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08.08.09 / Die Krise erreicht den Golf / Saudi-Arabien erstmals mit Haushaltsdefizit – Arbeitslosigkeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-09 vom 8. August 2009

Die Krise erreicht den Golf
Saudi-Arabien erstmals mit Haushaltsdefizit – Arbeitslosigkeit

Die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise macht sich auch in den arabischen Golfstaaten zunehmend bemerkbar. Die Einnahmen aus Öl- und Gasexporten fließen zwar weiter und man sitzt auf beachtlichen Finanzreserven. Aber mehrere Länder, darunter Saudi-Arabien, müssen 2009 mit Haushaltsdefiziten rechnen.

Ausgangspunkt der Krise war wie in den USA eine Immobilien-Blase, der die Luft ausging. Doch mit Unterschieden: In den USA hatte die „Politik des billigen Geldes“ zunächst den privaten Hypothekenmarkt maßlos aufgebläht, was dann – wegen der letztlich uneinbringlichen „verbrieften“ Forderungen – die weltweite Krise auslöste. In den Golfstaaten hingegen hatte man Unsummen in Bürohochhäuser, Hoteltürme, Luxusappartements und Ein-kaufszentren investiert – immer größer, immer höher – und muss jetzt angesichts der internationalen Krise erkennen, dass man sich bei Sicherheit und Ertragskraft dieser Anlagen arg verschätzt hat.

Der dramatische Preisverfall der Liegenschaften veranlasste Investoren inzwischen, die Notbremse zu ziehen: Auf vielen Großbaustellen stehen die Kräne still – was aber Bauunternehmen in Schwierigkeiten bringt. Sich der weitestgehend rechtlosen Gastarbeiter zu entledigen ist zwar leicht – sie werden in großer Zahl heimgeschickt und „Familienzusammenführung“ war ohnehin ein Fremdwort. Aber die Kredite für Maschinenpark und Material können nicht mehr bedient werden, und das bringt die Banken in Probleme.

Als Schock weit über Saudi-Arabien hinaus kam Ende Juli die Meldung, dass zwei saudische Familienkonzerne in Zahlungsschwierigkeiten stecken. Es handelt sich um typische Mischkonzerne, die einst von Perlenzucht und Landwirtschaft ausgingen und sich heute in verschiedensten Sparten betätigen, von Finanzierungen und Transport bis hin zum Abfüllen von Pepsi-Cola. Die Außenstände werden auf 15 Milliarden Dollar beziffert, bis zur Hälfte dieser Summe bei Gläubigern im Inland.

Da die Banken damit rechnen, große Abschreibungen tätigen zu müssen und dafür auf halbfertigen oder zwar fertigen, doch unrentablen Bauten sitzenzubleiben, sind sie bei Kreditvergabe äußerst zurückhaltend. Statt dessen horten sie Geld bei den Zentralbanken – was zwar den „Staatsfonds“ für Veranlagungen im Ausland zugute kommt, nicht aber der lokalen Wirtschaft. Die Arbeitslosigkeit ist daher stark gestiegen – sie wird derzeit offiziell mit zehn Prozent der männlichen Staatsbürger Saudi-Arabiens angegeben. Die Regierung will mit zusätzlichen Infrastrukturprojekten gegensteuern.

Der Staat selbst ist trotz des Wirtschaftsrückgangs und des erwarteten Leistungsbilanz-Defizits von sechs Prozent in einer komfortablen Lage. Denn in der Zeit der hohen Ölpreise wurden Schulden abgebaut und Reserven angehäuft. Es gibt keine Auslandsschulden und die Inlandsschulden in der Höhe von zehn Prozent des Bruttoinlands-Produkts sind – für europäische Verhältnisse – traumhaft niedrig.           Richard G. Kerschhofer


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