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08.08.09 / Vaterfrust unter der Siegessäule

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-09 vom 8. August 2009

Vaterfrust unter der Siegessäule
von Harald Fourier

Am vergangenen Wochenende wurde die Siegessäule gekapert. Ein 40-Jähriger hat ein 25 Meter langes Transparent entrollt: „Entführt – Mutter Staat schaut weg“. Daneben prangte ein Foto seiner sechs­jährigen Tochter Bianca. Es handelte sich bei der Aktion um die Eskalation eines seit Jahren tobenden Sorgerechtsstreits. Der Vater, ein Unternehmensberater, hatte 2005 seine Tochter nach der Trennung von der Mutter aus dem Kindergarten entführt und danach das Sorgerecht verloren. Ihm blieb nur noch das Umgangsrecht, er darf das Kind also  treffen. Theoretisch jedenfalls. Praktisch verweigert ihm seine Ex-Partnerin den Umgang. Mit dem Plakat, das nach einer Stunde von einem 27 Mann starken Polizeikommando wieder entfernt wurde, wollte er die Öffentlichkeit auf seine Lage aufmerksam machen.

Das moderne Sorgerechtist zur Bürde des deutschen Mannes geworden. Männer     verlieren sowieso meistens, wenn es um die Kinder geht. Sie müssen zahlen, bekommen aber nicht das Aufenthalts­bestimmungsrecht. Daran hat sich die Welt längst gewöhnt.

Oft leidet die Beziehung der Kinder zu ihrem Vater darunter. Wenn die Mutter sich verweigert wie im Fall des „Plakatkünstlers“, dann stehen die Väter dumm da. Sie haben kaum legale Möglichkeiten, ihre Ansprüche durchzusetzen.

Ein anderer, dem Verfasser persönlich bekannter Sorgerechtskrieg sah so aus: Der Vater wusste sich irgendwann nicht anders zu helfen und entführte das Kind. Er ging mit dem Jungen ins Ausland, nach Lateinamerika. Am Ende verschlug es beide in die Südsee. Die dortigen Machthaber aber waren abhängig von EU-Entwicklungshilfe und wiesen den Mann schließlich an, den Jungen zurück­zugeben, was er auch tat. Ende gut, alles gut?

Der Kleine hat die Odyssee offensichtlich ohne seelischen Schaden überstanden. Aber es bleibt ein mulmiges Gefühl: Wenn sich Eltern nach einer Trennung spinnefeind sind, auch was ihre Kinder angeht, dann ist es nicht richtig, dass sich der Staat immer nur auf die Seite der Mutter stellt. Natürlich sind solche Sorgerechtsstreitigkeiten Extremfälle. Aber was heißt das schon? Die Elbflut 2002 war auch eine Extremsituation. Trotzdem bauen wir das Deichsystem aus.

Warum also kann das Land nicht aus der ungerechten Rechtsprechung aussteigen? Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) hat die Gesetze an einer anderen Stelle ein wenig  zugunsten der Männer reformiert: beim Unterhaltsrecht. Warum kann nicht auch das Sorgerecht so geregelt werden, dass Männer ihr Kind wenigstens regelmäßig zu Gesicht bekommen?


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