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15.08.09 / Der unsichtbare Krieg / Eine Flut von Cyber-Attacken bedroht weltweit die Sicherheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-09 vom 15. August 2009

Der unsichtbare Krieg
Eine Flut von Cyber-Attacken bedroht weltweit die Sicherheit

Es ist ein Horrorszenario wie in einem Science-Fiction-Film: Plötzlich versagen die Mechanismen der Computerwelt, Geheimdienste, Verteidigungsministerium, Verkehrslenkung, Flugsicherheit, Börsen, Außenministerium und Wirtschaftsführung werden lahm gelegt. Rien ne vas plus!

Und doch steht die westliche Welt mit ihrer technischen Abhängigkeit bereits heute immer öfter vor solchen Herausforderungen. Hacker im Dienst fremder Mächte knacken die Sicherheitscodes und dringen in die staatlichen Großrechner ein, blockieren sie beispielsweise durch eine Masse von Anfragen oder Befehlen und lähmen so die Administration eines ganzen Landes, wie zur Zeit in den USA und in Südkorea, vermutlich durch hochqualifizierte Experten mit chinesischen Computern einer „Cyber-Krieg-Einheit“ des außer Rand und Band geratenen nordkoreanischen Diktators Kim Jong-il.

Die US-Bundespolizei FBI warnt inzwischen davor, dass solche Attacken neben atomarer Bedrohung und dem Einsatz anderer Massenvernichtungswaffen zur drittgrößten Bedrohung der Großmacht geworden sind. In den Händen verbrecherischer Regime und Terroristen könnten so Schäden angerichtet werden, die keineswegs geringer als jene durch den schwarzen 11. September 2001 sind. Da die Bedrohungen aus der Cyberwelt nicht sichtbar sind, werden sie oft – so das FBI – sträflich unterschätzt. Anfang Juli etwa wurde festgestellt, dass unbekannte Hacker in die Computer der US-Stromversorger eingedringen und die gesamte Energieversorgung der Staaten lahmlegen könnten – ein wirtschaftlicher Kollaps wäre die Folge. Noch geht es den Cyber-Spionen nicht um diese möglichen Auswirkungen, derzeit sammeln sie nur Informationen.

Nach Informationen der Londoner „The Times“ zielt beispielsweise Peking darauf ab, seine Rivalen bis 2050 elektronisch zu beherrschen. Ziel sei es, die finanziellen und militärischen Möglichkeiten des potenziellen Feindes sowie seine Kommunikationswege stillzulegen – ein Krieg ohne Tote, aber dennoch mit der Vernichtung des Gegners.

„Die Militarisierung des Internets schreitet voran“, kommentierte kürzlich der Sicherheitsexperte José Nazario bei einer Sicherheitskonferenz in Boston das Geschehen, „und es gibt leider keinen rauchenden Colt, um den Urheber auszumachen.“

Der leise, unsichtbare Cyberkrieg, er ist längst Wirklichkeit und macht auch vor der Bundesrepublik und ihren Verbündeten nicht halt. Nach Schätzung der Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft (ASW) liegt allein der ökonomische Schaden in Deutschland bei jährlich 50 Milliarden Euro. Hauptträger dieser Attacken sind nach Angaben aus dem Verfassungsschutz die Russische Föderation und China. Ihre Aufklärungsziele erstrecken sich auf die Gewinnung von Informationen aus Politik, Militär und Wirtschaft sowie die Unterwanderung ganzer Organisationen. In Rheinbach bei Bonn nimmt eine Spezialeinheit der Bundeswehr zur Abwehr solcher Gefahren demnächst ihre Arbeit auf. Immerhin wurden sowohl im Kanzleramt als auch in mehreren Ministerien bereits Computer-Spähprogramme gefunden, auch die Bundeswehr war zeitweise betroffen.             Joachim Feyerabend


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