch die Entscheidungsschwäche des Kaisers, die Schwäche des Kanzlers und die damals schon feststellbaren Tendenzen in Richtung totaler Krieg kam der militärischen Leitung zunehmend auch politische Bedeutung zu. Manche sprechen in diesem Zusammenhang gar von Zügen einer Militärdiktatur. Alles half jedoch nichts. Im Kampf „gegen eine Welt von Feinden“ erwies sich auch das Duo Hindenburg/Ludendorff als machtlos.

Gerne wird Hindenburg als Totengräber der Weimarer Demokratie diffamiert. Dabei hat er maßgeblich zum relativ reibungslosen Übergang vom Kaiserreich zur Republik beigetragen, was angesichts der den Deutschen im Allgemeinen und den Preußen im Besonderen nachgesagten Ordnungsliebe dem Ansehen und der Akzeptanz der Weimarer Republik wesentlich nützte. So drängte er seinen Dienstherren Wilhelm II. zum Verzicht auf den Kampf um seine Krone, was ihm als Preußen, dem Loyalität ein hohes Gut ist, nicht leicht gefallen ist. Ebenso arbeitete er nach Ludendorffs Ausscheiden aus der OHL mit dessen Nachfolger, dem ausgewiesenen Demokraten Wilhelm Groener, eng zusammen. Dessen Ebert-Groener-Pakt mit den Revolutionären wurde von ihm mitgetragen. Zusammen mit Groener führte Hindenburg das Heer geordnet in die Heimat zurück. Und als mit dem Versailler Vertrag der Erste Weltkrieg beendet, seine Arbeit getan war, nahm er ein zweites Mal seinen Abschied, um sich ein zweites Mal ins Privatleben zurückzuziehen.

Dort beließ man ihn jedoch nicht. Vielmehr machte ihn die Rechte 1925 zu ihrem Präsidentschaftskandidaten. Hindenburg gewann die Wahl und wurde damit zum einzigen direkt und demokratisch vom Volk gewählten Staatsoberhaupt der Deutschen. Wer in der republikfeindlichen Rechten nun geglaubt hatte, Hindenburg würde sozusagen nach erfolgreichem Marsch durch die Institutionen nunmehr die Republik von innen aushöhlen, sah sich getäuscht. Der zweite Reichspräsident verhielt sich vielmehr absolut verfassungsloyal und betrieb dabei eine derart staatstragende Politik, dass er bei der da­rauffolgenden Reichspräsidentenwahl von 1932 der Kandidat der staatstragend-demokratischen Mitte einschließlich der SPD war. Hatte Hindenburg bei der Wahl 1925 mit 14,65 Millionen nur die relative Mehrheit der abgegebenen Stimmen gewonnen, so war es nun mit 19,36 Millionen die absolute.

Hindenburg kam in der zweiten Hälfte seiner Präsidentschaft eine besondere Bedeutung zu, weil seit dem Sturz Hermann Müllers 1930 die Reichskanzler keine Mehrheit im Reichstag mehr besaßen und deshalb vom Wohlwollen des Reichspräsidenten abhängig waren. Ein halbes Jahr lang machte Hindenburg um den Sieger der Reichstagswahlen von 1932 einen Bogen. Am 30. Januar 1933 machte er den von ihm nicht geliebten „böhmischen Gefreiten“ dann doch zum Kanzler.

Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ wirkte das mittlerweile bereits über 85-jährige Staatsoberhaupt nur noch als Korrektiv – aber immerhin so effektiv, dass Hitler seinen Tod ersehnte. Der trat vor 75 Jahren, am 2. August 1934 ein und gab Hitler den Weg noch unbehinderter als zuvor frei.          Manuel Ruoff

Foto: Paul v. Hindenburg. Ölgemälde von Max Liebermann aus dem Jahre 1927


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