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01.08.09 / Als Briten Hannover gegen Franzosen verteidigten / Die »Rosenschlacht« bei Minden im Siebenjährigen Krieg trug zum Aufstieg Großbritanniens zur Weltmacht bei

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-09 vom 01. August 2009

Als Briten Hannover gegen Franzosen verteidigten
Die »Rosenschlacht« bei Minden im Siebenjährigen Krieg trug zum Aufstieg Großbritanniens zur Weltmacht bei

Im Siebenjährige Krieg (1756–1763), in dem Friedrich der Große (1712–1786) Schlesien endgültig für Preußen gewann, wurde an mehreren Fronten gekämpft. Nachdem Friedrich mit dem Einmarsch in Sachsen am 29. August 1756 einem Angriff gegen ihn zuvorgekommen war, hatte er es ab 1757 mit der vereinigten Streitmacht der Österreicher, Franzosen, Russen, Schweden und der Reichsarmee zu tun.

Die Franzosen überschritten mit 115000 Mann den Niederrhein und besetzten die preußischen Provinzen. Gegen das französische Heer hatten die mit Preußen verbündeten Briten die sogenannte Observationsarmee aufgestellt, die Hannover, das Stammland ihres Königs Georg II., (1683–1760), schützen sollte. Sie bestand aus Engländern, Hannoveranern, Preußen, Hessen, Braunschweigern und Bückeburgern und zählte zunächst 47000 Mann. Nach anfänglichen Erfolgen der Franzosen, die sich allerdings von Sachsen und Thüringen nach der verheerenden Niederlage bei Roßbach am 5. November 1757 fernhielten und sich auf Hessen, die niederrheinischen Gebiete, Niedersachsen und Westfalen konzentrierten, hatte sich England zu einer Aufstockung seiner dortigen Truppen entschlossen und dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel (1721–1792) das Oberkommando übertragen.

Ferdinand, der bisher an der Seite des Preußenkönigs gefochten hatte, war der Bruder von Elisabeth Christine (1715–1797), die mit Friedrich dem Großen verheiratet worden war. Ferdinand hielt während des Krieges seinem Schwager im Westen den Rücken frei. Im Jahre 1759 standen ihm 71729 Mann zur Verfügung, mit denen er die Franzosen, die 97000 Mann hatten, in Schach halten sollte. Die Franzosen marschierten von Hessen aus nach Norden und nahmen am 10. Juli 1759 die Festung Minden ein. Ferdinand wurde von König Friedrich gedrängt, etwas zu unternehmen. Er bedrohte daher die Nachschub­linien des Gegners und zwang so den Oberbefehlshaber Marquis Louis George Erasme de Contades (1704–1793), aus einer gesicherten Stellung südwestlich von Minden herauszutreten.

Ferdinand verfügte über 40000 Mann mit 107 Kanonen; sein Gegner hatte 55000 Mann mit 86 Kanonen. Ferdinand hatte einen Teil seiner Truppen bis zu dem Dorf Todtenhausen nordöstlich von Minden an der Weser vorgeschoben. Contades beabsichtigte, zunächst dieses Korps anzugreifen, um sich dann dem Rest des Heeres der Verbündeten zuzuwenden. In der Nacht zum 1. August waren die Franzosen nordöstlich der Stadt Minden aufmarschiert, wobei sich aufgrund des Geländes die Kavallerie in der Mitte der Front befand.

Gegen vier Uhr morgens begannen sie hier den Angriff mit einer nicht unerheblichen Kanonade. Ferdinand ließ die eigenen Truppen dort verstärken und gegen das Dorf Hahlen rücken, das nördlich von Minden liegt. Etwa 7000 französische Kavalleristen aus der Mitte der Front ritten gegen die sich ständig vermehrenden englischen und preußischen Truppen an, die mit Feuer und Bajonettattacken den Angriff abwehrten. Da die verbündeten Truppen trotz der Feigheit des englischen Oberbefehlshabers der Reiterei, Lord George Sackville (1716–1785), der auch noch den Angriff seines zweiten Treffens aufhielt, an allen Stellen des etwa fünf Kilometer langen Schlachtfeldes siegreich blieben, zog Contades seine Truppen ab 9 Uhr zurück. Der französische rechte Flügel deckte den Rückzug.

Die Franzosen verloren 479 Offiziere und 7762 Mann an Toten oder Verwundeten und 22 Kanonen. Die Verbündeten hatten einen Verlust von 151 Offizieren und 2646 Mann an Toten und Verwundeten, von denen fast die Hälfte Engländer waren. Die Franzosen gaben Minden auf und zogen sich nach Kassel zurück.

Der Verlierer Contades wurde als Oberbefehlshaber abgelöst. Der Sieger Ferdinand erhielt von König Georg II. 20000 Pfund und den Hosenband-Orden. Immerhin hatte er die drohende Eroberung des Kurfürstentums Hannover durch die Franzosen verhindert und damit maßgeblich dazu beigetragen, dass Großbritannien als glänzender Sieger aus dem Siebenjährigen Krieg hervorging. Durch die erfolgreiche Verteidigung Hannovers konnte sich Großbritannien nun ganz auf die Eroberung französischer Erwerbungen in Übersee konzentrieren. Und Frankreich hatte kein „Faustpfand“ Hannover für spätere Rückgabeverhandlungen.

Für Preußen war der Siebenjährige Krieg „nur“ ein Kampf um seine Existenz, die Verteidigung Schlesiens, die Gleichberechtigung mit Österreich sowie um den Großmachtstatus. Für Großbritannien hingegen war der Krieg ein Ringen mit Frankreich um die Weltmacht, den es mit der Errichtung eines den Globus umspannenden Reiches gewann.

Bis heute wird der Jahrestag der „Rosenschlacht“ – die Sieger schmückten sich nach dem Sieg mit wild wachsenden Rosen – in Großbritannien, aber auch in dem als Folge des Siebenjährigen Krieges britisch gewordenen Kanada feierlich begangen. Das Motiv der Rose als Zeichen der Rosenschlacht wird bei einigen an der Schlacht beteiligten Regimentern in Ehre gehalten und der „Minden Day“ wird in England und Nordamerika gefeiert. Bis heute legen das Mindener Bürgerbataillon und eine englische Abordnung am 1. August jeden Jahres am Denkmal der Schlacht einen Kranz nieder.

In diesem Jahr gedenkt Minden der Schlacht ob ihres runden Jahrestages sogar mit einem sogenannten europäischen Freundschaftsfest. „250 Jahre Schlacht bei Minden“, so der Titel, steht unter der Schirmherrschaft der Ministerpräsidenten von Nord­rhein-Westfalen und Niedersachsen und wird vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Nähere Informationen über das Fest sind erhältlich bei der Minden Marketing GmbH, Domstraße 2, 32423 Minden, Telefon (0571) 8290659, Telefax (0571) 8290663, E-Mail: info@mindenmarketing.de, sowie auf der Internetseite www.schlacht-bei-minden.de                    Jürgen Ziechmann / M. R.

Foto: Schlacht bei Minden: Kolorierter Kupferstich aus England


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