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15.08.09 / Kolat fordert Geschichtsschönung / Der Genozid an den Armeniern soll aus Brandenburgs Unterricht verschwinden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-09 vom 15. August 2009

Kolat fordert Geschichtsschönung
Der Genozid an den Armeniern soll aus Brandenburgs Unterricht verschwinden

Deutsche Vorstellungen, Regeln und Autoritäten werden in manchen Einwandererkreisen zunehmend abgelehnt. Hingegen sehen sich die Deutschen mit der Forderung konfrontiert, sich ihrerseits zu fügen.

Vor zwei Wochen war im Columbiabad die Hölle los. Der warme und sonnige Sonntag hatte ganz friedlich begonnen, aber am Nachmittag kippte in dem Neuköllner Freibad die Stimmung. Etwa 50 Jungen und junge Männer zwischen elf und 24 Jahren randalierten, sprangen verbotenerweise vom Beckenrand, stürmten den Sprungturm und nahmen die Rutsche in Beschlag.

„Damit gefährdeten sie sich und andere“, sagte ein Sprecher der Bäderbetriebe. Wenn 20 Personen gleichzeitig vom Turm sprängen, sei das lebensgefährlich. Ein Augenzeuge berichtet, dass die Rutsche bereits zu wackeln angefangen habe. Sie hätte zerbrechen und mehrere Badegäste unter sich begraben können. In dem zweitgrößten Berliner Freibad, in dem sich zu dem Zeitpunkt mehrere tausend Personen aufhielten, drohte ein Unfall größeren Ausmaßes.

Der Bademeister und seine Anweisungen wurden von den jungen Leuten einfach missachtet. Auch acht herbeigerufene Wachleute blieben machtlos. Selbst als die Polizei mit 60 Mann eintraf, bekam sie die Lage nur langsam unter Kontrolle. Die Randalierer ignorierten ihre Aufforderungen und mussten einzeln hinausgetragen werden. Kein Einzelfall in Neukölln. Nach übereinstimmenden Presseberichten handelte es sich bei den Randalierern fast ausschließlich um Personen mit Migrationshintergrund, die sich partout nicht an die Hausordnung des Freibades halten und die Autorität in Form von Bademeister und Wachpersonal nicht anerkennen wollten.

Jeder in Neukölln kennt diese Probleme mit Migrationsjugendlichen. Aber darüber wird lieber nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen. Offiziell sind die „soziale Benachteiligung“ oder die „kulturellen Unterschiede“ schuld an diesem Verhalten. Der „Tagesspiegel“ schob das rabiate Auftreten der Zuwandererkinder gar der „drückenden Hitze“ zu.

Kenner der Szene weisen eher darauf hin, dass in gewissen Zuwanderermilieus eben andere Gesetze gelten. Viele Türken – von ihnen wohnen über 100000 in Berlin – lebten nach ihren eigenen Regeln. Die wichtigsten Autoritäten seien der Vater und der Imam. Deutsche Autoritätspersonen wie Lehrer oder Polizisten zählten nicht viel.

Die Bereitschaft, sich den Regeln der Mehrheitsgesellschaft zu fügen, nimmt dabei insgesamt eher ab als zu, die Integration läuft rückwärts. Stattdessen fordern türkische Interessenvertreter von den Deutschen, dass diese sich den türkischen Vorstellungen anzupassen hätten.

Dieser Anspruch reicht bis hinein in die inhaltliche Gestaltung des Schulunterrichts – so wie jetzt hinsichtlich der schulischen Verarbeitung des Völkermords an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs. Der Schriftsteller Franz Werfel hat in seinem Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ deren tragisches Schicksal im Osmanischen Reich der Jahre 1915 bis 1917 geschildert. Hunderttausende der christlichen Armenier, die lange vor den Türken in Kleinasien lebten, wurden damals von fanatischen „Jungtürken“ ermordet.

Für viele Türken ist Franz Werfels Buch eine Provokation. In der Türkei ist es sogar verboten, über diesen Aspekt der türkischen Geschichte zu sprechen. So wie Holocaust-Leugnung bei uns – nur andersherum.

Führende Türken wünschen sich, dass auch in Deutschland nicht mehr über die Schuld der Türken gesprochen wird. Kenan Kolat (49), der wortgewaltige Chef der „Türkischen Gemeinde“, hat sich jetzt gegen eine Lehrerhandreichung des Landes Brandenburg ausgesprochen, weil dort die Massaker thematisiert werden. Sie sei eine „psychologische Belastung für türkische Schüler und gefährdet den inneren Frieden“, so Kolat.

Verbrechen der Vergangenheit als psychologische Belastung für heutige Schülergenerationen? Das sind Sätze wie Backpfeifen. Deutsche Politiker und Pädagogen haben nicht das geringste Verständnis für diese Haltung. Schließlich spielt der Judenmord der Nazis im deutschen Lehrplan eine herausgehobene Rolle. Die Beschäftigung mit der Schande stabilisiere die deutschen Schüler, statt sie zu verunsichern, so die geltende Überzeugung.

Da ist es schwer zu verstehen, dass der Minderheiten-Vertreter Kolat, der nach eigenem Verständnis die Interessen der „benachteiligten Türken“ vertritt, sich zum Wortführer von Genozid-Leugnern macht. Weite Teile der Öffentlichkeit quittierten den Vorstoß denn auch mit konsterniertem Schweigen. Die Äußerungen des SPD-Mitglieds Kolat fanden kaum ein Echo in der Presse und gar keines in seiner Partei.

Ein zentraler Streitpunkt ist die Zahl der Opfer. Die Schätzungen gehen von bis zu 1,5 Millionen aus, was türkische Nationalisten für viel zu hoch gegriffen halten. Kolat sagte in einem Interview mit der Zeitung „Hürriyet“, die Schüler würden mit dieser Behauptung „regelrecht konfrontiert“. Sie würden dabei „unnötig in ihrer schulischen Leistung beeinflusst“. Er hat sich deswegen auch schon an Bundeskanzlerin Angela Merkel gewandt, weil er die „unzureichende und einseitige“ Abhandlung des ersten Völkermords im 20. Jahrhundert ändern möchte.             Markus Schleusener

Foto: Schüler werden „unnötig in ihrer schulischen Leistung beeinflusst“: Kenan Kolat möchte türkische Schüler nicht mit dem Genozid an den Armeniern „belasten“.


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