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15.08.09 / Geschichte voller Pannen / Bei der Privatisierung der Bahn wurden viele Fehler gemacht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-09 vom 15. August 2009

Geschichte voller Pannen
Bei der Privatisierung der Bahn wurden viele Fehler gemacht

Das große Reformieren der einstigen Deutschen Bundesbahn begann in den späten 80er Jahren. Schon zuvor hatten verschiedene Regierungen Reformkommissionen zur Begrenzung der Schulden des Betriebs eingesetzt – mit geringem Erfolg. Schlecht war 1989 die Gesamtbilanz: 44 Milliarden Deutsche Mark Schulden hatte die Bundesbahn angehäuft.

Von 1991 an stellte der deshalb als Reformer eingesetzte Bahnchef Heinz Otto Dürr die Weichen weg vom Staatsbetrieb, hin zu mehr Wirtschaftlichkeit. Er öffnete mit dem „Wochenendticket“ neuen, jüngeren Kunden die Nah- und Regionalzüge. Für anfangs 15 Deutsche Mark fuhren vor allem Schüler und Studenten in Scharen durch Deutschland. Doch bald mussten die künstlich niedrigen Preise angehoben werden, am Zustand und Takt der Züge änderte sich wenig. Sorgenkind der Bahn war zu Dürrs Zeit nicht nur der regionale Schienenverkehr. Seit Jahren gingen die Fahrgastzahlen in allen Bereichen zurück. Um mit dem Flugzeug konkurrieren zu können und die jahrelang ausgebliebenen Investitionen in den Personenverkehr aufzuholen, setzte der vormalige AEG-Sanierer den ICE aufs Gleis. Neubaustrecken und Hochgeschwindigkeitszüge sorgten nebenbei für den Anschluss deutscher Bahntechnik an die internationale Konkurrenz. 1992 gab es die Bahn-Card – eine Vereinfachung des Fahrpreissystems. Außerdem blieb es trotz der aus der Privatwirtschaft abgeschauten Neuerungen und Investitionen bei den immer noch erheblichen Steuerzuschüsse des Bundes in den Bahnbetrieb.

Das langfristige Ziel, die „Behördenbahn“ abzuschaffen, bestimmte seitdem das Denken im Management. Zunehmend schneller und radikaler trennte sich die Bahn von allem und allen, die als Negativfaktoren zu Buche schlugen.

1993 billigte nach dem Bundestag auch der Bundesrat die Bahnreform. Es war das Signal zum entscheidenden Schub in Richtung privatwirtschaftlicher Ausrichtung. Der Name Deutsche Bahn mit dem entscheidenden Zusatz AG hielt ab 1994 Einzug in den Alltag. Zuvor musste das marode Schienennetz der einstigen DDR auf Westniveau gebracht werden. Statt sich auf das Kerngeschäft, darunter auch den Schienennahverkehr zu besinnen, stieß die Deutsche Bahn diesen Zweig 1996 an die Bundesländer ab. Streckenstilllegungen begleiteten die Maßnahme.

2002 fielen die neuen Fahrkartenautomaten aus. Drastische Umsatzeinbrüche zwangen die Bahn, diese Neuerung nach einem halben Jahr weitgehend zurückzunehmen. Zwei Bahn-Vorstände mussten gehen. Bahnchef Mehdorn, seit 1999 im Amt, hielt sich dank politischer Rückendeckung des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD). Den geplanten Börsengang der Bahn musste Mehdorn für Jahre von der Tagesordnung streichen. Anfang Ok-tober 2008 machte die Wirtschaftskrise den inzwischen bereits konkreten Börsentermin wieder zunichte. Das Ende der Ära Mehdorn war absehbar. Unter seiner Ägide stiegen die Schulden der Bahn von 9,3 auf 16 Milliarden Euro.  SV


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