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01.08.09 / Doppeltes Jubiläum der Freiheitsstatue / Französisch-amerikanisches Gemeinschaftswerk – Statue war zunächst für Ägypten gedacht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-09 vom 01. August 2009

Doppeltes Jubiläum der Freiheitsstatue
Französisch-amerikanisches Gemeinschaftswerk – Statue war zunächst für Ägypten gedacht

Gerne wird von den Verfechtern der These vom „deutschen Sonderweg“ dem deutschen Volk die Schuld am Untergang der Weimarer Republik zugewiesen: Weimar sei halt eine „Demokratie ohne Demokraten“ gewesen. Dabei war in Frankreich, das die Vertreter der „Sonderwegs“-These den Deutschen so gerne als Vorbild präsentieren, die ebenfalls aus einem verlorenen Krieg, nämlich dem Deutsch-Französischen von 1870/71, hervorgegangene Dritte Republik ebenso alles andere als unumstritten.

Vor diesem Hintergrund wollte der überzeugte Republikaner Édouard René Lefebvre de Laboulaye die republikanische Staatsform in seinem Land durch ein sichtbares Zeichen der Freundschaft zur anderen großen Republik stärken. Ihm schwebte dabei ein Denkmal zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung der USA vor. Bereits 1865 hatte der französische Jurist, Publizist, Journalist und Politiker die Öffentlichkeit wissen lassen: „Wenn in Amerika zur Erinnerung an seine Unabhängigkeit ein Denkmal gebaut werden sollte, dann wäre es für mich nur natürlich, dass es als gemeinsames Werk beider Nationen errichtet würde.“

Und in der Tat wurde die Freiheitsstatue ein binationales Projekt. Die Amerikaner sorgten für das 20 Meter hohe sternförmige Fundament und den 27 Meter hohen Sockelbau. Die Franzosen schufen die 46,05 Meter hohe und 225 Tonnen schwere Kupferstatue. Es ist dabei bezeichnend für die beiden Nationen, dass das (amerikanische) Fundament ausschließlich aus privaten Mitteln finanziert wurde, während in die (französische) Statue Steuergelder flossen.

Für den Entwurf gewann Laboulaye seinen Freund Frédéric Auguste Bartholdi. Der vor 175 Jahren, am 2. August 1834, in Kolmar geborene Bildhauer hatte 1856 von einer Ägyptenreise die Idee mitgebracht, nach dem Vorbild des Kolosses von Rhodos einen gewaltigen Leuchtturm in der Gestalt einer 28 Meter hohen, fackeltragenden Ägypterin über der nördlichen Einfahrt des Suezkanals zu errichten. Diesen Plan, der wegen des Desinteresses des ägyptischen Vizekönigs unrealisiert blieb, arbeitete der Elsässer nun um.

Aus „Fortschritt oder Ägypten, das Licht nach Asien tragend“, so der Titel des geplanten Suezkanalleuchtturms wurde nun „Liberty Enlightening the World“ (Freiheit, die Welt erleuchtend). Statt einer Ägypterin hält eine Amerikanerin die Fackel hoch, wobei als Modell für die Frauengestalt Isabella Eugenie Boyer diente, die Ehefrau des Nähmaschinenherstellers Isaac Merritt Singer. Auch ist die Flamme nicht echt, sondern wie der Rest der Statue aus Kupfer, das in diesem Falle mit Gold beschichtet ist. Zusätzlich zur Fackel in ihrer Rechten erhielt die Frauengestalt in ihre Linke eine Tafel mit dem Datum 4. Juli 1776, dem Tag der Unabhängigkeitserklärung.

Zu deren 100. Jahrestag kam „The New Colossus“ (Der neue Koloss) jedoch zu spät. Vor 125 Jahren, am 5. August 1884, wurde in einer Freimaurerzeremonie der Grundstein des Sockelgebäudes gesetzt. Der Bau wurde am 22. April 1886 fertiggestellt. Am 28. Oktober des Jahres 1886 wurde „Miss Liberty“ eingeweiht. Manuel Ruoff


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