19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
08.08.09 / Ausverkauf im Sudetenland / Schwieriges Erbe von Benesch-Dekreten und Kollektivierung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-09 vom 8. August 2009

Ausverkauf im Sudetenland
Schwieriges Erbe von Benesch-Dekreten und Kollektivierung

Obwohl die Tschechische Republik bei ihrem EU-Beitritt ein Moratorium für den Verkauf von Ackerboden an Ausländer durchsetzen konnte, das noch bis 2011 gilt, gerät immer mehr landwirtschaftlicher Grund und Boden im Sudetentenland in nichttschechischen Besitz. Berichten der tschechischen Landwirtschaftskammer zufolge besitzen Ausländer bereits mindestens ein Drittel der landwirtschaftlichen Flächen in „Westböhmen“. Ursache hierfür ist, dass es im Sudetentenland infolge der Vertreibung der rechtmäßigen deutschen Eigentümer kaum alteingesessene Besitzer gibt, die an ihrer Scholle hängen.

Gemäß den Benesch-Dekreten wurde das landwirtschaftliche Eigentum der Deutschen und Ungarn „in die Hände des tschechischen und slowakischen Bauerntums und der Landlosen“ gegeben oder aber verstaatlicht. Die „tschechischen und slowakischen Bauern und Landlosen“ konnten sich jedoch nur kurze Zeit ihres neuen Besitzes erfreuen, denn mit der Kollektivierung verloren sie bald wieder die Verfügungsgewalt.

Seit der Überwindung des Sozialismus versucht Prag zwar, die Kollektivierung rückgängig zu machen, viele der Besitzverhältnisse in der kurzen Zeit zwischen der Vertreibung der Deutschen und der Kollektivierung sind jedoch schwer zu rekonstruieren. Zudem wissen wir aus der Geschichte der DDR, dass aus den Bodenreformen im Machtbereich der Sowjetunion viele kleine Parzellen hervorgegangen sind, die eine Familie kaum ernähren konnten. Böse Zungen behaupten, dass dieses in der vorausschauenden Absicht geschah, bei diesen sogenannten Neubauern dann um so weniger Widerstand gegen eine Zusammenlegung in Form der Kollektivierung erwarten zu müssen. So haben heute, wie die „Su­de­tendeutsche Zeitung“ berichtet, vier Millionen Hektar Land fast drei Millionen Besitzer.

Diese Tatsache, dass das Sudetenland weniger durch lebensfähige Höfe als durch privaten Kleinstbesitz und Staatsbesitz geprägt ist, erleichtert es internationalen Investoren, hier auf Einkaufstour zu gehen und von dem im Vergleich zu den westeuropäischen EU-Partnern extrem niedrigen Bodenpreisniveau zu profitieren. Das erwähnte Moratorium bis 2011 wird dabei meist durch die Gründung von Handelsgesellschaften mit tschechischer Beteiligung umgangen.              Manuel Ruoff


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren