23.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
08.08.09 / Aus Sicht der Ermittler / Die Geschichte der RAF aus neuer Perspektive

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-09 vom 8. August 2009

Aus Sicht der Ermittler
Die Geschichte der RAF aus neuer Perspektive

2008 waren seit der Selbstauflösung der RAF zehn Jahre verstrichen. Und pünktlich zu diesem Anlass stürmte der deutsche Spielfilm „Der Baader Meinhof Komplex“ die Kinocharts.

Die Erinnerungen an die aus der 68er Generation hervorgegangene linksextremistische terroristische Vereinigung drängten erneut an die Oberfläche und viele junge Leute befassten sich erstmals mit den Machenschaften der RAF, ihren politischen Hintergründen und dem Stempel, den sie ihrer Zeit unwiderruflich aufgedrückt haben.

In „Sie nannten mich Familienbulle – Meine Jahre als Sonderermittler gegen die RAF“ berichtete der im Frühjahr 2008 verstorbene Ex-Kriminalhauptkommissar und Sonderermittler in der Soko Baader/Meinhof von seinen Ermittlungen gegen die sowie Erfahrungen mit der RAF. Alfred Klaus’ Buch lässt die 1970 von Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Horst Mahler und Ulrike Meinhof gegründete RAF  auferstehen.

Wie Stefan Aust in der Drehbuchvorlage zum Film „Der Baader Meinhof Komplex“ berichtet Alfred Klaus in seinem Buch chronologisch. Die Betrachtung setzt bei der Gründung der RAF ein, einer hochmotivierten, zum Teil gut organisierten und gerade dadurch so gefährlichen Gruppierung, und endet mit ihrem schmachvollen Untergang und dem Freitod der in der Stammheim inhaftierten Rädelsführer Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe.

Wer von dem Buch bisher noch unveröffentlichte Hintergrundinformationen erhofft, wird hier leider enttäuscht. Alfred Klaus schilderte hier ausschließlich als Zeitzeuge die bereits bekannten Fakten, wenn auch aus seiner persönlichen Sicht.

Faszinierend ist jedoch der Aufwand des ehemaligen Hauptkommissars, den dieser damals betrieb, um die politischen und familiären Hintergründe der RAF-Mitglieder zu erkennen und so deren Verhaltensmuster zu durchblicken.

Nachdem in „Der Baader Meinhof Komplex“ der Schwerpunkt auf den RAF-Mitglieder lag, ist es hier besonders interessant, die Sichtweise eines Polizisten, also der Gegenseite, zu erfahren.

Was mögen die Polizisten, die die Bürger mit ihrem Leib und Leben zu schützen suchten, bei folgenden Zeilen von Ulrike Meinhof, mit welcher viele Deutsche zu jenem Zeitpunkt noch sympathisierten, empfunden haben:

„,… wir sagen natürlich, die Bullen sind Schweine, wir sagen, der Typ in der Uniform ist ein Schwein, das ist kein Mensch, und so haben wir uns mit ihm auseinanderzusetzen … es ist falsch, überhaupt mit diesen Leuten zu reden, und natürlich kann geschossen werden.‘“

Alfred Klaus und Gabriele Droste ist mit „Sie nannten mich Familienbulle – Meine Jahre als Sonderermittler gegen die RAF“ ein brillantes Werk gelungen, das zur Diskussionen anregt. Denn Terrorismus und kontroverse Auseinandersetzungen über die regionale und weltweite Politik sind immer aktuell, denn sie betreffen jeden Einzelnen von uns.   A. Ney

Alfred Klaus mit Gabriele Droste: „Sie nannten mich Familienbulle – Meine Jahre als Sonderermittler gegen die RAF“, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2008, geb., 301 Seiten, 19,95 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren