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01.08.09 / Mysteriöser Tod / Geheimnis um Frauenleichen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-09 vom 01. August 2009

Mysteriöser Tod
Geheimnis um Frauenleichen

Eigentlich ist Jim gar kein „Liebling“, wie der Buchtitel „Darling Jim“ vermuten lässt, sondern ein gefährlicher Verführer, der als Märchenerzähler durch Irland zieht und mit seinen Schauergeschichten und dem teuf-lischen Charme ganze Dörfer verzaubert. Dass Jim etwas mit den drei Frauenleichen, die in Malahide gefunden wurden, zu tun hat, wird dem Leser schnell klar. Moira Walsh und zwei ihrer Nichten sind auf grauenvolle Weise in ihrem Haus gestorben. Doch wer hat die Frauen auf solch schreckliche Art gequält? Es bleiben viele Fragen offen bei dem Verbrechen, und es beginnt ein spannendes Rätselraten um das Geheimnis hinter dem Mordfall, der von der Polizei schnell zu den Akten gelegt wird.

Christian Mørk, der dänische Autor, lädt den Leser dazu ein, Stück für Stück mit seiner Hauptfigur, dem Briefträger Niall, die Verbrechen aufzuklären. Als Niall durch Zufall eine mysteriöse Sendung, die an „Irgendjemand“ gerichtet ist, entdeckt, stellt er verblüfft fest, dass sie das Tagebuch einer der Walsh-Frauen enthält. Fiona erzählt in ihren letzten Stunden, die Wahrheit über deren grausames Ende, wohl wissend, dass sie nicht überleben wird: „Wenn du dieses Tagebuch gefunden hast, kannst du mich nicht mehr retten. Aber du kannst dich zumindest an mich erinnern. Versprich mir, dass du nicht vergessen wirst, wer ich war und wie ich hierher gelangt bin. Denn ich kann die Vorstellung nicht ertragen, dass man mich in einem Leichensack aus dem Haus schafft, ohne dass jemand die ganze Wahrheit erfährt.“

Nicht nur Niall stockt der Atem, sondern auch der Leser ist von der Erzählung des dem Tode geweihten Opfers fasziniert und hat keine andere Wahl, als mit der Hauptfigur das Geheimnis der Walsh-Familie zu lösen.

Man wird jedoch nicht nur durch die Geschichte, sondern vor allem durch den lebendigen Stil des Autors gefesselt und kann den Roman kaum aus den Händen legen. Mørk stellt wunderbar die mythische Landschaft Irlands dar und hat die Gabe, den Figuren durch seine erzählerische Art Leben einzuverleiben. Der gekonnte Perspektivwechsel erlaubt dem Leser, sowohl den verunsicherten Briefträger Niall als auch die faszinierenden Walsh-Nichten als Charaktere in ihren ganzen Facetten und Entwicklung zu entdecken. Die gelungenen Übergänge von den unterschiedlichen Ebenen, die sowohl zwischen den Erzählern als auch zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechseln, geben dem Buch eine besondere Tiefe und eine gewisse Dynamik. Diese wird noch durch die eingeschobenen märchenhaften Geschichten von „Darling“ Jim verstärkt, der in mehreren Teilen eine schaurig schöne Legende erzählt, die sich letztendlich zur Lösung des Falls zusammenfügt.

Das Buch ist flüssig geschrieben und die Geschichte ist spannend, auch wenn man einiges relativ früh erahnen kann: ein nicht so ganz gruseliger Psychothriller, wunderbar zu lesen und daher definitiv zu empfehlen. Eine

Leseprobe gibt es unter: www.darlingjim.de.      Anna Gaul

Christian Mørk: „Darling Jim“, Piper, München 2009, gebunden, 351 Seiten, 19,95 Euro


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